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Martin Schulz beim Triathlon

© IMAGO/Beautiful Sports

Die deutschen Fahnenträger bei den Paralympics: Müller und Schulz – wer sonst?

Sie gaben sich gegenseitig ihre Stimme: Bei der Eröffnungsfeier führen eine Kanutin und ein Triathlet die deutsche Mannschaft an. Für beide geht ein kleiner Traum in Erfüllung.

Von Helen Päßler

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Bereits am Dienstagabend leuchteten bunte Lichter am Place de la Concorde. Noch testweise. Denn an diesem Mittwochabend wird es hier richtig bunt – die Paralympics in Paris werden an dem berühmten Platz eröffnet. Ein einmaliger Moment für Edina Müller und Martin Schulz. Sie werden das deutsche Team als Fahnenträgerin und Fahnenträger anführen. Wer sind die beiden? Und was bedeutet es ihnen, die Fahne Deutschlands tragen zu dürfen?

Martin Schulz ist ein 34 Jahre alter Triathlet, der am kommenden Sonntag seinen Wettkampf in Paris bestreitet. In seiner Klasse PTS5 ist er der momentan am erfolgreichste Athlet und reist als amtierender Europa- und Weltmeister und Paralympics-Sieger an. In Paris kann Schulz, der ohne linken Unterarm zur Welt gekommen ist, seinen dritten Titel in Folge gewinnen.

Im Alter von sechs Jahren kam der Leipziger zum Schwimmen und wechselte später zum Triathlon. Einmal die Fahne des deutschen Teams tragen zu dürfen, sei für ihn ein großer Wunsch gewesen, sagte er am Dienstag. Es mache ihn stolz, dass es nun so weit sei. Insbesondere, weil auch die Athletinnen und Athleten selbst abstimmen durften und ihm damit ihre Unterstützung signalisierten. Er selbst habe für Müller abgestimmt, verriet er dem Tagesspiegel. Und Müller nach eigener Aussage für Schulz.

Ich hatte das überhaupt nicht mehr auf dem Schirm.

Edina Müller über die Wahl des Fahnenträgers

Bereits während der Olympischen Spiele war der Triathlon-Wettbewerb in aller Munde. In diesen Tagen macht neben der Qualität des Wassers auch die Strömungsgeschwindigkeit Sorgen. In einer unaufgeregten und prägnanten Sprechweise berichtete Schulz, in den letzten Tagen nervös gewesen zu sein, der Schlaf habe ihm Probleme gemacht. Es bleibt nur zu hoffen, dass am Sonntag die Bedingungen in der Seine stimmen.

Aber auch Vorfreude macht sich bei Martin Schulz breit. Ganz besonders freue er sich auf viele Zuschauer an der Strecke, die dafür kein Ticket benötigen. Sicherlich werden sie ihn am Sonntag bei seiner Mission der Titelverteidigung lautstark über die Ziellinie tragen wollen.

Eine Medaille soll es in Paris auch für Edina Müller geben. Sie wirkte energetisch und gut gelaunt bei der Pressekonferenz am Dienstag. Das Lächeln stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie berichtete, wie sie von der Entscheidung erfuhr, dass sie eine der beiden Fahnenträger sein würde. Unter dem Vorwand eines Mannschaftsfotos, auf dem eine Mannschaftskollegin ironischerweise aufgrund anderweitiger Verpflichtungen gefehlt hätte, wurde Müller von ihrem Trainer einbestellt.

Selbst als sie das Telefon von ihrer Teamkollegin überreicht bekam, ahnte sie noch nichts. Am anderen Ende meldete sich Karl Quade, der Chef de Mission des deutschen Teams. „Ich hatte das überhaupt nicht mehr auf dem Schirm“, erzählte die 41-Jährige.

Die Spiele in Paris werden bereits ihre fünften Paralympics sein – dabei kämpft sie allerdings erst zum dritten Mal als Para-Kanutin um Medaillen. Müller galt schon immer als sportlich. Seit 2000 ist sie querschnittgelähmt und benötigt einen Rollstuhl.

Edina Müller ist in Paris zum fünften Mal bei den Paralympics dabei. Sie arbeitet als Sporttherapeutin im BG Klinikum Hamburg. 

© IMAGO/Eibner

Ihre Karriere im Para-Sport startete die Hamburgerin im Rollstuhlbasketball. Nach einer Silbermedaille bei den Paralympics in Peking 2008 und einer Goldmedaille in London 2012 mit der Nationalmannschaft wechselte Müller 2015 zum Para-Kanu. Nach Silber in Rio fuhr sie 2021 bei den vergangenen Spielen zu Gold.

Mit in Tokio dabei war damals auch ihr Kind. Der heute fünfjährige Sohn habe bei ihr stets Priorität, alles andere werde um ihn herumgeplant und entwickele sich mit der Zeit, erklärte die Sporttherapeutin im Interview mit „brave stories“. Auch auf dem Wasser sei er immer bei ihr. Edina Müller trägt eine Kette mit einer Haarsträhne ihres Sohnes. „Deswegen kann eigentlich gar nichts mehr passieren beim Rennen“, sagte sie am dem Tagesspiegel gegenüber. Am 6. September steigt Edina Müller in ihrer Startklasse KL1 dann ins Wettkampfgeschehen ein. Das erklärte Ziel: Eine Medaille.

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