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Weiter geht’s. Fabian Reese hat seinen Vertrag bei Hertha BSC bis 2030 verlängert.

© IMAGO/mix1/IMAGO/Daniel Lakomski

Update

Das gute Ende einer komplizierten Saison: Fabian Reese bleibt bis auf Weiteres bei Hertha BSC

Die Berliner beenden die Saison mit einem 1:1 gegen Hannover 96. Doch das Spiel gerät zur Nebensache – weil Fabian Reese vor dem Anpfiff eine frohe Botschaft zu verkünden hat.

Stand:

Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff des Spiels gegen Hannover 96 wurde es vor der Bank von Hertha BSC plötzlich wuselig. Ein Haufen wichtiger Menschen hatte sich dort versammelt, als die Spieler von Hertha BSC vom Warmmachen Richtung Kabine liefen. Nur Fabian Reese steuerte nicht den Ausgang an. Er blieb an der Bank stehen und bekam von Fabian von Wachsmann, dem Stadionsprecher, ein Mikrofon in die Hand gedrückt.

Toni Leistner lief an Reese vorbei, packte ihn an den Schultern. Dann fing Reese an zu reden. „Liebe Hertha-Familie! Wir alle haben einen Traum. Deshalb möchte ich heute mitteilen, dass ich bleibe.“

Im mit 66.997 Zuschauern gut besetzen Olympiastadion brach lauter Jubel los. Reese sprach weiter: „Für Hertha. Für euch. Für uns. Und für die Stadt Berlin. Danke schön.“ Wieder gab es Jubel. Die Nachricht, dass der Offensivspieler sich bis 2030 an den Berliner Fußball-Zweitligisten gebunden hat, war schon am Abend zuvor durchgesickert. Am Sonntag wurde es nun auch offiziell gemacht – von Fabian Reese höchstselbst.

Nach diesem Intro und nach den nicht minder emotionalen Abschieden von Ibrahim Maza, Jonjoe Kenny und Florian Niederlechner konnte der Nachmittag für die Fans von Hertha gar kein schlechter mehr werden. Das Spiel selbst geriet fast zur Nebensache. 1:1 (1:1) hieß es am Ende nach Toren von Nicolo Tresoldi zur frühen Führung für die Gäste und – natürlich – Fabian Reese, der zur Feier des Tages sogar per Kopf getroffen hatte.

Ältere Hertha-Fans könnten sich am Sonntag an den Brasilianer Ronny erinnert gefühlt haben. In der Zweitligasaison 2012/13 war er, wie jetzt Reese, der überragende Spieler seiner Mannschaft. Auch um seinen Verbleib in Berlin hatte es ein wochenlanges Hickhack gegeben – und auch bei ihm wählte der Klub die größtmögliche Bühne, nämlich das Olympiastadion, um die Vertragsverlängerung bekanntzugeben.

Reese fühlt sich in Berlin perfekt aufgehoben

„Er ist seinem Herzen gefolgt“, sagte Stadionsprecher von Wachsmann, als er im April 2013 die frohe Botschaft verkündete. Am Sonntag hätte er diesen Satz einfach wiederholen können. „Dieser Verein ist mir in den vergangenen zwei Jahren extrem ans Herz gewachsen“, wurde Reese in einer Pressemitteilung von Hertha zitiert.

Zwei Jahre lebt und arbeitet Fabian Reese nun in Berlin. Und obwohl Hertha in dieser Zeit nur zweitklassig unterwegs war, hat er nie einen Zweifel aufkommen lassen, dass er sich in dieser Stadt und in diesem Verein perfekt aufgehoben fühlt. „Wertschätzung, Zuspruch, Liebe, Dankbarkeit: Das alles finde ich hier“, sagte Reese nach dem Spiel gegen Hannover. Im Gesamtpaket sei Berlin „eine Stadt, die sehr gut zu meinem Lebensstil passt“.

Dieser Verein ist mir in den vergangenen zwei Jahren extrem ans Herz gewachsen.

Fabian Reese zu seiner Vertragsverlängerung bei Hertha BSC

Mit seiner Vertragsverlängerung hat der 27-Jährige das nun noch einmal sehr deutlich dokumentiert. Auch wenn man im Fußball nie etwas ausschließen sollte: Es sieht so aus, als hätte sich Fabian Reese in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte bis zum Ende seiner Karriere an Hertha BSC gebunden.

Dass er bleibt, obwohl er a) andere Optionen gehabt hätte und b) so ehrgeizig ist, dass es ihn eher über kurz als über lang in die Bundesliga zieht, das sagt auch etwas über die Ambitionen seines Klubs. Ende Juni startet Hertha in die Vorbereitung auf die dritte Saison in der Zweiten Liga. Aber die – das lässt sich nach den vergangenen Tagen mit einiger Sicherheit feststellen – soll definitiv die letzte sein.

Mit Reese will Hertha nächste Saison den Aufstieg schaffen

„Es ist ein starkes Zeichen, das Fabi setzt“, sagte Trainer Stefan Leitl. „Es ist auch ein Signal für Spieler, mit denen wir uns beschäftigen.“ Auch ohne dass der Klub es explizit ausgesprochen hätte: Hertha BSC will zurück in die Bundesliga. Die Taten sprechen das für sich.

In der Woche vor dem letzten Saisonspiel gegen Hannover haben die Berliner verkündet, dass Mittelfeldspieler Leon Jensen ablösefrei vom Ligakonkurrenten Karlsruher SC kommt; dass Kapitän Toni Leistner, der zuletzt wieder ein echter Stabilitätsfaktor in der Defensive war, seinen Vertrag um eine Saison verlängert hat und dass auch Deyovaisio Zeefuik, einer der Lieblinge des Publikums, dem Verein erhalten bleibt: bis 2027.

Reeses Verletzung hemmte die Mannschaft enorm

Die Königspersonalie aber ist Fabian Reese, der vielleicht beste Spieler der Zweiten Liga. Dass er nach seiner Sprunggelenksverletzung fast die gesamte Vorbereitung ausgefallen ist, war einer der Gründe, warum die Berliner auch in dieser Spielzeit nie ernsthaft in den Dunstkreis der Aufstiegsplätze geraten sind.

Alles in allem war eine zähe Saison, in der Hertha zwischenzeitlich sogar den Absturz in die Drittklassigkeit fürchten musste. Dank Fabian Reese konnte diese Gefahr rechtzeitig gebannt werden. In der Rückrunde erzielte er elf Tore und war – als Schütze und als Vorbereiter – an mehr als der Hälfte der Treffer seiner Mannschaft beteiligt.

Dank Fabian Reese und seiner Vertragsverlängerung gehen die Fans sogar mit einem guten Gefühl aus einer eigentlich verkorksten Saison. Der Verein hat sich finanziell an die Decke gestreckt, um Reese zum Bleiben zu bewegen. Hertha ist nicht bereit, sich im Grau der Zweiten Liga häuslich einzurichten – was viele Fans zwischenzeitlich schon befürchtet hatten. Hertha hat noch Ziele.

Die Rückrunde der nun zu Ende gegangenen Saison hat gezeigt, dass diese Ziele mit und dank Fabian Reese keine Utopie sein müssen. Im Zusammenspiel mit dem neuen Trainer Stefan Leitl hat er die Mannschaft auf eine andere Qualitätsstufe gehoben. Die Hinrunde hat allerdings auch gezeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn eine Mannschaft von einem einzigen Spieler abhängig ist.

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