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Unwiderstehlich. Nach einem Sololauf über 78 Meter traf Marten Winkler im Pokalspiel gegen Kaiserslautern zum zwischenzeitlichen 2:0.

© IMAGO/DeFodi Images/IMAGO/Ulrik Pedersen/Defodi Images

Die Entdeckung der Zielstrebigkeit: Marten Winkler macht bei Hertha BSC große Schritte nach vorne

Mehr Erfahrung, neue Position und mehr Konstanz: Marten Winkler hat in den vergangenen Wochen in Herthas Mannschaft deutlich an Bedeutung gewonnen.

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Dass es Hertha BSC an diesem Sonntag mit dem 1. FC Magdeburg zu tun bekommt, könnte bei Marten Winkler durchaus wohlige Erinnerungen auslösen. Bei seinem ersten Einsatz gegen den FCM im September 2023 gelangen ihm so viele Torbeteiligungen wie in keinem Spiel zuvor in der Zweiten Liga. Einen Treffer erzielte er selbst, einen weiteren bereitete er vor.

Das Wiedersehen mit den Magdeburgern im Olympiastadion (13.30 Uhr, Sky) ist allerdings auch geeignet, bei Herthas Angreifer weniger schöne Erinnerungen zu wecken. Denn trotz seiner beiden Torbeteiligungen wurde Winkler schon zur Pause ausgewechselt, und trotz drei Führungen unterlag der Berliner Fußball-Zweitligist dem 1. FC Magdeburg im September 2023 mit 4:6.

„Offensiv gut, defensiv Schrott: Das ist meine Analyse“, sagte Herthas damaliger Trainer Pal Dardai nach dem spektakulären Spiel.

Diese Analyse galt dem Auftritt der gesamten Mannschaft. Aber auch Marten Winkler im Speziellen durfte sich angesprochen fühlen – sonst hätte sein Trainer ihn wohl kaum schon zur Pause vom Feld genommen.

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Tore hat Marten Winkler bisher erzielt. Sein Saisonbestwert liegt bei fünf.

Der Stürmer, der es aus Herthas Jugend bis zu den Profis geschafft hat, verfügt über offenkundige Stärken. Sowohl sein linker Fuß als auch seine Geschwindigkeit können eine Waffe sein. Was ihm in der Vergangenheit jedoch ein wenig gefehlt hat, war eine verlässliche Konstanz in seinen Leistungen.

Er ist auf dem Weg, den nächsten Schritt zu machen.

Herthas Kapitän Fabian Reese über Marten Winkler

Im Moment aber deutet einiges darauf hin, dass sich das grundlegend ändert. „Er hat unfassbare Fähigkeiten, da sind wir uns alle einig“, sagt Fabian Reese, der im 4-3-3-System von Trainer Stefan Leitl gemeinsam mit Winkler die Flügelzange bildet. „In der Vergangenheit konnte er das nicht konservieren. Aber jetzt gelingt es ihm immer besser. Er ist auf dem Weg, den nächsten Schritt zu machen.“

Winkler strahlt das aus, was die gesamte Mannschaft seit einigen Wochen auszeichnet: eine beachtliche Zielstrebigkeit – exemplarisch zu beobachten unter der Woche in Herthas Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Mitte der ersten Hälfte startete Winkler mit dem Ball kurz vor dem eigenen Strafraum zu einem Sololauf beinahe über den gesamten Platz. 78 Meter weiter westlich vollendete er schließlich mit einem präzisen Linksschuss zum zwischenzeitlichen 2:0 für sein Team, das am Ende durch einen berauschenden 6:1-Erfolg ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzog.

Für Winkler ist es die vierte Saison als Profi

Auf 16 Einsätze kommt Winkler bisher in dieser Spielzeit, vier Tore hat er selbst erzielt, drei weitere vorbereitet. Seine Bilanz ist damit schon jetzt besser als in der kompletten Vorsaison, in der er in 22 Einsätzen nur dreimal traf und zwei Tore vorbereitete. Dass er den Bestwert (fünf Tore, fünf Assists) aus der Spielzeit 2023/24, seiner ersten in der Zweiten Liga, übertrifft, dürfte allenfalls eine Frage der Zeit sein.

„Beständigkeit ist ja auch ein Thema des Alters, der Häufigkeit der Spiele, die du absolvierst, und der Erfahrungswerte, die du dadurch sammelst“, sagt Trainer Leitl. Winkler ist jetzt 23, und nimmt man die Saison 2022/23 hinzu, in der er an den Drittligisten Waldhof Mannheim verliehen war, dann spielt er seit inzwischen dreieinhalb Jahren durchgängig auf Profiniveau.

Diese Beständigkeit zahlt sich aus. Ebenso Winklers überdurchschnittlich gute körperliche Fitness, die aus viel freiwilliger Arbeit resultiert. Und natürlich die neue Position, die er seit Leitls Systemwechsel einnimmt. Wieder einnimmt.

Als Flügelstürmer kommt er besser zurecht

Vor der Rückkehr zum 4-3-3 fand Winkler vor allem als linker Schienenspieler Verwendung. Obwohl auf dieser Position auch defensive Qualitäten gefragt sind, hat Winkler gezeigt, dass er das auch spielen kann. Die Betonung liegt auf: auch.

Denn in seiner neuen Rolle als fast schon klassischer Flügelstürmer kommen seine Fertigkeiten deutlich besser zur Geltung – zumal Winkler inzwischen als Linksfuß auf der linken Seite spielt und nicht mehr wie in seiner ersten Zweitligasaison gewissermaßen seitenverkehrt auf rechts.

Partiell taucht er dort auch weiterhin auf. Fabian Reese, seinem Pendant auf der anderen Seite, und ihm steht es frei, im Spiel eigenverantwortlich die Seiten zu tauschen. Trainer Leitl erwartet von ihnen sogar eine gewisse Flexibilität, schließlich hätten beide „im Innendribbling die Qualität, um mal abzuschließen“.

Grundsätzlich aber ist Leitl „ein Fan davon, dass wir mit dem starken Fuß flanken, wenn wir über den Flügel durchbrechen. Die Flanke ist dann qualitativ besser.“ Winkler hat das im Ligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern gezeigt, als er von links mit links flankte und den Ball perfekt zu Luca Schuler in der Mitte beförderte, der seiner Mannschaft mit dem Tor zum 1:0-Endstand einen wichtigen Auswärtssieg bescherte.

Was für Hertha als Team gilt, gilt auch für Winkler im Speziellen. In den noch ausstehenden drei Spielen vor der Winterpause geht es darum, den positiven Trend zu verstetigen. „Wir treten ihm, wenn es nottut, auch mal in den Hintern“, kündigt Herthas Kapitän Reese an. „Das braucht er ab und zu. Aber er ist ein fantastischer Junge mit Riesenqualitäten und hilft uns gerade enorm.“

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