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Da geht zu wenig. Stéphane Richer am Sonntag beim Spiel in Wolfsburg.

© Imago/Jan Huebner

Eisbären in der Krise: Der Sportdirektor muss den Trainer entlasten

Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer hat sich mit dem Trainer Richer wohl einen Fehlgriff geleistet. Das sollte er nun korrigieren. Ein Kommentar

Von zehn Spielen seit dem Trainerwechsel nur drei gewonnen, den Absturz auf Platz elf und damit die schwächste Saison in diesem Jahrtausend in Sichtweite: Schwächer als zur Zeit haben sich die Eisbären seit ihrem ersten Meistertitel im Jahr 2005 nie präsentiert. Sportdirektor Stéphane Richer müsste spätestens nach der Niederlage am Sonntag in Wolfsburg den Trainer feuern. Kann er aber nicht, weil er selbst der Trainer ist. Also muss er zurücktreten, aber womöglich hat er Angst davor. Weil der Rücktritt einem Eingeständnis gleichkäme, dass sich der Sportdirektor Richer mit dem Trainer Richer einen glatten Fehlgriff geleistet hat.

Die Bilanz des Trainers Richer liegt mit 0,9 Punkten pro Spiel seit Amtsübernahme jenseits allem, was von dem einst besten deutschen Eishockeyteam aufgrund seiner Besetzung in der aktuellen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga zu erwarten ist. Nur einen von drei Siegen unter der Regie von Richer gab es nach 60 Minuten. Geht es so weiter, verspielen sie beim siebenmaligen Deutschen Meister sogar noch die Pre-Play-offs. Der Vorsprung auf den Elftplatzierten Nürnberg schmilzt kontinuierlich.

Es geht nicht darum, wie Stéphane Richer aus der trüben Nummer herauskommt. Es geht um die Eisbären

Offensichtlich hat sich Richer das mit der Demission von Trainer Clement Jodoin vor knapp einem Monat zu einfach vorgestellt. Mit ein paar Änderungen in Formation und Taktik und anderer Stimmung ist es nicht getan. Das Team ist an sich von der Qualität nicht so besetzt, wie die Eisbären das schon mal waren. Dazu kommt, dass viele Spieler dem hinterherlaufen, was sie eigentlich leisten können. Doch Richer kann ihnen den Weg nicht zeigen. Daher sollte Stéphane Richer sich von der Last des Traineramts befreien - offensichtlich ist die Doppelfunktion nicht zielführend.

Stéphane Richer bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Er muss schleunigst einen fähigen Cheftrainer präsentieren, zum Beispiel Serge Aubin – seinen alten Freund, der am Montag von seinem Züricher Klub entlassen worden ist. Mit ihm könnte er dann für die nächste Saison planen. Es schreit nach einen Umbruch.

Es wird sicher am Renommee des Cheftrainers Richer kratzen, der ja offensichtlich der Situation nicht gewachsen ist. Aber es geht nicht darum, wie Stéphane Richer aus der trüben Nummer herauskommt. Es geht um die Zukunft der Eisbären. Und die steht auf dem Spiel, so lange so weiter gewerkelt wird wie im Moment.

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