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Bitte, bitte! Per Skjelbred würde gern über die Saison hinaus bei Hertha bleiben, aber das entscheidet er nicht allein.

© dpa

Hertha BSC und der Hamburger SV: Ein Deal, vier Gewinner

Per Skjelbred trifft mit Hertha BSC am Samstagabend (18.30 Uhr) auf seinen ehemaligen Klub Hamburger SV und Hertha-Leihgabe Pierre-Michel Lasogga. Das Tauschgeschäft hat sich bisher als segensreich für alle Beteiligten herausgestellt.

Per Skjelbred verfügt über eine beneidenswerte Gabe. Er besitzt einen tiefen und gesunden Schlaf. „Wenn ich schlafe, schlafe ich gut“, sagt der Mittelfeldspieler von Hertha BSC. Im Bett ist endgültig Schluss mit Fußball, Skjelbred träumt nicht von seiner Arbeit. Schade eigentlich. Man hätte gerne gewusst, in welchem Trikot er sich in seinen Träumen sieht: in dem seines Heimatvereins Rosenborg Trondheim? Im schwarz-weiß-gestreiften Hemd von Newcastle United, seinem Lieblingsklub aus Jugendtagen? Oder doch im Hertha-Trikot?

In dem des Hamburger SV würde sich Per Skjelbred ganz sicher nicht sehen, auch wenn er noch bis 2015 beim HSV unter Vertrag steht. Man tritt dem Norweger sicher nicht zu nahe, wenn man seine Beziehung zum Hamburger SV als eine ausschließlich formaljuristische bezeichnet. Bis zum Sommer ist Skjelbred, 26, noch an Hertha ausgeliehen, danach muss er theoretisch nach Hamburg zurück. Aber dass er noch mal für den HSV spielen wird, kann als ausgeschlossen gelten.

Im vorigen Sommer haben Hertha und der HSV ein Tauschgeschäft abgeschlossen, das sich bisher als segensreich für alle Beteiligten herausgestellt hat: für die beiden Klubs ebenso wie für Per Skjelbred und Pierre-Michel Lasogga, die für netto neun Monate an den jeweils anderen Verein ausgeliehen sind. Dieser Deal hat die Karrieren zweier Spieler miteinander verwoben, die noch nie ein Wort miteinander gewechselt haben. Nur einmal sind sie sich flüchtig über den Weg gelaufen, bei einem Testspiel vor gut einem Jahr, als beide noch das jeweils andere Trikot trugen. Und trotzdem: Irgendwie fühlt sich Skjelbred mit Lasogga verbunden. In den Kommentaren auf seiner Facebook-Seite taucht immer wieder dessen Name auf. „Pierre hat dem HSV sehr geholfen“, sagt Skjelbred. „Ohne seine Tore hätten die wahrscheinlich noch weniger Punkte.“

Lasogga droht gegen die Berliner auszufallen

Dass Skjelbred umgekehrt auch Hertha sehr geholfen hat, wird in Berlin niemand bestreiten. Seit seinem Wechsel hat der Mittelfeld-Allrounder bei Trainer Jos Luhukay in jedem Spiel in der Startelf gestanden. Die Gefahr, dass diese Serie ausgerechnet am Samstagabend (18.30 Uhr) in Hamburg gegen seinen früheren Klub zu Ende geht, scheint fürs Erste gebannt. Skjelbred, der am Mittwochnachmittag das Training wegen leichten Fiebers hatte auslassen müssen, konnte gestern wieder mit den Kollegen trainieren. Der Norweger würde zum ersten Mal gegen einen seiner Ex-Verein antreten. „Das ist schon ein bisschen komisch“, sagt er. Pierre-Michel Lasogga kennt dieses Gefühl schon, allerdings ist sein Einsatz gegen Hertha fraglich. Der Stürmer konnte am Donnerstag nur Teile des Mannschaftstrainings absolvieren.

Fraglich ist auch, wer von beiden in der kommenden Saison wo spielen wird. Während Herthas Manager Michael Preetz immer wieder auf Lasoggas Rückkehr drängt, waren ähnliche Aussagen über Skjelbred aus Hamburg bisher nicht zu vernehmen. Es scheint dort kaum jemanden zu interessieren, dass der Norweger bei Hertha eine wichtige Rolle spielt, dass er mit seiner Lauffreude, seiner Vielseitigkeit und seiner Ballsicherheit auch dem eher antiquiert spielenden HSV helfen würde. Von den früheren Kollegen haben sich zwar einige bei ihm gemeldet und ihm zu seinen guten Leistungen in Berlin gratuliert. Von den hohen Herren aus der sportlichen Führung aber hat es bisher keine Rückmeldung gegeben. Skjelbred scheint in Hamburg allenfalls als Trumpf im Bemühen um eine Weiterverpflichtung Lasoggas gesehen zu werden, von wegen: Ihr kriegt Skjelbred nur, wenn ihr uns Lasogga überlasst.

„Der Fußball ist ein Zirkus“, sagt der Norweger, „aber ich bin da ganz entspannt.“ Skjelbred hat längst zu Protokoll gegeben, dass er am liebsten bei Hertha bleiben würde. In Berlin hat er vom ersten Tag an etwas erlebt, was ihm in den beiden Jahren beim Hamburger SV weitgehend verwehrt geblieben ist: Vertrauen. „Der Trainer hat mir gleich signalisiert: Du bist mein Spieler. Er steht hinter mir, egal was passiert“, sagt er.

Anders als Herthas Torwarttrainer Richard Golz, der zwischen Berlin und Hamburg pendelt, ist Skjelbred gleich mit seiner ganzen Familie nach Berlin gezogen. Die Zeit beim HSV sieht er als wichtigen Teil seiner Biografie, aber eine besonders emotionale Verbindung zu seinem alten Arbeitgeber besitzt er nicht mehr. „Natürlich ist es nicht geil, wenn deine Freunde Probleme haben“, sagt er. Andererseits will er sich mit dem Absturz des HSV gar nicht allzu sehr beschäftigen. „Ich weiß nicht, woran es liegt“, sagt Skjelbred. „Eigentlich ist beim HSV alles top, aber manchmal habe ich das Gefühl, es liegt ein Fluch über dem Verein.“

Es ist gut möglich, dass ihn das alles in ein paar Wochen sehr viel mehr tangieren wird, als es im Moment der Fall ist – sollte der HSV tatsächlich absteigen. Skjelbred sagt, er habe „keine Ahnung“, ob sein Vertrag mit den Hamburgern auch für die Zweite Liga gelte. Der Vertrag liege irgendwo in Norwegen, aber er werde sich demnächst mal schlau machen.

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