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Unerwartet früh raus. Für Tatjana Pinto war bei der Hallen-WM schon im Halbfinale Endstation.

© dpa

Leichtathletik-WM in Birmingham: Draußen soll es besser laufen

Viele deutsche Leichtathleten verfehlen bei der Hallen-WM ihre Bestzeiten – und hoffen auf eine Steigerung bis zu den Europameisterschaften in Berlin.

Der Blick in die Glaskugel hätte Idriss Gonschinska vor dieser Hallen- Leichtathletikweltmeisterschaft in Birmingham sicher nicht gefallen: Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) hätte gesehen, wie die Weltjahreszweitbeste Konstanze Klosterhalfen über 3000 Meter mal wieder nicht in der Lage war, mit den Besten mitzuhalten. Er hätte gesehen, wie die Weltjahresdrittschnellste Tatjana Pinto über 60 Meter schon im Halbfinale ausschied oder wie die Dreispringerin Neele Eckhardt nur auf dem 13. Platz landete.

„Wenn ich eine Glaskugel hätte, würde ich Vorgaben machen. So aber ist das Quatsch“, hatte Gonschinska vor den Wettkämpfen gesagt. Er tat gut daran, denn wie sich nun zeigte, wäre eine Vorgabe, die den Ergebnissen vom Wochenende entsprochen hätte, ihm als grobe Tiefstapelei ausgelegt worden. Gerade kurz nach den Olympischen Winterspielen, wenn die noch euphorisierten deutschen Sportfans viele Medaillen erwarten. Am späten Sonntagnachmittag aber – ein paar Entscheidungen standen noch aus – hatte der DSV eine Silbermedaille durch den Kugelstoßer David Storl sowie jeweils eine Bronzemedaille durch den Hochspringer Mateusz Przybylko und Weitspringerin Sosthene Moguenara gewonnen. Das ist besser als nichts, aber wiederum auch nicht viel besser.

Denn auch wenn Gonschinska in kluger Voraussicht keine Vorgaben machte und dadurch das deutsche Team nicht unter Druck setzen wollte, so hatte er doch die Maßgabe an die jungen deutschen Athleten, dass sie möglichst gut performen sollten, wenn es drauf ankomme. Unterm Strich aber blieb schon vor dem letzten Wettkampftag die Erkenntnis, dass die deutschen Athleten genau das nicht taten.

So eine WM ist eben doch noch einmal eine andere Bühne

Konstanze Klosterhalfen etwa, das 21 Jahre alte Supertalent, das Fabelzeiten laufen kann, sofern es in seiner eigenen Welt läuft wie bei den Deutschen Meisterschaften. Doch wie schon im vergangenen Sommer bei der Freiluft-WM in London zeigte sich auch in Birmingham, dass Klosterhalfen noch nicht in der Lage ist, bei taktisch geprägten Rennen mit den Weltbesten mitzuhalten. Der außerordentlich zierlichen Läuferin fehlt dann die Robustheit und Sprintkraft in den letzten Runden. In Birmingham wurde sie Siebte. Das ist immer noch ein gutes Ergebnis – nicht aber vor dem Hintergrund, dass Klosterhalfen viel schnellere Zeiten laufen kann, als sie dies bislang bei den Weltmeisterschaften in London und Birmingham getan hat. „Der Lauf begann etwas zu langsam für mich“, sagte sie nach dem Rennen. „So eine WM ist eben doch noch einmal eine andere Bühne als Deutsche Meisterschaften.“

Exakt das musste auch Sprinterin Tatjana Pinto erfahren. Die 25-Jährige hatte zuletzt ihrer deutschen Sprinterkollegin Gina Lückenkemper die Aufmerksamkeit gestohlen, weil sie über die Hallen-Distanz schneller war. 7,06 Sekunden war Pinto bei den Deutschen Meisterschaften gelaufen. Weltweit waren bis dahin nur zwei Läuferinnen schneller in dieser Saison. In Birmingham aber versagten ihr im Halbfinale in der zweiten Hälfte des Rennens die Beine. „Der Start war gut, aber danach lief es nicht“, sagte sie.

Es lief also nicht, auch nicht bei den Dreispringern Neele Eckhardt oder ihrem Landsmann Max Heß (Platz elf). Trost spendeten da die Leistungen von Storl und Przybylko. Hinsichtlich der Europameisterschaften im Sommer in Berlin machen die Resultate von Birmingham wenig Hoffnung auf viele Erfolge durch deutsche Athleten. Aber noch ist ein bisschen Zeit bis August. Und überhaupt: Die Glaskugel, die die Ergebnisse verrät, muss erst noch gefunden werden. Noch ist nichts entschieden.

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