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Ein Bild, das man von den früheren Engagements kennt: Pal Dardai wirkt ziemlich unzufrieden mit dem Auftritt von Hertha BSC.

© imago/Matthias Koch/Sebastian Räppold

Update

Die Berliner verlieren 2:4 gegen Werder Bremen: Hertha BSC verpatzt das Debüt von Trainer Pal Dardai

Es sollte ein Neuanfang für Hertha BSC im Abstiegskampf werden. Stattdessen kassiert das Team mit dem neuen Trainer Pal Dardai eine frustrierende 2:4-Niederlage gegen Werder.

Dass dieses Spiel, jenseits des Comebacks von Pal Dardai als Trainer von Hertha BSC, ein besonderes werden würde, das wurde spätestens in den Sekunden rund um den Anpfiff klar. Da hatte der Vorsänger der Berliner Ultras das Mikrofon der Stadionsprecher in die Hand bekommen, um über die Stadionlautsprecher eine Ansage an den blau-weißen Teil des Publikums zu machen. „Alle Herthaner sind eingehakt!“ rief er. Da rollte der Ball auf dem Rasen bereits.

Sich einhaken, zusammenstehen, allen Widerständen trotzen, sich gegen den drohenden Abstieg wehren, gemeinsam mit dem neuen Trainer und mit aller Macht. Das war der Plan für das Heimspiel gegen Werder Bremen im ausverkauften Olympiastadion. Stattdessen begann die dritte Amtszeit von Pal Dardai als Trainer mit der größtmöglichen Ernüchterung. „Mir fehlen ein bisschen die Worte“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng nach der 2:4 (0:2)-Niederlage.

Angesichts der Darbietung der Berliner in der ersten Stunde fiel das Ergebnis sogar noch schmeichelhaft aus. Herthas Treffer durch Jessic Ngankam und einen von Dodi Lukebakio verwandelten Elfmeter fielen erst, als beim Stand von 0:4 eigentlich alles längst verloren war.

Alles verloren ist für Hertha noch nicht. Aber die Situation wird immer dramatischer. „Wir haben ein Riesenproblem“, sagte Dardai. Dass es gegen Werder schwer werden würde, das wusste er vorher. Nach eigener Aussage war er sogar „innerlich auf eine Niederlage vorbereitet“, aber nicht auf eine derart ernüchternde. „Wir haben die Basics für den Abstiegskampf nicht“, klagte Dardai. „Die muss ich rauskitzeln.“

Drei Änderungen in der Startelf

Hertha bleibt Letzter und darf an den verbleibenden fünf Spieltagen nur noch zweimal zu Hause antreten. Nächste Woche, gegen die angeschlagenen Bayern, muss Dardai auch noch auf die gelbgesperrten Marc Kempf und Suat Serdar verzichten.

„Zerreißt euch endlich für Hertha BSC!“ stand schon beim Warmmachen der Mannschaften auf einem Banner in der Ostkurve, die zu diesem Zeitpunkt noch fast komplett leer war – wohl als Protest gegen die zuletzt gezeigten Leistungen des Teams. Erst eine knappe Viertelstunde vor Beginn nahmen Herthas Fans ihre Plätze ein.

Auf der anderen Seite herrschte da längst Vollbetrieb. An die 25.000 Anhänger der Bremer hatten sich ins Berliner Westend aufgemacht. Mit den beiden riesigen Fanlagern im Stadion, bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen wie im Mai, trug das Spiel zumindest äußerlich Züge des DFB-Pokalfinals am selben Ort. Nur Herthas Auftritt passte nicht dazu.

Dardai hatte die Startelf nach der 2:5-Niederlage beim FC Schalke auf drei Positionen verändert. Routinier Peter Pekarik, Derry Scherhant und Jessic Ngankam rückten neu ins Team. Zudem stellte Dardai das System um: Aus dem 3-5-2 wurde ein 4-2-3-1.

Marvin Ducksch erzielte die ersten drei Tore für Werder Bremen.
Marvin Ducksch erzielte die ersten drei Tore für Werder Bremen.

© imago/Nordphoto/Teresa Kroeger

In der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte der neue Trainer himmlischen Beistand für ein frühes Tor seiner Mannschaft erbeten. Nach knapp drei Minuten schien er erhört zu werden, als Richter den Ball auf die rechte Seite zu Dodi Lukebakio spielte. Der Belgier hatte halbwegs freie Bahn, doch sein Abschluss mit dem schwächeren rechten Fuß stellte für Torhüter Jiri Pavlenka keine größere Prüfung dar – und war zugleich Herthas letzte nennenswerte Offensivaktion bis zum Ende der ersten Hälfte.

Werder machte es besser. Nach den ersten beiden Torschüssen – jeweils durch Marvin Ducksch (6. und 27. Minute) – hieß es 2:0 für die Bremer. Ihre Führung mag anfangs ein wenig glücklich gewesen sein, doch das relativierte sich schnell. Zur Pause hätte Werder 5:0 führen können, ja müssen.

Die Verunsicherung meldete sich nun bei den Berlinern zurück. „Die Mannschaft war blockiert“, sagte Dardai. Die Bezeichnung aufgescheuchter Hühnerhaufen für Herthas Defensive wäre eine schlimme Beleidigung gewesen. Für jeden Hühnerhaufen.

Dardai wechselte schon in der Pause drei Mal. Was blieb auch außer dem Mute der Verzweiflung? Doch die Verzweiflung nahm schnell noch größere Ausmaße an – weil Werder, wie schon in der ersten Halbzeit mit dem ersten Torschuss traf. Wieder war es Marvin Ducksch, dem von Kempf im Strafraum wieder einmal unerklärliche Freiheiten gelassen worden waren. Pal Dardai konnte es nicht fassen. Er war nicht der Einzige.

Das 4:0 der Bremer hatte dann etwas Slapstickhaftes. Torhüter Oliver Christensen und Rogel vertändelten den Ball am eigenen Strafraum, Mitchell Weiser, früherer Herthaner, traf ohne Mühe ins leere Tor. Bei Werders Trainer Ole Werner kam nach den Treffern zum 2:4 zwar kurzzeitig noch „ein mulmiges Gefühl“ auf, aber letztlich brachten die Gäste den Sieg ins Ziel.

„Alle haben ihren Willen gezeigt“, sagte Dardai über die Schlussphase, „aber das reicht nicht.“ Nach dem Abpfiff versammelte er seine Mannschaft um sich, um ihr ein paar Dinge für den Abend mitzugeben. Was genau er den Spielern mitgeteilt hatte, das wollte Herthas Trainer allerdings nicht preisgeben. „Ich sage das lieber nicht“, erklärte er. „Das bleibt intern.“

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