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Auf dem Weg nach oben. Die Fußballer des FC Ingolstadt haben sich innerhalb weniger Jahre aus der Vierten Liga zum Spitzenreiter der Zweiten Liga hochgearbeitet.

© picture alliance / dpa

Audi und der FC Ingolstadt: Droht der Bundesliga der nächste Konzernklub?

Ingolstadt rüstet im Fußball wie im Eishockey auf – auch dank der finanziellen Unterstützung von Audi. Der örtliche Autohersteller hält immerhin 20 Prozent am FC Ingolstadt.

Mit einem Massenandrang ist sicher nicht zu rechnen. Wenn der FC Ingolstadt am Donnerstag die Vorbereitung auf die Rückrunde aufnimmt, werden einige Fußball-Kenner aber sicher etwas genauer hinschauen als gewöhnlich. Trotzdem geht es doch eher beschaulich zu. Ingolstadt, 130 000 Einwohner zählend und 85 Kilometer nördlich von München gelegen, hatte sich in der Vergangenheit eher als Wirtschaftsstandort aufgrund des Firmensitzes von Autobauer Audi einen Namen gemacht. Seit 2014 steht die Gemeinde an der Donau aber auch für sportlichen Erfolg, ziemlich großen sogar. Im Eishockey feierte der ERC Ingolstadt 2014 erstmals die deutsche Meisterschaft, was eine echte Sensation war. Und im Fußball überwintert der FC als Spitzenreiter der Zweiten Liga und darf von der Bundesliga träumen, was nicht weniger überraschend ist.

Nach dem Dorf Hoffenheim und Paderborn steht somit eine weiterer kleiner Standort vor dem Einzug in die Fußball-Bundesliga. 15 Spiele trennen den FCI noch vom Aufstieg, bei einem Vorsprung von sieben Punkten muss sich die Bundesliga schon einmal mit dem möglichen Neuling anfreunden. Und allmählich glauben sie in Ingolstadt auch selbst dran. „Der Aufstieg führt nur über uns“, sagt Trainer Ralph Hasenhüttl forsch, was aber seine Berechtigung hat. Seit dem 7. Oktober 2013 ist der Österreicher für die Mannschaft verantwortlich. Damals war der Klub Tabellenschlusslicht, 15 Monate später hat sich das Bild komplett gewandelt. So gab es in den ersten 19 Spielen nur eine Niederlage. Noch rasanter war es gar beim ERC zugegangen. Als Tabellenneunter gerade noch in die Play-offs gerutscht, ließ der Verein einen beispiellosen Siegeszug bis zur ersten Eishockey-Meisterschaft folgen.

Der sportliche Erfolg ist gewachsen; parallel wurden im Hintergrund professionelle Strukturen geschaffen. Dabei ist der FC Ingolstadt, der aus den finanziell klammen Klubs MTV und ESV Ingolstadt hervorging, gerade einmal in seinem elften Jahr. Köpfe wie Vorstandschef und Unternehmer Peter Jackwerth, aber auch Partner und Geldgeber Audi, haben den Höhenflug von der vierten Liga bis in die Zweitliga-Spitzengruppe möglich gemacht. So wurde im vergangenen Sommer das Funktionsgebäude mit Trainingszentrum, Nachwuchsleistungszentrum, Geschäftsstelle und Jugendinternat eingeweiht. Eigentümer ist eine Audi-Tochtergesellschaft, ebenso wie beim Sportpark. Die vier Ringe sind wie beim ERC entsprechend groß auf den Trikots zu sehen.

Kritiker sprechen bereits vom nächsten alimentierten Profi-Klub eines Großsponsors nach Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim und RB Leipzig, was den Ingolstädter Verhältnissen aber nur bedingt gerecht wird. Der Automobilkonzern, der jährlich rund acht Millionen Euro beisteuern soll, hält lediglich Anteile von 20 Prozent an der Fußball GmbH. Mit einem Etat von rund 20 Millionen Euro liegt der Verein dabei im hinteren Drittel des Finanzrankings der Zweiten Liga.

Der FC Ingolstadt stehe für Nachhaltigkeit und eine Politik der kleinen, vernünftigen Schritte, betont Geschäftsführer Harald Gärtner und will das Image vom Retortenklub nicht gelten lassen. Schließlich seien auch keine namhaften Spieler verpflichtet worden. Vieles sei anders in Ingolstadt, ein Rundum-Sorglos-Paket wie andernorts gebe es für die Spieler nicht. So frühstückt die Mannschaft zusammen, die Akteure müssen bei der Vorbereitung helfen. Ungewöhnlich ist auch die Kooperation von Fußballern und Eishockeyspielern im Jugendbereich. Im Sportinternat wohnen sowohl Jugendliche des FC als auch des ERC Ingolstadt. Vom „Ingolstädter Weg“, wie es heißt, sollen beide Teams profitieren. Wer das Projekt finanziert, ist beim Namen „Audi Akademie“ unschwer zu erraten.

Es sind nicht die einzigen Gemeinsamkeiten der beiden Vereine, deren Fans ein eher distanziertes Verhältnis pflegen. So hält sich der Zuschauerzuspruch trotz aller Erfolge in Grenzen. 8244 Fans kamen in der Hinrunde im Schnitt zum FCI, womit das Stadion nur halb ausgelastet ist. Für den ERC interessieren sich gar nur durchschnittlich 3700 Besucher.

Das werde sich noch ändern, glaubt Trainer Ralph Hasenhüttl und will sich von seinem Weg nicht abbringen lassen. „Wir können Fußballgeschichte schreiben“, sagte der Coach. Sollte dies gelingen, steht ein weiterer Autokorso durch die Stadt bevor. Um die entsprechenden Fahrzeuge muss sich der Verein sicher nicht kümmern.

Gregor Derichs

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