Kommentar zur Torlinien-Technologie: Die Wahrheit liegt bald auch neben dem Platz
Auch im Fußball sind technische Hilfsmittel nun bald erlaubt. In seinem Kommentar begrüßt Benedikt Voigt die Entscheidung der Fifa zur Torlinien-Technologie - auch wenn Puristen sie weiterhin ablehnen.
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Es ist Zeit geworden. Als gefühlt allerletzte Sportart führt nun auch der Fußball technische Hilfsmittel ein. Während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wird nicht mehr nur jeder Jugendliche in der Schanghaier U-Bahn auf seinem Smartphone erkennen können, wenn Frank Lampard den Ball an Manuel Neuer vorbei ins Tor schießt. Auch der Schiedsrichter auf dem Platz wird dank der neuen Torlinien-Technologie merken, dass der Ball hinter der Linie war. Nun aber, da die Technik-Büchse der Pandora offen ist, kommt was als Nächstes?
Gar nichts, rufen die Fußballpuristen. Schon die Torlinien-Technik ruft beim europäischen und deutschen Fußballverband Ablehnung hervor. Zu teuer, sagt Uefa-Chef Michel Platini, die Technik würde für 78 Stadien 32 Millionen Euro kosten. Seltsam, dass sich das Eishockey eine ähnliche Technologie seit Jahren leisten kann. Im Übrigen hat die Uefa im Geschäftsjahr 2010/11 insgesamt 1,384 Milliarden Euro eingenommen.
Torlinien-Technologie ja, aber nichts anderes, sagen andere Puristen. Also kein Videobeweis für Schiedsrichter, keine „Challenge“ für Trainer, wie das im Hockey oder Football üblich ist. Auch Bilder können lügen, sagen sie. Das stimmt, aber warum soll man den Schiedsrichtern zusätzliche Informationen vorenthalten? Es hilft, eine Situation in fünf Wiederholungen aus fünf verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten – und nicht nur in Echtzeit auf dem Platz. Das Überprüfen würde übrigens ungefähr so lange dauern, wie Marko Marin nach einem Foul im Strafraum herumliegt.
Sicher, der Videobeweis wird Fehlentscheidungen nicht eliminieren, die Bilder werden ja von Menschen interpretiert. Aber er hilft, der Wahrheit näher zu kommen. Denn anders, als die Puristen behaupten, liegt diese nicht nur auf, sondern manchmal auch neben dem Platz.
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