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Dominik Kahun reist aus der Schweiz an, um sich zu empfehlen.

© Imago/Andreas Beil

Deutsche Eishockey-Teams im Olympia-Check: Die Konkurrenz beim Deutschland Cup ist gewaltig

Drei Monate vor den Spielen in Mailand müssen sich die Spielerinnen und Spieler für eine Nominierung empfehlen. Bei den Männern sind die Plätze umkämpfter denn je.

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Wenn am Mittwochabend mit dem Deutschland Cup die olympische Saison der Eishockey-Nationalteams in Landshut beginnt, ist alles andere als der Gruppensieg indiskutabel. Und zwar nicht für die Männer, sondern für die Frauen.

Laura Kluge, die mit 22 Punkten für die Eisbären Juniors die Scorerliste in der Deutschen Frauen Eishockey Liga (DFEL) bislang anführt, sagte jüngst bei einer Gesprächsrunde mit dem Eishockey-Streamingpartner Magentasport: „Wir haben uns in den letzten Jahren so viel Selbstbewusstsein aufgebaut, dass wir Mannschaften wie Slowakei, Ungarn und Frankreich schlagen müssen. Deswegen gibt es keine Ausreden, wenn wir den Titel nicht verteidigen.“

Das Auftaktspiel gegen Frankreich am Mittwoch (19.30, live auf Magentasport) ist besonders spannend, weil es zu diesem Duell auch bei den Spielen in Mailand kommen wird. Insofern wird es ein guter Hinweis sein, inwieweit der Block aus den neun Spielerinnen, die bei den Memmingen Indians in der DFEL unter Vertrag stehen, mit den Kolleginnen harmoniert.

„Hä, Fraueneishockey?!“

Anne Bartsch, 30, die zu der Delegation aus Memmingen gehört, feierte wie Kluge 2015 WM-Premiere. „Wenn wir vor ein paar Jahren erzählt haben, was wir machen, fiel die Reaktion meist aus: ,Hä, Fraueneishockey?!‘“, sagt sie dem Tagesspiegel. Doch das ist jetzt anders, auch wenn die DFEL nur aus fünf Teams besteht. „Wir werden jetzt mehr gepushed und werden auch anders wahrgenommen.“ Dass zum dritten Mal Frauen und Männer gemeinsam beim Deutschland Cup vorspielen, hilft dabei natürlich.

Ähnlich wie bei den Männern profitiert auch die Frauen-Nationalmannschaft davon, dass einige Spielerinnen in Nordamerika unter deutlich besseren Bedingungen trainieren und sich mit anderen messen können. Laura Kluge wird ab Mitte November für Boston Fleet in der Professional Women’s Hockey League auflaufen. „Mit diesen Erfahrungen legen sie eine große Schippe drauf“, sagt Kathrin Fring, Co-Trainerin und Kaderplanerin des Berliner DFEL-Teams.

Harold Kreis, Bundestrainer der deutschen Männer, muss hingegen bis kurz vor dem Start der Spiele warten, ehe er auf sein stärkstes Aufgebot zurückgreifen kann. Die millionenschweren Profis aus der National Hockey League (NHL) sind intensiv in der Liga gefordert, ehe sie kurz vor knapp zu ihren Kollegen aufbrechen, um sich innerhalb weniger Tage für Olympia einzuspielen.

Mit Torwart Philipp Grubauer, Verteidiger Moritz Seider sowie den Stürmern Leon Draisaitl, Tim Stützle, Lukas Reichel sowie Nico Sturm sind bereits ein halbes Dutzend Spieler für Mailand gesetzt. Was insbesondere die Angreifer aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) unter Druck setzt, beim Deutschland Cup auf sich aufmerksam zu machen. Zumal auch Profis aus der American Hockey League (AHL) wie Wojciech Stachowiak oder Joshua Samanski gute Karten haben dürften, die in Landshut ebenfalls fehlen werden.

Berliner Profis werden geschont

Am Donnerstag gegen Lettland besteht die erste Chance dazu (19.45 Uhr, Magentasport). Wie ernst die Spieler das Turnier nehmen, zeigt sich unter anderem daran, dass auch Dominik Kahun aus der Schweiz angereist ist. Der 30 Jahre alte Angreifer gilt als Star in einer starken Liga, 188-mal lief er in der NHL auf. Aber auch er kann sich der Nominierung nicht sicher sein.

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Profis aus der NHL wurden bereits für Olympia nominiert.

Das gilt natürlich auch für die Profis der Eisbären Berlin, die für den Deutschland Cup geschont werden. „Aus Rücksicht, wegen der Belastung und Verletzungen“, sagte Kreis. Zahlreiche Verletzungen haben den Rekordmeister schwer geschüttelt.

Angreifer Frederik Tiffels und Verteidiger Jonas Müller dürften die besten Aussichten haben. Leo Pföderl ist beim Rekordmeister eine sichere Bank, was das Scoring angeht. Aber in der Nationalmannschaft braucht es eben auch Rollenspieler. Ob er ein solcher für Olympia sein kann, wird er in den kommenden Tagen nicht zeigen können.

Kreis lässt sich dieser Tage ohnehin keine Prognosen entlocken. Zu dem anstehenden Konkurrenzkampf sagt er nur: „Es kann sehr viel passieren zwischen dem Ende des Deutschland Cups und der Nominierung für die Olympiade. Jemand, der jetzt vielleicht nicht dabei ist, hat durchaus die Möglichkeit, bei der Olympiade dabei zu sein.“

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