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Der Mann fürs Brutale im deutschen Eishockey: Tim Stützle verändert den Anspruch bei der WM
Der Stürmer der Ottawa Senators gehört zu den spannendsten Spielern in der NHL. Nun soll das DEB-Team in Herning von seinen besonderen Qualitäten profitieren.
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In den vergangenen Tagen wirkte es so, als würde eine Art Staatsgast von höchstem Rang nach Herning reisen.
Nachdem lange spekuliert wurde, ob NHL-Stürmer Tim Stützle das deutsche Team bei der Eishockey-WM überhaupt unterstützen wird, wurden nach seiner Zusage so ziemlich alle Schritte des 23 Jahre alten Angreifers von den Ottawa Senators medial dokumentiert.
Das 4:1 gegen Kasachstan, bei dem sich die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis deutlich schwerer getan hat als beim 6:1 am Tag zuvor gegen Ungarn, hatte Stützle bereits in der Halle verfolgt. „Ich habe mit meinen Physiotherapeuten alles abgewogen, wie groß das Risiko ist, ob es Sinn macht“, sagte er am Montagnachmittag. Und es macht Sinn.
Schnell und gutes Spielverständnis
Gegen Norwegen am Dienstag (16.20 Uhr, ProSieben) wird er nun voraussichtlich auflaufen. Gegen die Nordeuropäer sollte ein weiterer Sieg eigentlich nur Formsache sein. Es ist also eine gute Gelegenheit, um sich mit den Kollegen einzuspielen.
„Er hat eine brutale Qualität“, schwärmt Stürmer Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks über die Verstärkung. „Er ist brutal schnell, hat ein brutales Spielverständnis. Er wird uns sehr weiterhelfen.“
Stützle erreichte mit Ottawa zum ersten Mal seit 2017 die Play-offs
Beim Draft 2020 waren beide Spieler in der ersten Runde von ihren Vereinen ausgewählt worden. Während Reichel noch immer nicht so richtig seine Rolle gefunden hat, ist Stützle das Gesicht des Umbruchs des kanadischen Teams geworden.
Zum ersten Mal seit 2017 hatten sich die Senators in diesem Jahr wieder für die Play-offs qualifiziert, scheiterten aber in der „Battle of Ontario“ an den Toronto Maple Leafs.
„Ich freue mich jetzt schon darauf, die Jungs nach dem Sommer alle wiederzusehen. Ich denke, hier wächst etwas Tolles zusammen. Die Entwicklung, die das Team genommen hat, macht mich sehr stolz“, sagte er nach dem Saisonaus. Im Gegensatz zu Reichels Blackhawks ist beim Teambuilding eine Strategie zu erkennen, mit Stützle im Zentrum.
Noch immer steht Stützle im Schatten von Leon Draisaitl, der als der deutsche Eishockey-Star schlechthin gilt. Derzeit kämpft er mit den Edmonton Oilers gegen die Vegas Golden Knights um den Einzug ins Halbfinale um den Stanley Cup. Im vergangenen Jahr hatte sein Team den Titel im entscheidenden siebten Spiel verpasst.
Davon ist Stützle mit Ottawa noch ein ganzes Stück entfernt. Aber nach fünf Jahren in der schillerndsten Eishockey-Liga der Welt hat er beachtliche Werte vorzuweisen. Bereits 373 Spiele bestritt der gebürtige Viersener bereits, in diesen schoss er 117 Tore und bereitete 214 Treffer vor.
Draisaitl stand in seinem ersten halben NHL-Jahrzehnt in 364 Spielen auf dem Eis, sammelte dabei 328 Scorerpunkte. Der Punkteschnitt pro Spiel ist also fast identisch.
Zu schnell für die meisten seiner Gegenspieler
Stützles großer Trumpf ist seine Geschwindigkeit, die dafür sorgt, dass er von seinen Gegenspielern kaum aufzuhalten ist.

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Während der vergangenen Saison wurden bereits Parallelen zu Draisaitls Teamkollege Connor McDavid gezogen, der wie kein anderer seine läuferischen Fähigkeiten in Tore und Vorbereitungen umzumünzen versteht.
„Ich war immer ziemlich gut auf den Kanten“, sagte Stützle vor einigen Monaten gegenüber nhl.com, „ich versuche, jedes Jahr schneller zu werden. Heutzutage ist das Spieltempo ein großer Teil des Eishockeys.“
Vor allem in der zweiten Hälfte der Gruppenphase wird das auch bei der WM wichtig werden. Dann bekommt es Deutschland mit deutlich stärkeren Gegnern wie Vize-Weltmeister Schweiz (Donnerstag), den USA (Samstag) und Titelverteidiger Tschechien (Montag) zu tun, ehe die Vorrunde gegen Gastgeber Dänemark (Dienstag) endet. „Wenn der Druck am größten ist, macht es am meisten Spaß“, gab sich Stützle bereits angriffslustig.
NHL-Verteidiger und Auswahl-Kapitän Moritz Seider aus Detroit ist überzeugt, dass es mit dem Neuen im Team ein anderes Turnier werden wird. „Er wird ein unheimlicher Gewinn für die Mannschaft. Wir werden zusammen eine sehr gute Zeit haben.“ (mit dpa)
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