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Eurocup: Die Durchzieher

Albas Basketballer zeigen gegen Joventut Badalona, dass sie die Fehler der vergangenen Saison abstellen können.

Berlin - In der vergangenen Saison war bei Alba Berlin nach Europapokalspielen oft von „mangelnder Reife“ die Rede. Von „verpassten Gelegenheiten“ in Spielen, in denen „mehr drin war“, von „Fehlerchen“ und von Säcken, die man hätte zumachen müssen. Egal ob gegen Tau Vitoria, Real Madrid, Lottomatica Rom oder Fenerbahce Istanbul: Immer wieder mussten sich die Berliner Basketballer in der Europaliga knapp geschlagen geben, weil sie für Augenblicke die Konzentration verloren hatten. Am Dienstagabend, nach dem überzeugenden 72:68-Sieg im Eurocup gegen Joventut Badalona, hörte sich das Fazit von Albas Trainer Luka Pavicevic hingegen so an: „Ich gratuliere meinen Spielern dazu, dass sie das Spiel über die vollen 40 Minuten im Griff hatten und es auch bis zum Ende durchgezogen haben.“

Gegen Badalona spielten die Berliner zwar auch keineswegs fehlerfrei, entscheidende Aussetzer leisteten sie sich aber nicht. Selbst der nie, nie, nie zufriedene Pavicevic ließ sich bei einer Auswechslung dazu hinreißen, seinen Aufbauspieler Steffen Hamann bei dessen Auswechslung abzuklatschen. Normalerweise nutzt der Serbe die Gelegenheit, um seinen Spielern ihre Fehler wort- und gestenreich noch einmal unter die Nase zu reiben.

Nach dem Spiel antwortete Pavicevic auf die Frage, inwiefern sein Team gegen Joventut von seinen Anweisungen abgewichen sei: „Wir haben fünf oder sechs Punkte durch Schnellangriffe hinnehmen müssen. Wir hätten Badalona zwei- oder dreimal mit einem intelligenten Foul stoppen müssen.“ Mehr fiel auch ihm nicht ein. Dem Publikum, das den Sieg überschwänglich feierte, dürfen selbst diese Unzulänglichkeiten kaum aufgefallen sein. Im letzten Viertel verlor Alba nur einmal den Ball und gestattete den Katalanen nur zwei Offensivrebounds. Darüber hinaus war Badalonas Star Clay Tucker schon früh anzusehen, wie sehr ihn Albas Verteidigung nervte. Seine 15 Punkte musste sich der US-Amerikaner hart erarbeiten, stets war ein Berliner zur Stelle, um seine Würfe zumindest zu stören.

Da konnten es sich die Berliner auch leisten, ihrerseits etliche freie Distanzwürfe nicht zu treffen – nur fünf von 21 Versuchen von der Dreipunktelinie fanden ihr Ziel. „Die Kunst ist es eben, auch die Spiele zu gewinnen, in denen nicht jeder Wurf sitzt“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Das ist es dann, was dem Trainer ein gutes Gefühl gibt.“ Gerade in Partien, in denen nicht alles optimal laufe, sei von „allen Spielern immer hundertprozentige Konzentration“ gefragt. In dieser Hinsicht scheint Alba im Vergleich zur Vorsaison Fortschritt gemacht zu haben. „Die Mannschaft weiß jetzt, worauf es zu welchem Zeitpunkt ankommt. Und sie hat Vertrauen in das System“, sagt Marco Baldi. „Das begleitet uns schon die ganze Saison.“ Dazu gehöre es auch, dass die Mannschaft Niederlagen, wie zuletzt beim 59:68 am vergangenen Freitag in Oldenburg, verkraften könne. Im Spiel gegen Badalona war eine ähnliche Trotzreaktion bei Immanuel McElroy zu sehen. Der Flügelspieler – ohnehin der unermüdliche, Kämpfer, Antreiber und Wühler bei Alba – wurde zu Beginn des Schlussviertels bei einem Korbleger geblockt. Anstatt sich davon verunsichern zu lassen, übernahm McElroy in den folgenden Angriffen noch mehr Verantwortung und erzielte bis Spielende noch sieben seiner insgesamt elf Punkte, darunter die letzten beiden der Berliner zum entscheidenden 72:68-Endstand.

Mit zwei Siegen aus zwei Spielen führt Alba nun die Gruppe I der Eurocup-Zwischenrunde an, am kommenden Dienstag sind die bislang sieglosen Griechen von Aris Saloniki in Berlin zu Gast. Bis zum Final-Four-Turnier, das Mitte April im spanischen Vitoria stattfindet, ist es trotzdem noch ein langer Weg. In der Gruppe müssen die Berliner Erster oder Zweiter werden, dann folgt ein Viertelfinale mit Hin- und Rückspiel. Sollte Alba so weit kommen, könnte vielleicht auch Neuzugang Lucca Staiger eingreifen. Am Dienstagabend hatte sich der 21-Jährige vor Spielbeginn gleich einen Platz am Ende der Auswechselbank gesucht. Der Aufbauspieler hat noch kaum mit dem Team trainiert, ein Einsatz war höchst unwahrscheinlich. Am Ende des Abends war aber auch Staiger vom Auftritt seines neuen Teams angetan. „Es hat heute auch auf der Bank großen Spaß gemacht“, sagte er.

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