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Kapitän Dennis Schröder nahm die Trophäe in Empfang.

© REUTERS/YIANNIS KOURTOGLOU

Dramatischer Sieg im EM-Finale: Deutschland ist endgültig im Basketball-Olymp angekommen

Zwei Jahre nach dem WM-Triumph gewinnt die Generation um Dennis Schröder und Franz Wagner auch die Europameisterschaft – obwohl es im deutschen Basketball noch genügend Baustellen gibt.

Julian Graeber
Ein Kommentar von Julian Graeber

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1993 war es eine Sensation. Dass die deutschen Basketballer um Chris Welp und Henning Harnisch Europameister wurden, hatte vorher niemand erwartet. Für 30 Jahre blieb es der einzige Titel für den DBB, doch die Zeiten haben sich geändert. Dass die Nationalmannschaft am Sonntagabend durch einen dramatischen 88:83-Sieg gegen die Türkei zwei Jahre nach dem WM-Triumph in Manila auch die Europameisterschaft gewonnen hat, taugt nicht mehr als Sensation. Das deutsche Team ist längst im Basketball-Olymp angekommen.

EM-Bronze 2022, Weltmeister 2023, Vierter bei Olympia 2024, Europameister 2025 – die Generation um Kapitän Dennis Schröder und den Berliner NBA-Star Franz Wagner prägt eine Ära, die auch im historischen Vergleich außergewöhnlich ist.

Sicher, die USA spielen meist außer Konkurrenz, wenn sie in Bestbesetzung antreten. Auch die Sowjetunion und Jugoslawien sammelten vor ihrem Zusammenbruch reihenweise Medaillen. In der jüngeren Basketballgeschichte dominierten die Spanier von 2006 bis 2022 mit einer unglaublichen Konstanz. Die drei Letztgenannten waren bis Sonntag auch die einzigen Teams, die sich gleichzeitig Welt- und Europameister nennen durften.

Nun gehört auch Deutschland zu diesem elitären Kreis – es fühlt sich immer noch surreal an, diesen Satz auszusprechen oder zu schreiben. Es ist gerade mal zehn Jahre her, dass die Nationalmannschaft bei der EM-Vorrunde in Berlin mit vier Niederlagen aus fünf Spielen sang- und klanglos ausschied. Es war das letzte Turnier von Dirk Nowitzki und die Sorgen waren groß: Was soll das jetzt werden ohne den größten Star der deutschen Basketballgeschichte?

Einzigartige Gewinnermentalität

Das DBB-Team fiel in ein kleines Loch, kam aber mit einer eigentlich unvorstellbaren Erfolgsserie zurück. Unvorstellbar auch, weil es trotz aller Triumphe der letzten Jahre noch viele strukturelle Probleme im deutschen Basketball gibt. An der Basis fehlt es oft an Sporthallen, an Trainern, an geeigneten Strukturen, an der Spitze an Sponsoren. Die Bundesliga der Männer wollte mit der spanischen ACB um den Status als beste Liga Europas konkurrieren. Davon ist sie meilenweit entfernt – und der Rückstand wird eher größer denn kleiner.

Auch bei den Frauen sieht es ein Jahr vor der Heim-WM in Berlin durchwachsen aus. Die Nationalmannschaft hat zwar eine ordentliche Europameisterschaft gespielt und es gibt so viele deutsche Topspielerinnen wie nie zuvor, fast alle sind allerdings im Ausland aktiv. Wer will schon für wenig Geld in besseren Schulturnhallen spielen?

Dass sich der deutsche Basketball dennoch so rasant entwickelt hat, ist neben vielen engagierten Trainern und Verantwortlichen in den Vereinen und beim Verband vor allem dem Team zu verdanken. Bei Weltmeistercoach Gordon Herbert gab es von Beginn seiner Amtszeit ein Schlüsselwort: Commitment. Die Spieler sollten sich diesem Weg verpflichten – und das haben sie.

Ob NBA-Star oder Rollenspieler, sie alle haben auf Urlaub verzichtet, sind Sommer für Sommer zusammengekommen und haben eine einzigartige Gewinnermentalität aufgebaut. Angesichts der Fülle an Topspielern in NBA und Euroleague sowie der jüngsten Erfolge im Nachwuchs gibt es wenig Gründe, warum die deutsche Ära nicht noch ein paar Jahre anhalten soll.

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