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Union lieferte dem FC Bayern einen großen Kampf.

© imago(Michael Taeger

Eigentore, Elfmeter, VAR-Verwirrung: 1. FC Union Berlin verliert denkwürdigen Pokalfight gegen Bayern München

Lange läuft vieles gegen den 1. FC Union Berlin. Doch trotz 1:3-Pausenrückstand schnuppern die Köpenicker im Achtelfinale des DFB-Pokals bis in die Nachspielzeit an der Sensation.

Stand:

Dass Standardsituationen der Schlüssel zum Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals sein würden, war im Vorfeld hinreichend diskutiert worden. Dass dies am Mittwochabend im Stadion An der Alten Försterei nicht für den 1. FC Union Berlin, sondern für den großen FC Bayern München galt, war hingegen eine große Überraschung.

Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga schoss schon in der ersten Hälfte drei Tore nach ruhenden Bällen, wobei das nur bedingt stimmte. Denn zwei dieser Treffer erzielten Unions Ilyas Ansah und Diogo Leite ins eigene Netz. Es schien in der ersten Hälfte nicht der Abend der Berliner zu sein – und doch schnupperten sie durch zwei Elfmeter von Innenverteidiger Leopold Querfeld lange an einer Pokalsensation.

Am Ende setzte sich der Favorit vor 22.012 Zuschauenden denkbar knapp 3:2 (3:1) durch. Damit stehen die Münchner zum ersten Mal seit drei Jahren wieder im Viertelfinale, ihr letzter Pokaltitel datiert aus der Saison 2019/20. „Für den neutralen Fußballfan war es ein cooles Spiel, aber für uns war es bitter“, sagte Querfeld. „Wir haben alles reingeworfen und die Bayern bis zur letzten Sekunde gefordert.“

Union startete nach der ärgerlichen 1:2-Niederlage in der Bundesliga gegen Heidenheim am Samstag mit drei Veränderungen. Für den erkrankten Oliver Burke, Christopher Trimmel und Derrick Köhn spielten András Schäfer, Janik Haberer und Tom Rothe. Stürmer Andrej Ilic fehlte angeschlagen.

In der Anfangsphase knüpften die Berliner nahtlos an die Leistung an, mit der sie dem FC Bayern vor knapp einem Monat als erste Mannschaft in dieser Saison einen Punkt abgeknüpft hatten. Union war aggressiv in den Zweikämpfen und hellwach. Am besten zeigte sich das an der Bewachung Harry Kanes. Innenverteidiger Danilho Doekhi klebte am englischen Torjäger, ließ ihn den Ball selbst an der Mittellinie nicht in Ruhe annehmen.

Als sich die Fans auf der Waldseite bereits darauf vorbereiteten, ihren schweigenden Protest gegen die im Raum stehende Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien zu beenden, schlugen sie die Münchner mit den eigenen Waffen.

Eine Ecke von Joshua Kimmich flog in der 12. Minute Richtung langem Pfosten, Rönnow flog am Ball vorbei und überraschte mit diesem seltenen Fehler Ansah derart, dass dieser ins eigene Tor traf. Der Stürmer schaute dem Ball entgeistert hinterher, Rönnow beschwerte sich über ein nicht existentes Foul von Aleksandar Pavlovic. Nachdem Union beim 2:2 in der Liga noch doppelt nach Ecken getroffen hatte, wurden sie nun kalt erwischt – und es wurde noch schlimmer.

Zehn Minuten später verursachten Haberer und Rönnow eine vermeidbare Ecke und kassierten anschließend fast eine Kopie des 0:1. Ecke Kimmich, Rönnow lässt sich erneut viel zu einfach von Pavlovic irritieren, Ball im Netz. Dieses Mal war der Torschütze aber ein Münchner: Kane traf per Kopf.

Der Engländer erzielte wenig später einen weiteren Treffer, doch die Fahne ging umgehend hoch. Während die Beteiligten auf dem Rasen und die Zuschauenden auf den Rängen mit einer Überprüfung der Abseitsstellung rechneten, ereignete sich eine Wendung, die selbst in Zeiten des Videobeweises noch kurios ist.

Schiedsrichter Martin Petersen erkannte ein Handspiel von Jonathan Tah im Münchner Strafraum, das sich rund zwei Minuten vor der vermeintlichen Entscheidung durch Kane ereignet hatte. Statt 0:3 hieß es Elfmeter Union und Querfeld verwandelte humorlos in die linke untere Ecke.

Das Publikum, das die Mannschaft ohnehin schon unablässig nach vorne peitschte, drehte die Lautstärke noch ein paar Dezibel nach oben. Die Berliner glaubten nun wieder an ihre Chance. Die Hoffnung erhielt allerdings bald schon wieder einen Dämpfer. Während Woo-yeong Jeong nach einer unsanften Landung lange am Boden lag, spielten die Münchner weiter. Aljoscha Kemlein stoppte den Angriff mit einem ungeschickten Foul. Die folgende Freistoßflanke verlängerte Unions Innenverteidiger Leite mit dem Kopf ins eigene Tor.

Viele Mannschaften wären an diesem Spielverlauf zerbrochen, erst recht gegen die überragende Mannschaft im deutschen Klubfußball. Doch Union gab sich an diesem Abend nicht auf und attackierte mit dem Mute der Verzweiflung. Als Kane im Strafraumgewühl mit erhobenem Ellbogen Leite am Kopf traf, gab es erneut Elfmeter für Union und erneut behielt Querfeld die Nerven.

Spätestens mit diesem 2:3 wurde das Spiel zu einem echten Pokalfight. Den Münchnern, eigentlich eine der ballsichersten Mannschaften Europas, gelang es nicht mehr, das Geschehen zu beruhigen. Ansah, Haberer und Querfeld hatten Chancen auf den Ausgleich, auf der anderen Seite verpasste Luis Díaz das 4:2. „Wir waren dem Ausgleich näher als Bayern der Entscheidung“, sagte Aljoscha Kemlein. „Gerade tut es sehr weh, aber wir können viel mitnehmen für die nächsten Spiele.“

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