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In der Kritik. Patrick Owomoyela (l.) und Norbert Dickel wurden von Borussia Dortmund sanktioniert.

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Borussia Dortmund sanktioniert Aussetzer: Dickel und Owomoyela müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden

Die Sanktion des BVB gegen Norbert Dickel und Patrick Owomoyela nach deren fremdenfeindlichen Kommentaren sollte ein Exempel sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Sie wollten doch nur witzig sein. Als Norbert Dickel, Stadionsprecher von Borussia Dortmund, und Ex-Spieler Patrick Owomoyela vor zwei Wochen ein BVB-Testspiel gegen den italienischen Klub Udinese Calcio für das Klub-Webradio kommentierten, verunglimpften sie die italienischen Spieler als "Itaker" – so wurden italienische Gastarbeiter bis in die 1970er-Jahre im deutschsprachigen Raum abwertend bezeichnet. Zudem benannten sie kurzerhand Kapitän Kevin Lasagna in "Lasagne" und Mitspieler Ignacio Pussetto in "Prosecco" um. Und als wenn das aus ihrer Sicht nicht schon witzig genug gewesen wäre, imitierte Owomoyela auch noch den Tonfall Adolf Hitlers.

Ausgerechnet Owomoyela: Der heute 39-jährige ehemalige Verteidiger setzt sich intensiv gegen Fremdenfeindlichkeit ein und erhielt 2006 für sein Engagement sogar den Udo-Lindenberg-Preis. Es ist erschreckend, dass er sich in der Übertragung nicht bremsen konnte und sich wie auch Dickel, der schon des Öfteren gemaßregelt wurde, hineinsteigerte. Da ist es auch keine Entschuldigung, dass die beiden angaben, "neben der Spur" gewesen zu sein. Denn solche Übertragungen, die von nicht wenigen Dortmunder Fußballfans gehört werden, animieren zur Verbreitung solcher Äußerungen und bagatellisieren Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung im schlimmsten Fall sogar. Deshalb müssen sich die Kommentatoren dieser Verantwortung, die sie auch durch die hohe Resonanz bekommen, bewusst sein.

Borussia Dortmund tat das einzig Richtige und verordnete Owomoyela und Dickel eine Sendepause. Wie lange diese Sanktion wirkt, ist noch nicht klar. Doch die Zwangspause sollte ein Exempel sein, damit auch Diskriminierung in, in Anführungsstrichen, kleinem Maße nicht toleriert wird.

Und auch wenn die Geschichte mit der Sanktion und Einsicht Dickels sowie Owomoyelas ad acta gelegt werden sollte – eine Frage bleibt: Warum wurden die beiden sich ihres Fehlverhaltens erst nachher und nicht schon in ihrer Aufwärtsspirale von "Witz" zu "Witz" bewusst? Dickel und Owomoyela werden es nach Ende der Sanktion hoffentlich besser machen – und die Chance bekommen, sich ihrer Verantwortung gemäß zu verhalten.

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