
© dpa/ Swen Pförtner
Freuen wir uns auf die nächsten Streckenabschnitte!: Die Einsetzung von Nicole Kumpis als Präsidentin kann nur der Anfang sein
Seit 1992 war keine Frau mehr an der Spitze eines Fußball-Klubs. Gut, dass sich das zumindest in Braunschweig endlich ändert. Eine Glosse.
Stand:
Eintracht Braunschweig steht für eine große sportliche Geschichte, so verblassend alt wie das Stadion an der Hamburger Straße. Und dann war da natürlich Jägermeister Günter Mast, der Millionen in den Klub pumpte und den 1983 bei seinem Antritt als Präsident in „Sportverein Jägermeister Braunschweig“ umbenennen wollte und am DFB scheiterte. Ein Projekt dieser Tragweite hat der aktuelle Nachfolger von Mast im Präsidentenamt nicht im Sinn – es gibt ihn ja auch gar nicht, sondern es gibt sie: Nicole Kumpis ist seit Mittwoch Präsidentin der Eintracht.
Eine Frau ganz oben im Männerfußball – das ist 2022 immer noch eine große Nachricht, womit klar ist, dass wir Fußballmenschen uns am Anfang einer langen Strecke bewegen. Seit 1992 war keine Frau mehr an der Spitze eines Profiklubs im deutschen Fußball der Männer (1992 war Liselotte Knecht Präsidentin bei 1860).
Nicole Kumpis hat seit Jahren eine Dauerkarte in der Fankurve. „Mein Vater hat mich damals in der Kinderkarre reingeschoben“, hat sie, inzwischen 48 Jahre alt, erzählt. Als sie am Mittwochabend bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur ersten Präsidentin in der fast 122-jährigen Historie des aktuellen Drittligisten gewählt wurde, sagte sie: „Die Eintracht hat am heutigen Abend Geschichte geschrieben.“
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Man stelle sich mal ein Gruppenfoto vor mit den Präsident*innen aller 56 Klubs aus den höchsten drei Männer-Profiligen. „Es kann nur eine geben“, würde die Kabarettistin Carolin Kebekus frozzeln. Aber es muss ja nicht dabei bleiben – zumal auch mit Donata Hopfen inzwischen eine Frau den Vorsitz der Geschäftsführung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) innehat.
Freuen wir uns also auf die nächsten Streckenabschnitte, wenn eine Frau in der Männerdomäne nicht mehr sagen muss, dass es keine Rolle spielt, „dass ich eine Frau bin“, wie es die Diplom-Sozialpädagogin und Vorstehende des Deutschen Roten Kreuzes Braunschweig-Salzgitter nun gesagt hat. Ihre Stellvertreterin Bettina Heinicke (einst Hockey-Nationalspielerin) steht als Vizepräsidentin voll dahinter in Braunschweig.
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