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Sara Benfares brach nach dem Zieleinlauf zusammen.

© IMAGO/Beautiful Sports

Konstanze Klosterhalfen, Gesa Krause, Sara Benfares: Deutsche Läuferinnen durchleiden Höllenqualen

Für die deutschen Athleten verläuft die WM bislang desaströs. Am Mittwoch werden die DLV-Läuferinnen abgehängt, Sara Benfares kollabiert im Ziel.

Sara Benfares kämpfte sich mit größter Anstrengung im Halbfinale über 5000 Meter ins Ziel. Dort angekommen, sackte sie zusammen. Sie schien bewusstlos, ehe Helfer sich um sie herum versammelten und sie in einen Rollstuhl hievten. Es waren erschreckende Bilder, die die Leichtathletik-Weltmeisterschaften am Mittwoch Ortszeit aus Eugene sendeten. Für die deutschen Athletinnen war dieser Tag offensichtlich eine einzige Qual.

Nicht nur Benfares kam mit den Bedingungen nicht zurecht. Auch fast alle anderen Läuferinnen aus dem deutschen Team hatten riesige Probleme. 32 Grad im Schatten und viel mehr noch auf der heißen Laufbahn machten auch Ausnahmeläuferin Konstanze Klosterhalfen, ebenfalls über 5000 Meter, zu schaffen. Die 25-Jährige ging ihrem Halbfinallauf, wie man es von ihr gewohnt ist, schnell an, lief an der Spitze mit. Doch drei Runden vor Schluss war ihr das Leiden zuerst im Gesicht anzusehen, kurz darauf an den Beinen. Die WM-Dritte aus dem Jahr 2019 brach komplett ein und verpasste als 19. in einer Zeit von 15:17,78 Minuten das Finale.

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Kurz danach stand sie vor den Kameras der Öffentlich-Rechtlichen und kämpfte mit den Tränen. „Das war, glaube ich, die härteste Runde, die ich je gelaufen bin“, sagte sie. Sie habe nie daran gedacht, auszusteigen. „Ich bin froh, dass ich das Rennen gelaufen bin.“ Klosterhalfen war nicht in Bestform zu den Weltmeisterschaften in Eugene gekommen. Vor wenigen Wochen hatte sie sich eine Corona-Infektion zugezogen. Die Finals Ende Juni in Berlin musste sie absagen. Den 10.000-Meter-Lauf in Eugene, für den sie sich angemeldet hatte, ließ sie ebenfalls aus. Offensichtlich war auch der 5000-Meter-Lauf für sie noch zu früh gekommen. Wie Benfares musste sie auf den letzten Runden Höllenqualen durchleiden. Neben den beiden schaffte es auch Alina Reh nicht in den Endlauf.

Auch Konstanze Klosterhalfen musste sich ins Ziel quälen.
Auch Konstanze Klosterhalfen musste sich ins Ziel quälen.

© IMAGO/Beautiful Sports

Höllenqualen plagten auch Gesa Krause über 3000 Meter Hindernis. Krause ist wie Klosterhalfen eine Ausnahmeläuferin im deutschen Team. Bereits zweimal holte die 29-Jährige Bronze bei einer Weltmeisterschaft. Und wie Klosterhalfen war sie nicht in Bestform nach Eugene angereist. Eine Erkältung wenige Wochen vor den Wettkämpfen hatte sie zurückgeworfen – und die Vorbereitung in die Saison war ohnehin schon wegen diverser Verletzungen ins Stocken gekommen.

Am Mittwoch lief sie beim Sieg von Norah Jeruto (8:53,02 Minuten) ein einsames Rennen im Finale über 3000 Meter Hindernis – als Letzte. In 9:52,66 Minuten kam sie auf den 15. und letzten Platz. „Genießen ist schwer, wenn es so scheiße war“, sagte sie anschließend in der ARD.

Weniger qualvoll, aber mindestens genauso frustrierend verlief der Tag für die deutschen Diskuswerferinnen. Kristin Pudenz, Shanice Craft und Claudine Vita waren durchaus Medaillenchancen eingeräumt worden. Vor allem die Potsdamerin Pudenz, die bei den Olympischen Spielen in Tokio noch Silber gewonnen hatte, galt als Anwärterin auf einen Podestplatz. Doch es sollte anders kommen. Zwei ihrer Versuche landeten im Netz, ein Wurf ging auf 59,97 Meter. Wie Craft (63,07 Meter, 9. Platz) durfte Pudenz als Elfte dann nicht mehr am entscheidenden Wettkampf der besten Acht teilnehmen. Nach dem Wettkampf schlug sie, auf der Bank kauernd, die Hände vors Gesicht und ließ sich von Vita trösten. Letztere war ohnehin der einzige Lichtblick: Beim Überraschungssieg der Chinesin Feng Bin (69,12 Meter) wurde Vita mit einer Weite von 64,24 Fünfte.

Der Mittwoch in Eugene war definitiv bislang der Tiefpunkt einer bis dato verkorksten WM für die Deutschen. Noch keine einzige Medaille konnten die deutschen Athleten gewinnen, es droht ein historisch schlechtes Abschneiden in der deutschen Leichtathletik. Schon jetzt wird der Deutsche Leichtathletik-Verband versuchen, das Desaster schnell zu vergessen. Bereits drei Wochen nach den Weltmeisterschaften in Eugene wollen es die deutschen Athletinnen und Athleten bei ihrem wahren Saisonhöhepunkt besser machen. Dann schon stehen die Europameisterschaften in München an. Vielleicht bei ein paar Grad weniger – und nicht mit ganz so starker Konkurrenz.

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