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Sport: Die verschenkte Saison

Helmut Schümann über den Realitätsverlust des FC Bayern Ottmar Hitzfeld ist ein höflicher Mensch, der auch dann Antworten gibt, wenn er keine Erklärungen findet. Das aber fiel dem Trainer des FC Bayern München am Mittwochabend so schwer wie lange nicht mehr.

Helmut Schümann über den Realitätsverlust des FC Bayern

Ottmar Hitzfeld ist ein höflicher Mensch, der auch dann Antworten gibt, wenn er keine Erklärungen findet. Das aber fiel dem Trainer des FC Bayern München am Mittwochabend so schwer wie lange nicht mehr. Warum nur hat sich seine Mannschaft so willenlos in die Niederlage bei Real Madrid gefügt? Und wer trägt Schuld daran?

Einstellung, das ist der Job des Trainers, und er wird sich die Frage danach in den nächsten Tagen und Wochen öfter stellen lassen müssen. Der DFB-Pokal ist verschludert, die Champions League seit Mittwoch auch, in der Meisterschaft liegen die Münchner sieben Punkte hinter selbstbewussten Bremern – eine verschenkte, eine verschleuderte Saison. „Sieben Punkte, das ist in zwei Spielen zu machen“, sagt Hitzfeld, was mathematisch in etwa stimmt, wenn denn x, die Unbekannte Werder, mitspielt. Realitätsverlust eben, angekommen auch beim Trainer.

Und in der Chefetage. Karlheinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, zog beim Bankett Bilanz. Stolz könne man sein, sagte er, tolle Spiele habe man abgeliefert, sagte er, die Zukunft, sagte er, ist rosig, „ich kenne die Kassenlage der Klubs in Südeuropa und England, die können sich keine Transfers mehr erlauben.“ Demnach also steht die Welt des Fußballs den deutschen Klubs offen, denen, die nun allesamt verschwunden sind von der Landkarte. Und so zogen sie hinaus in die Nacht, ans Buffet, zu Calamares und rotem Weine. Sie waren nicht traurig, kaum, dass sie enttäuscht waren. Wozu brauchen diese Bayern Melancholie. Sie sind sich doch selber genug.

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