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Ein EM-Sieg mit bitterem Beigeschmack: Das DFB-Team muss sich noch deutlich steigern
Trotz der Verletzung von Giulia Gwinn gewinnt Deutschland mit 2:0 gegen Polen. Dabei zeigt es mal wieder eine gute und eine schlechte Halbzeit. Es braucht nun dringend Konstanz.

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Eigentlich hatte die Wankelmütigkeit der deutschen Fußballerinnen der Vergangenheit angehört. Die Spiele, in denen sie zwei völlig unterschiedliche Gesichter zeigten. Doch am Freitagabend war in der Arena von St. Gallen die Vergangenheit plötzlich wieder Teil der Gegenwart.
Beim ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen, welches Deutschland durch Tore von Jule Brand und Lea Schüller mit 2:0 (0:0) für sich entschied, zeigte das DFB-Team eine schwache erste Hälfte, nur um dann nach der Pause so richtig aufzudrehen.
Dabei musste das Team von Bundestrainer Christian Wück einen schweren Schock verdauen, als es nach 40 Minuten seine Kapitänin Giulia Gwinn verlor. Die 26-Jährige war nach einer Klärungsaktion in allerletzter Sekunde mit dem linken Knie im Rasen hängen geblieben und musste unter Tränen den Platz verlassen. Wie am Samstag bekannt wurde, hat sie sich das linke Innenband verletzt.
Damit trat auch aus sportlicher Sicht das denkbar schlechteste Szenario ein – trotz des Sieges. Christian Wück hat keinen adäquaten Ersatz für seine rechte Außenverteidigerin. Zwar machte die eingewechselte Carlotta Wamser ein starkes Spiel unter diesen komplizierten Bedingungen, im weiteren Turnierverlauf dürfte es mit ihr in der Defensive aber schwierig werden. Immerhin ist die Umschulung der gelernten Außenstürmerin nur wenige Spiele her.
Und das deutsche Team ist hinten weiterhin uneingespielt, wie sich am Freitag nochmals zeigte. Das Zusammenspiel von Rebecca Knaak und Sarai Linder harmonierte oftmals nicht ganz so gut, sodass die Abwehrkette von den schnellen Polinnen immer wieder überspielt wurde. Dank der fehlenden Abschlussstärke der Gegnerinnen und den guten Reflexen von Ann-Kathrin Berger blieb es null Gegentoren.
Dass der deutsche Sieg trotzdem verdient ist, liegt an den zwanzig Minuten nach dem Seitenwechsel. Dort zeigten vor allem Klara Bühl und Jule Brand ihre Qualität und brachten ihre Flanken endlich an die Frau. In dieser Phase hätte Deutschland mindestens zwei Tore mehr schießen müssen, doch Sjoeke Nüsken und Lea Schüller vergaben aus bester Position.
Letztlich ist dieser Sieg ist extrem viel wert. Trotz des schwierigen Spielverlaufs und der eigenen Fehleranfälligkeit ist es dem deutschen Team gelungen, zu gewinnen. Das wäre in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen. Klar ist aber auch, dass Deutschland sich steigern muss, wenn es seiner eigens auferlegten Favoritinnenrolle bei diesem Turnier gerecht werden möchte.
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