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Kevin Pezzoni hatte nach massiven Drohungen von Fans seinen Vertrag mit dem 1. FC Köln aufgelöst.

© dpa

Kevin Pezzoni: Der Feind im eigenen Block

Die Drohungen von Kölner Fans gegen Kevin Pezzoni erschüttern den deutschen Fußball. Die Anhänger der Domstädter fielen in der näheren Vergangenheit bereits mehrfach durch ähnliche Verhalten auf. Der 1. FC Köln kündigte eine Null-Toleranz-Politik an.

Am Samstagabend meldete sich Werner Spinner zu Wort. Der Präsident des 1. FC Köln versuchte in einer Erklärung um die Vertragsauflösung mit Kevin Pezzoni vom Freitag eine Null-Toleranz-Politik anzukündigen. „Vorfälle, wie wir sie jetzt leider im Umfeld des Fußballs diskutieren, sind das Werk einiger weniger Störer und Chaoten, die mit ihrem Verhalten den gesamten Verein und seine Fans in Verruf bringen“, teilte Spinner mit. Gegen diese Personen werde der Klub konsequent vorgehen. „Sie erhalten Stadionverbote, werden aus dem Verein ausgeschlossen – sofern sie Mitglieder sind –, und der FC wird eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, um auch strafrechtlich gegen sie vorzugehen.“

Wenn ein Klub derartige Statements von sich gibt, ist es meist schlimm um Teile seines Umfelds bestellt. In Köln tauchen solche Meldungen in den vergangenen Wochen und Monaten allerdings in unschöner Regelmäßigkeit auf. Der Zweitligist hat in dieser Frage ein schwerwiegendes Problem. Auch wenn die Verantwortlichen zu Recht betonen, dass es sich bei diesen Aussetzern nur um eine kleine Gruppe handelt und die große Mehrheit sich von Gewalttaten und Bedrohungen distanziert, so bekommt der Klub diese Gruppierungen einfach nicht in den Griff. Im März überfielen FC-Anhänger auf der Autobahn einen Bus mit Fans von Borussia Mönchengladbach. Minuten nach dem Abstieg aus der Bundesliga versuchten Teile der Südkurve, den Platz zu stürmen, zündeten Rauchbomben und konnten nur durch massive Polizeipräsenz zurückgehalten werden. Verteidiger Christian Eichner musste an diesem Tag im Kofferraum des Autos seiner Eltern das Stadion verlassen, weil er bedroht worden war. Diese Liste ließe sich fortführen.

Dieses Mal ist Kevin Pezzoni der Leidtragende. Der 23-Jährige ist nicht mehr Teil der Kölner Mannschaft, weil er von ein paar Hooligans derart unter Druck gesetzt wurde, dass er sich nicht mehr in der Lage sah, seinen Beruf noch auszuüben. „Eine Gruppe von Menschen lauerte ihm in dieser Woche vor seiner Wohnung auf. Er wurde angepöbelt“, sagte Trainer Holger Stanislawski. Der Verein sah sich offenbar nicht mehr in der Lage, den Spieler ausreichend zu schützen. Der Vertrag wurde aufgelöst. Nach der Niederlage gegen Aue vor einer Woche war Pezzoni von den eigenen Fans bespuckt worden. Bei Facebook wurde zu körperlicher Gewalt gegen ihn aufgerufen. „Das ist ein Schock für die Mannschaft, weil das wieder eine neue Dimension ist“, sagte Eichner.

Pezzoni gilt vielen Kölner Fans als Sinnbild des sportlichen Abstiegs. War er am Ball, ging stets ein destruktives Raunen durchs Publikum. Bereits im Februar hatte ihm ein Schläger bei einer Karnevalsparty das Nasenbein gebrochen. Jürgen Klopp, der Pezzoni seit Kindertagen aus Frankfurt kennt, fand deutliche Worte. „Das sprengt alle Grenzen. Es geht darum, dass wir diese Leute finden und ihnen das Handwerk legen“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. „Wenn wir das nicht mehr als Spiel verstehen, müssen wir es lassen.“

Die neue Kölner Vereinsführung versucht sich seit ihrem Amtsantritt im April am Dialog mit den Fangruppierungen und wirbt für Toleranz und respektvollen Umgang. Für Kevin Pezzoni, der sich erst einmal in seine Heimat Frankfurt zurückgezogen hat und sich nicht äußern will, kommen diese Bemühungen zu spät.

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