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Allein auf dem Eis. Leon Draisaitl hofft auf lange Play-offs mit den Edmonton Oilers.

© dpa

Die NHL wagt sich wieder aufs Eis: Leon Draisaitl will Deutschland und Kanada stolz machen

Am Samstag wird die NHL-Saison 2019/20 doch noch fortgesetzt. Mittendrin ist Deutschlands Topspieler Leon Draisaitl der mit und in Edmonton viel vor hat.

Ein bisschen stolz sind sie in Kanada derzeit schon. „Wir haben Werte, für die uns die ganze Welt bewundert. Unsere Demokratie funktioniert und auch wenn wir nicht perfekt sind, machen wir einen ordentlichen Job bei den Themen Rassismus und Diskriminierung“, sagte Torontos Bürgermeister John Tory kürzlich. Und dann ist da natürlich auch noch die Coronavirus-Pandemie, von der Kanada weitaus weniger betroffen ist als der große Nachbar aus den USA.

Auch deshalb erklärte Gary Bettman, der Commissioner der National Hockey League (NHL) vor ein paar Tagen, dass es „kein Zufall“ sei, dass die NHL ihre Saison in den beiden kanadischen Städten Toronto und Edmonton neu beginnt. Am Samstag geht es wieder los, unter anderem mit dem Spiel der Edmonton Oilers mit Deutschlands besten Eishockeyspieler Leon Draisaitl gegen die Chicago Blackhawks (21 Uhr, live bei Sport 1).

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„Wir sind alle froh, dass wir wieder Eishockey spielen dürfen. Dementsprechend geht es uns ganz gut. Es war eine komische Zeit für alle“, sagte der 24-jährige Kölner in einem Interview bei „Sportbuzzer“. Viereinhalb Monate nach dem letzten Spiel setzt die NHL die Saison tatsächlich noch fort. Zuschauer werden in den beiden Eishallen nicht erlaubt sein, die Spieler leben in einer Blase – so wie das bei den meisten Profisportveranstaltungen derzeit der Fall ist.

Wie auch in der US-Basketball oder der Baseball-Liga im MLB steht eine Menge Geld auf dem Spiel, auch deshalb geht es weiter. Es gilt Fernsehverträge zu erfüllen und den Sponsoren ein bisschen zu besänftigen. Trotzdem wird die Saison 2019/20 am Ende eine mit Verlust sein, auch wenn die Spieler auf Teile ihres Gehalts verzichten. Allerdings gibt es allein schon wegen des umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzept auch Kosten, die so nie eingeplant waren. Schon deshalb ist die Wahl für Kanada als Austragungsort der restlichen Saisonspiele keine schlechte, denn weil der Kanadische Dollar im Verhältnis zum US-Dollar deutlich schlechter steht, spart die NHL die eine oder andere Million.

Bisher scheint das Konzept von Bettman und der Liga aufzugehen. Bei der letzten Testung der Spieler und Klubangestellten gab es kein einziges positives Covid-19-Ergebnis mehr. Die NHL ist allerdings gewarnt, Ähnliches wie im Baseball oder in der Major League Soccer (MLS), wo ganze Teams zumindest vorübergehend den Spielbetrieb einstellen mussten, soll tunlichst vermieden werden. Damit allein über den Sport berichtet werden und die Nebengeräusche in der Wahrnehmung nicht stören.

Leon Draisaitl könnte als bester NHL-Spieler der Saison ausgezeichnet werden

Wobei: Was die Geräuschkulisse angeht, ist die Liga kreativ und arbeitet mit einem Computerspiele-Hersteller zusammen, der Fanjubel in den Hallen einspielt. Besonders laut ist der in nordamerikanischen Arenen aber bekanntlich ohnehin nicht, weshalb es auch noch die entsprechenden Torsignale jeder Mannschaft und LED-Leinwände hinter den Spielerbänken geben wird.

Und dann ist da auch noch der Sport. Die 24 besten von ursprünglich 31 Mannschaften nehmen den Spielbetrieb wieder auf und starten gleich mit den Play-offs. Die acht besten Teams sind für die erste Runde gesetzt und dürfen sich vorher um den höchsten Platz in der Setzliste warmspielen.

Für den Rest wird es allerdings gleich ernst. So wie für Leon Draisaitls Edmonton Oilers. Die verpassten einen der Top-Ränge in der Western Conference knapp und starten deshalb mit einer Serie gegen Chicago. Drei Siege sind hier nötig, um in die nächste Runde zu kommen.

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Es wird also für den Deutschen darauf ankommen, schnell wieder in Form zu kommen. Trumpft Draisaitl ähnlich auf wie vor der Pause, als er der dominierende Scorer der Liga war, ist für Edmonton eine Menge möglich. „Jedes Team, das jetzt dabei ist, hat eine Chance, den Stanley Cup zu gewinnen. Wir wollen am Ende auch dieses Team sein“, hatte er schon vor ein paar Wochen gesagt.

Sollten die Oilers tatsächlich den Titel holen, würde es dabei wohl nicht bleiben. Doch auch unabhängig vom weiteren Saisonverlauf könnte Draisaitl zum besten Spieler der Liga gewählt werden. Er wäre damit der erste Deutsche und würde in die Fußstapfen von Basketballer Dirk Nowitzki treten. Für ihn wäre das „eine große Ehre, so gesehen zu werden von Medien oder wem auch immer“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Und ganz nebenbei würde er die Kanadier in seiner beruflichen Heimat vermutlich sogar noch ein bisschen stolzer machen als sie es gerade ohnehin schon sind: Schließlich warten sie im Mutterland des Eishockeys schon seit 27 Jahren auf einen Stanley-Cup-Champion aus Kanada.

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