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Dick Advocaat war zuletzt Trainer von Fenerbahce Istanbul.

© Peter Powell/epa/dpa

Dick Advocaat wird wieder Bondscoach: Holland verschiebt den fälligen Neustart

Ein Signal des Aufbruchs ist das nicht: Dick Advocaat übernimmt zum dritten Mal die Nationalelf der Niederlande. Der 69-Jährige soll die Qualifikation für die WM 2018 schaffen.

Hans van Breukelen hatte hinter einem Stehpult Aufstellung genommen. Mit einer Fernbedienung arbeitete sich der Technische Direktor des holländischen Fußballverbandes KNVB durch seine Powerpoint-Präsentation. Die Darstellung passte nicht ganz zum Inhalt. Auch die Verwendung moderner Technik konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der KNVB ein Verband der Vergangenheit ist. Das wurde am Dienstag wieder einmal klar, als van Breukelen den neuen Bondscoach vorstellte. Es ist mit Dick Advocaat – wieder mal – ein alter Bekannter.

Erst im März hatte der 69-Jährige angekündigt, dass er im Sommer bei Fenerbahce Istanbul aufhören und in Rente gehen werde. Die holländische Nationalmannschaft aber ist immer noch drin. Van Breukelen, 60, hatte gerade seine Karriere als Nationaltorhüter beendet, als Advocaat 1993 erstmals Bondscoach wurde. 2002 begann dessen zweite Amtszeit (die 2004 mit dem Aus im EM-Halbfinale endete), und jetzt darf er sich also ein drittes Mal versuchen – unter ungleich schwierigeren Bedingungen als bei den beiden Malen zuvor. Die Qualifikation für die WM 2018 ist in ernster Gefahr. In ihrer Qualifikationsgruppe belegen die Holländer nur Platz vier. Allerdings hat Schweden als Zweiter lediglich drei Punkte Vorsprung. Es geht also noch was.

Der fällige Neustart in Hollands Fußball ist erst einmal verschoben. Der Verband hat sich bewusst für Erfahrung entschieden; neben Advocaat, dem Ruud Gullit als Assistent zur Seite stehen wird, waren Henk ten Cate und Huub Stevens in der engeren Auswahl. Es sei „ein letzter Versuch“, sich doch noch für Russland 2018 zu qualifizieren, sagte van Breukelen, der seine Entscheidung für Advocaat als „eine grandios gute Wahl“ bezeichnete. Er sei ein sehr erfahrener Fachmann, Inspirator und Teambuilder, der dem Team neue Spielfreude vermitteln könne: „Er beweist schon seit Jahren auf höchstem Niveau, dass er ein Erfolgstrainer ist.“ Dabei ist Advocaat im KNVB alles andere als gut gelitten, seitdem er im Sommer als Assistent des damaligen Bondscoachs Danny Blind zurückgetreten ist, um bei Fenerbahce anzufangen.

Dass er nun in Ehren wieder aufgenommen wurde, beweist vor allem die Not des Verbandes – und hat nicht nur die Nationalspieler überrascht. Als Signal des Aufbruchs lässt sich die Personalie schwer verkaufen. Advocaat, kurzzeitig auch bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag, ist zuletzt als Jobhopper aufgefallen. Daran wird sich auch in der neuen Funktion nichts ändern: Scheitert Holland in der WM-Qualifikation, endet Advocaats Amtszeit schon im November. Sonst ist nach der Weltmeisterschaft Schluss.

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