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Der FC Barcelona betreibt seit Jahren Missmanagement.

© IMAGO/Sergio Ros/IMAGO/S. Ros

Der Fall Dani Olmo: Mit Fußballromantik hat der FC Barcelona schon lange nichts mehr zu tun

Dani Olmo darf ab sofort nicht mehr für den FC Barcelona spielen. Das ist die Folge jahrelangen Missmanagements und eines grassierenden Größenwahns im globalen Fußball.

Stefan Hermanns
Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Stand:

Als Dani Olmo im vergangenen Sommer für 55 Millionen Euro von Rasenballsport Leipzig zum FC Barcelona gewechselt ist, da hat das bei seinem früheren Berater alles andere als eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Als übertrieben, barbarisch und unverschämt bezeichnete er die Ablöse für seinen früheren Schützling. Wobei er bei seinem Urteil nicht ganz objektiv gewesen sein könnte.

Denn ganz grundsätzlich galt Olmos Verpflichtung als guter Deal. Im turbokapitalistischen Profifußball unserer Zeit geht ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag für einen Spieler seiner Klasse fast schon als Schnäppchenpreis durch.

Es sei denn, man heißt FC Barcelona und hat es mit den Finanzen in den vergangenen Jahren, nun ja, nicht ganz so genau genommen. Die Katalanen, die von sich behaupten, mehr als ein Klub zu sein, sind nun daran gescheitert, Olmo für den Rest der laufenden Saison zu registrieren. Der offensive Mittelfeldspieler könnte Barça damit auf der Stelle verlassen, ohne dass der Klub einen einzigen Cent für ihn sähe.

Erfinderisch nur, wenn’s ums Geld geht

Olmo – das ist die gute Nachricht für den FC Barcelona – will trotzdem bleiben. Offenbar vertraut er auf den Erfindungsreichtum seines aktuellen Arbeitgebers, der schon im Sommer arg zu kämpfen hatte, um die die Financial-Fair-Play-Auflagen der spanischen Liga zu erfüllen und eine Spielgenehmigung für ihn zu erhalten.

Das Problem ist also nicht neu und letztlich nur das Resultat der gravierenden Misswirtschaft, die der Klub zu Zeiten von Lionel Messi betrieben hat. Zwischen 2017 und 2021 hat der Argentinier bei Barça insgesamt 555 Millionen Euro verdient – knapp ein Drittel der gesamten Personalkosten. Um zu erkennen, dass das nicht gesund sein kann, muss man keinen Bachelor in Betriebswirtschaft haben.

Als Folge des grassierenden Größenwahns hat der FC Barcelona nicht nur sein Tafelsilber verkaufen müssen; er hat – bildlich gesprochen – auch sein Porzellangeschirr längst verpfändet. Der Klub, der gern anders sein will als alle anderen, ist damit nur das prominenteste Beispiel für das zweifelhafte Finanzgebaren an der Spitze des globalen Profifußballs: Mehr, mehr, mehr! Koste es, was es wolle!

Damit Dani Olmo auch weiterhin für den FC Barcelona spielen darf, braucht es dringend neue Ertragsquellen. Aktuell erhofft sich der Klub 100 Millionen Euro durch den Verkauf von Vip-Logen im Stadion Camp Nou, das gerade modernisiert wird. Als Interessent gilt ein arabischer Investment-Fond.

Der FC Barcelona galt einmal als Lieblingsklub aller Fußballromantiker. Weil er zum Beispiel aus eigenen Stücken auf einen Trikotsponsor verzichtet hat. Weil er sich dem schönen Fußball verschrieben hat. Und weil er seine besten Spieler (Messi, Xavi, Iniesta, Piqué) tatsächlich selbst ausgebildet hat.

Aber Romantik muss man sich leisten können. Der FC Barcelona kann das schon lange nicht mehr.

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