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Deutsche Kapitänin im Rollstuhlbasketball: „Viermal Paralympics sind schon eine beachtliche Zahl“
Mareike Miller über den schwierigen Weg der Rollstuhlbasketballerinnen nach Paris, undankbare vierte Plätze und ein mögliches Karriereende nach den Paralympics.
Stand:
Frau Miller, bei den Paralympics 2012 in London haben Sie Gold gewonnen im Rollstuhlbasketball, bei den Spielen in Tokio 2021 waren Sie Fahnenträgerin. Zwei große Erfolge, von denen viele Athletinnen und Athleten träumen. Was folgt in Paris?
Es war natürlich superschön, dass ich bisher bei jeden Paralympics irgendeine Art von Highlight für mich persönlich mitnehmen konnte. In London haben wir Gold gewonnen, in Rio Silber, und in Tokio war ich Fahnenträgerin, und wir sind Vierte geworden. Insofern war da immer mindestens ein Highlight dabei. Ich bin gespannt, welches Highlight in Paris auf mich wartet.
Geht bei so vielen Erfolgen der Ansporn nicht ein bisschen verloren?
Das glaube ich nicht, zumindest bei mir nicht. Jedes Turnier ist ein neues, besonderes Erlebnis. Ich würde auch gerne noch mal eine Goldmedaille gewinnen. Nur weil ich sie einmal gewonnen habe, heißt das ja nicht, dass ich damit alles erreicht habe. Das ist nichts, wo ich sagen würde: Habe ich jetzt geschafft, abgehakt, und dann suche ich mir jetzt was anderes. Ich weiß, wie schön es ist, eine Medaille zu gewinnen. Das ist für mich Ansporn genug.
Sie hatten im vergangenen Jahr sowohl bei der WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten als auch bei der EM in Rotterdam das Ziel, mit der Nationalmannschaft eine Medaille zu gewinnen, sind aber jeweils Vierter geworden. Wie war das für Sie?
Der vierte Platz ist undankbar. Die Turniere mit zwei Niederlagen abzuschließen, war einfach frustrierend. Besonders bei der Europameisterschaft haben wir am Ende einfach nicht gut gespielt und unsere Bestleistung nicht abrufen können. Ich sage mal so: Wir haben uns da wirklich nicht gut angestellt. Das hat uns auch die direkte Qualifikation für Paris gekostet. Stattdessen mussten wir den Umweg über das Qualifikationsturnier gehen, was zusätzliche Belastung und Stress mit sich brachte.
Jetzt können Sie sich umso mehr freuen, dass es mit der Qualifikation geklappt hat und Deutschland zu den Top-Acht-Mannschaften gehört.
Es sind meine vierten Paralympics, und ich weiß aus Erfahrung, dass es immer ein ganz besonderes Turnier ist. Gerade die Masse an Zuschauern, die wir sonst im Vereinsbetrieb nicht haben, sorgen für eine unglaubliche Atmosphäre. Wir werden während des Spiels noch mehr gepusht. Diese Emotionen und dieses Gefühl, auf der größten Bühne zu spielen, ist einfach unbeschreiblich.
In Paris startete die Mannschaft mit einem Sieg und einer Niederlage ins Turnier. Zählen Sie sich zum Favoritenkreis oder sehen Sie sich als Außenseiter mit Chancen?
Ich halte sehr viel von unserer Mannschaft. Wir haben eine hervorragende Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und neuen, jungen Talenten mit viel frischer Energie und Motivation. Diese Kombination tut unserem Team enorm gut. Deshalb sehe ich uns als eine von vielen starken Mannschaften weiter vorne im Feld. Es gibt Teams mit etwas mehr Erfahrung und welche, die einen Tick athletischer sind. Für uns geht es darum, unser Potenzial aufs Feld zu bringen.
Wissen Sie denn schon, wie es mit Ihrer Nationalmannschaftskarriere nach Paris weitergeht? Haben SIe schon konkrete Pläne?
Nein, tatsächlich möchte ich mich da noch nicht festlegen. Ich bin 34 Jahre alt. Ein Zeitpunkt, an dem ich durchaus sagen könnte: viermal Paralympics sind schon eine beachtliche Zahl. Aber auf der anderen Seite gibt es genügend Sportlerinnen, die noch mit 40 aktiv sind, möglich ist also alles. Im Moment beobachte ich, wie es mir körperlich geht und wie es beruflich möglich ist, weiterzumachen. Im Herbst werde ich einen neuen Job anfangen, und wie intensiv ich den Sport dann fortführen kann, wird sich zeigen.
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