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 Gruppenauslosung für die Fußball-Europameisterschaft 2020 im Romexpo Messezentrum.

© Christian Charisius/dpa

Doping-Sperre für Russland: Welche Folgen die Entscheidung für die Fußball-EM hat? Keine...

Die Welt-Anti-Doping-Agentur sanktioniert Russland hart und sperrt das Land für sportliche Großevents. Die Fußball-EM bildet allerdings eine Ausnahme.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat Russland für vier Jahre von Sport-Großevents ausgesperrt. Das Wada-Exekutivkomitee bestätigte am Montag in Lausanne die Empfehlung der unabhängigen Prüfkommission CRC und suspendierte die russische Anti-Doping-Agentur Rusada bis 2023.

Das bestätigte ein Wada-Sprecher am Montag. Athleten des Landes dürfen in diesem Zeitraum nicht unter der russischen Fahne, sondern nur als neutrale Sportler starten, die nicht in den Staatsdoping-Skandal verwickelt gewesen sind.

Ausschluss von Olympia 2020 und 2022

Dies gilt für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 in Tokio und 2022 in Peking, die Olympischen Jugendspiele und Weltmeisterschaften von Sportarten, die den Wada-Code unterschrieben haben, sowie sogenannten „Major Sport-Events“. Auch die Fußball-WM in Katar könnte betroffen sind.

Die FIFA hat sich noch nicht explizit zum weiteren Vorgehen in der Causa Russland geäußert, die genauen Konsequenzen sind demnach unklar. Da sich der Weltverband allerdings dem Wada-Code unterworfen hat, muss er dem Urteil vom Montag Rechnung tragen. Gemäß der Wada-Entscheidung müssten die Russen bei der WM 2022 in Katar unter neutraler Flagge teilnehmen, falls sich die Mannschaft qualifiziert. „Es würde nur ein Team mit neutralen Spielern und ohne Flagge antreten“, bekräftigte Jonathan Taylor, Leiter der Prüfkommission CRC am Montag.

Das Szenario wäre dann vergleichbar mit der Mannschaft russischer Eishockey-Spieler, die bei Olympia in Pyeongchang unter neutraler Fahne Gold gegen Deutschland gewonnen hatte.

Folgen für die Fußball-EM

Keine Fragen gibt es, was die Fußball-EM in Russland angeht. Die EM 2020 ist von der vierjährigen Sperre nicht betroffen, da es sich laut Wada um „ein regionales/kontinentales Sportereignis“ handelt. Dies trifft demnach auch auf das Champions-League-Finale 2021 in St. Petersburg zu. Die Europäische Fußball-Union UEFA hat zudem den Wada-Code gar nicht unterschrieben. Damit kann die russische Nationalmannschaft ohne Einschränkungen an der EM teilnehmen.

Mit wehenden Fahnen. Russland wird für Olympia und WM gesperrt.
Mit wehenden Fahnen. Russland wird für Olympia und WM gesperrt.

© Kirill Kudryavtsev/AFP

Forensische Untersuchungen durch Wada-Experten hatten ergeben, dass die Dopingdaten aus dem Moskauer Labor von 2012 bis 2015 „weder vollständig noch vollständig authentisch“ sind. Dies konnte im Vergleich mit einer der Wada 2017 von einem Whistleblower zugespielten Daten-Kopie nachgewiesen werden.

Dabei hat Russland nach Wada-Angaben „Hunderte von mutmaßlichen nachteiligen Analyseergebnissen gelöscht oder geändert“. Dabei sollen 145 mutmaßliche Doping-Fälle vertuscht oder verfälscht worden sein.

Das Internationale Olympische Komitee hatte bereits zuvor angekündigt, die „härtesten Sanktionen“ gegen Russland zu unterstützen und das Wada-Urteil zu akzeptieren. „Der Wada-Beschluss ist für uns bindend“, hatte IOC-Präsident Thomas Bach betont. Die Wada-Entscheidung sei ein Mittel, um russische Athleten aus dem internationalen Sport zu verbannen, kritisierte dagegen der Vize-Chef des russischen Parlaments, Pjotr Tolstoi.

Rusada kann noch Einspruch einlegen

Trotz der Dimension des des Dopingskandals um vertuschte und ausgetauschte Proben im Analyselabor bei den Winterspielen 2014 in Sotschi durften vier Jahre später 168 Russen als „Olympische Athleten aus Russland“ unter neutraler Fahne antreten.

Die Rusada hat nun 21 Tage Zeit, um die Sanktionen anzuerkennen oder abzulehnen. Lehnt sie die Strafe ab, wird der Fall an den Internationalen Sportgerichtshof Cas weitergeleitet.

In einer ersten Stellungnahme der Rusada heißt es, dass die Zeit für eine Änderung der Kultur in Russland gekommen sei. Trotz Beteuerungen von Sportfunktionären habe sich im Umgang mit Doping in Russland nichts grundlegend geändert in den vergangenen Jahren, sagte die Vize-Chefin der Rusada, Margarita Pachnozkaja.

Auch das IOC und die Weltsportverbände haben die Möglichkeit gegen das Wada-Urteil beim Cas in die Berufung zu gehen, wenn es sich auf die Teilnahme an Olympischen Spiele beziehungsweise Weltmeisterschaften auswirkt.

Russland werde für seine Sportler kämpfen, sagte die Parlamentsabgeordnete Swetlana Schurowa am Montag der Agentur Interfax zufolge. Dmitri Swischtschow vom Sportausschuss der Staatsduma klang ähnlich: Russland werde die Strafen beim Cas anfechten, teilte er mit. (dpa)

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