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Sport: Der größte Pokal

Für Turbine Potsdam ist das Uefa-Cup-Finale der Höhepunkt der Vereinsgeschichte

Potsdam - In T-Shirt und Trainingshose steht Steffen Kreische beim Abschlusstraining am Potsdamer Luftschiffhafen neben Turbines Trainer Bernd Schröder und macht sich akribisch Notizen. Wer soll im Final-Hinspiel des Uefa-Cups in Stockholm Schwedens Superstar Victoria Svensson stoppen? Was ist Potsdams Ziel für die Partie am Pfingstsonntag bei Djurgarden/Alvsjö? Kreische sieht nicht nur aus wie ein Fußballtrainer, er ist auch einer, er ist gerade mit den Fußballerinnen der Potsdamer Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportschule Schüler-Weltmeister geworden und gehört zu Turbines Trainerstab. Jedes Detail soll stimmen, schließlich will er den Verein perfekt repräsentieren, wenn er heute während der Live-Übertragung (ab 12.45 Uhr) des Spiels als Gesprächspartner im Fernsehstudio des RBB sitzt. Turbine stehen die wichtigsten zwei Wochen des Jahres bevor. Das Rückspiel findet am kommenden Samstag im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion statt, und am 28. Mai will Potsdam im Olympiastadion den Pokaltriumph im Finale gegen den 1. FFC Frankfurt wiederholen.

„Für uns ist das Uefa-Cup-Finale der absolute Höhepunkt der Vereinsgeschichte“, sagt Schröder, der schon 1971 das allererste Training leitete. Zu DDR-Zeiten fälschte er vor einem Turnier in Polen die Teilnehmerliste, weil mit Inter Mailand ein West-Team eingeladen war. Er erstellte politisch korrekte Listen, Turbine erhielt die Reiseerlaubnis – und durfte, als alles aufflog, ab 1987 nicht mehr an Turnieren im Ausland teilnehmen. 18 Jahre später ist Potsdam der letzte deutsche Teilnehmer in einem internationalen Wettbewerb, kein Männerteam ist so weit gekommen. Nur wenn der letztjährige Meister und DFB-Pokalsieger den Uefa-Cup gewinnt, darf er dort in der kommenden Saison starten. Sonst ist nur der Deutsche Meister dafür qualifiziert – der 1. FFC Frankfurt.

Doch die Finalvorbereitungen verliefen nicht wie gewünscht. Am Dienstag verlor der Tabellenzweite ohne vier Stammspielerinnen, die geschont wurden, beim Aufsteiger Crailsheim 0:2. Der Uefa-Cup steckte schon in den Köpfen, „es wird spannend zu sehen, ob wir den Hebel von null auf hundert umlegen können“, sagt Nationaltorhüterin Nadine Angerer. Das aber ist notwendig, ist Djurgarden/Alvsjö für Schröder doch „das mit Abstand stärkste Team“, das im Uefa-Cup vertreten ist. In Schweden hat die Saison gerade begonnen, nach mäßigem Start ist Stockholm „auf dem Weg nach oben“. Sein Team hingegen könne zum Saisonende kräftemäßig nicht mehr zusetzen – gegen die körperbetont spielenden Schwedinnen ein Nachteil.

„Ziel ist es, in Schweden ein Tor zu schießen, sonst wird es eng“, diktiert Schröder Steffen Kreische in den Notizblock. Wer gegen Victoria Svensson spielt, hängt davon ab, ob sie als Mittelstürmerin oder als Linksaußen aufläuft. Jennifer Zietz, Ariane Hingst, Navina Omilade oder Sonja Fuß wird Schröder auf den Star ansetzen. Alles ist möglich. Auch für Turbine.

Helen Ruwald

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