zum Hauptinhalt
Harte Landung. Weitspringerin Bianca Kappler wird in diesem Jahr nicht mehr in Cottbus starten können. Foto: p-a/dpa

© picture-alliance/ dpa

Leichtathletik: Ein Meeting nach dem anderen stirbt

Der Fußball hat viele Leichtathletik-Veranstaltungen aus den großen Stadien gedrängt. Jetzt verschwinden die Meetings auch aus kleineren Stadien. Mit Folgen für die Athleten.

Berlin - Sich anzuschauen, wie vielfältig die Leichtathletik ist, wird in Deutschland immer schwerer. In diesem Jahr werden mehrere Meetings ausfallen, einige verschwinden vielleicht sogar für immer. Nachdem die Leichtathletikfeste in Cuxhaven, Kassel und Biberach abgesagt worden waren und auch das international führende Hallenmeeting in Stuttgart passen musste, gaben am Dienstag auch die Veranstalter des Lausitzer Leichtathletik-Meetings bekannt, dass ihr Ereignis im Juni wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht stattfindet. Damit büßt nicht nur die Leichtathletik an Präsenz in der Fläche ein. Für deutsche Athleten gehen damit auch Gelegenheiten verloren, um sich mit Spitzenathleten aus dem Ausland zu messen.

Aus vielen großen Stadien in Deutschland ist die olympische Kernsportart ohnehin schon verschwunden, weil es in ihnen keine Laufbahn mehr gibt. Jetzt zieht sie sich auch noch aus Stadien zurück, in denen noch gelaufen, gesprungen und geworfen werden kann. Auch das bedeutendste deutsche Leichtathletik-Ereignis neben der deutschen Meisterschaft, das Istaf im Berliner Olympiastadion, hat zu kämpfen. Im vergangenen Jahr stieg der Hauptsponsor aus. „Ich gehe aber davon aus, dass das Istaf wie geplant stattfindet“, sagt Meeting-Direktor Gerhard Janetzky. Die Absage mehrere Meetings ist für ihn ein Grund, seine Forderung nach einer Veranstaltungsliga mit festem Format zu wiederholen. „Wir brauchen eine Serie mit Wiedererkennungswert“, sagt Janetzky, der auch Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbands ist.

In Deutschland sind nur noch etwa fünf Veranstaltungen übrig geblieben, die mehrere Disziplinen der Leichtathletik mit internationalen Startern anbieten. Der Trend geht zum Spezialmeeting, wie etwa die Werfertage in Halle oder das Springermeeting in Eberstadt. Solche Veranstaltungen funktionieren allerdings nur in Disziplinen, in denen deutsche Athleten international erfolgreich sind, also in den Sprung- und Wurfwettbewerben. Die Basisdisziplin der Leichtathletik, das Laufen, rückt somit immer mehr in den Hintergrund. Den immer größer werdenden Rückstand auf Läufer anderer Nationen aufzuholen wird dadurch nicht leichter. „Wir brauchen Meetings für Läufer“, sagt Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Sein Verband hatte im vergangenen Jahr ebenfalls eine Veranstaltung mit mehreren Disziplinen abgesagt, die DLV-Gala in Wattenscheid.

Kassel, Biberach und Cuxhaven fallen in diesem Jahr aus, weil der Veranstalter unseriös gewirtschaftet hatte. Andernorts fehlen Sponsoren, Zuschauer oder Fernsehzeiten oder meist alles drei. Dass Veranstaltungen wegfallen, sieht Prokop nicht nur als Problem für die Darstellung seiner Sportart, sondern auch für die Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Athleten. Die besten Athleten fänden immer mal im Ausland einen Startplatz. „Aber wir müssen sehen, dass wir gerade für jene Athleten Meetings anbieten, die auf dem Weg in die nationale Spitze sind.“

Prokop hofft, dass einige der ausgefallenen Meetings im nächsten Jahr wieder im Terminkalender stehen. Sonst müsste sich sein Verband einiges ausdenken, um die Lücken zu füllen.

Zur Startseite