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Der Trainerwechsel bei Alba Berlin wirkt: Dreier, Donuts und ein Affe mit Hut
Alba Berlin ist mit zwei überzeugenden Siegen in die Amtszeit von Pedro Calles gestartet. Die Mannschaft wirkt befreit von einer schweren Last, doch das Programm bleibt hart.
Stand:
Der frühere Nationalspieler und aktuelle Fernsehexperte Per Günther hat den Effekt eines Trainerwechsels im Podcast „Abteilung Basketball“ einmal sehr plakativ beschrieben. Nach einer schwierigen Phase könne man auch einen Affen mit Hut an die Seitenlinie stellen und die Mannschaft würde die ersten drei Spiele allein aufgrund dieses neuen Impulses gewinnen.
Das war natürlich reichlich überspitzt, doch die vergangenen Tage bei Alba Berlin haben den Grundgedanken hinter dieser These bestätigt. Nach der Entlassung des langjährigen Cheftrainers Israel González am vergangenen Mittwoch hat der kriselnde Vizemeister unter dem beförderten Assistenten Pedro Calles zwei überzeugende Siege eingefahren. Erst in der Euroleague gegen Baskonia Vitoria-Gasteiz, dann am Sonntag in der Bundesliga beim Tabellendritten in Braunschweig.
Beim 108:73 in Niedersachsen knackten die Berliner zum ersten Mal seit Dezember wieder die 100-Punkte-Marke und dürfen sich über eine Runde Donuts von Center Michael Kessens freuen. Alba wirkt wie befreit durch den Trainerwechsel und zeigt auf dem Feld wieder Spielwitz. Nach Wochen, in denen jeder Angriff mühsam war, in denen die Mannschaft auf der Suche nach der Wende immer weiter verkrampfte, ist die Lockerheit zurück.
Das lässt sich auch in den Statistiken ablesen. In der Bundesliga und der Euroleague rangierte Alba unter González bei den Dreierquoten mit weniger als 30 Prozent auf dem 17. und 18. Rang. Gegen Baskonia trafen die Berliner 40 Prozent ihrer Distanzwürfe, in Braunschweig sogar 48,1. Nach nur wenigen Trainingseinheiten mit dem neuen Coach ist es unwahrscheinlich, diese Verbesserungen auf taktische Änderungen zurückzuführen. Es geht aktuell vor allem um den Kopf.
Gerade für eine Mannschaft, die schnell spielen will wie Alba und keine Ausnahmekönner im Eins-gegen-eins wie früher Maodo Lo mehr in ihren Reihen hat, ist der Dreier einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Fallen die Distanzwürfe – und das wie in Braunschweig nicht nur bei Matt Thomas, sondern auch bei Malte Delow, Martin Hermannsson und Justin Bean –, wird das Feld größer, es ergeben sich Räume und der Gegner wird überrollt. Früher passierte das in der BBL regelmäßig, in dieser Saison war fast jedes Spiel harte Arbeit.
In der BBL bleibt Alba Tabellenzwölfter, befindet sich mit elf Siegen und elf Niederlagen aber in einem Pulk von sechs Mannschaften mit gleicher Bilanz. Von diesen haben die Berliner aktuell die beste Form und bei noch zehn ausstehenden Spielen ist nicht nur ein Platz in den Play-ins realistisch, sondern sogar noch die direkte Qualifikation für die Play-offs.
Dafür muss Alba allerdings nachhaltige Fortschritte machen. Der beflügelnde Effekt des Trainerwechsels wird nicht ewig anhalten und schon am Freitag (20.15 Uhr, Magentasport) wartet mit dem Euroleague-Spiel bei Titelverteidiger Panathinaikos Athen ein ganz schwerer Brocken. Keine 48 Stunden später folgt ein wichtiges Heimspiel in der BBL gegen Tabellennachbar Würzburg. Dafür braucht es mehr als einen Affen mit Hut.
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