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Der ewige Underdog: Der 1. FC Union Berlin bleibt das Two-Face der Bundesliga
Der emotionale 3:1-Erfolg am Freitagabend zeigt erneut: Gegen Topteams wie Leipzig laufen die Köpenicker zu großer Form auf, gegen die Heidenheims der Liga eher nicht.

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Beim 1. FC Union sprechen sie gerne von ihrem wahren Gesicht. Grimmig soll es sein, kämpferisch und unangenehm für den Gegner. In dieser Saison war es das schon mehrfach. Beim 3:1 gegen Leipzig am Freitagabend, bei den beiden Spielen gegen die Bayern, auch in Frankfurt und gegen Stuttgart.
Wie Two-Face, der böse Widersacher von Batman in den DC-Comics, haben die Berliner aber noch ein zweites Gesicht. Es ist nicht so verätzt wie jenes von Tommy Lee Jones in der Verfilmung von 1995, aber ebenfalls ziemlich unansehnlich.
Auf den ersten Blick sehen die Ergebnisse von Union chaotisch und unberechenbar aus, doch bei genauerem Hinsehen ist ein klares Muster zu erkennen. Während Union gegen die Topteams der Liga oft gut spielt, stellen die vermeintlich leichteren Gegner das Team von Steffen Baumgart vor Probleme. Zu sehen etwa gegen Heidenheim oder zuletzt gegen kriselnde Wolfsburger.
Natürlich gibt es für eine solche Schieflage nicht den einen Grund, sondern eine Vielzahl: Union fühlt sich mit Ballbesitz nicht sonderlich wohl und braucht Platz zum Umschalten, den Teams aus dem Tabellenkeller eher nicht freigeben.
Im letzten Spiel geht es nach Köln
Es scheint aber abseits aller Taktik auch eine Sache der Einstellung zu sein. Nicht, dass die Berliner gegen weniger namhafte Gegner lustlos agieren würden, doch die großen Teams liegen Union deutlich besser, besonders im Stadion An der Alten Försterei. Die ganze Vereinsidentität basiert auf dem Kampf gegen schier übermächtige Widersacher.
In der Rolle des Underdogs gehen die Köpenicker auf. Wenn sie nichts zu verlieren haben, sich mit aller Macht in jeden Zweikampf werfen und dabei von ihren Fans für jede Grätsche gefeiert werden, zeigen sie das Gesicht, das sie am liebsten sehen.
An einem emotionalen Sieg wie gegen Leipzig können sich Mannschaft und Umfeld berauschen. Auch tabellarisch war der Erfolg nach drei Niederlagen in Folge eminent wichtig, um nicht in der unmittelbaren Abstiegszone zu überwintern.
Allerdings unterstreichen die vergangenen Wochen auch, welche Hausaufgaben Baumgart und sein Team noch haben. Damit Unions Lieblingsgesicht auch häufiger gegen die Heidenheims der Liga zu sehen ist – oder den nächsten Gegner, den Aufsteiger 1. FC Köln.
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