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Fußball: Ein Podolski zum Träumen

Die einstigen Topstürmer Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff kommen aus dem Schwärmen nicht heraus - und selbst der Schiedsrichter outet sich als Poldi-Fan.

Bremen (08.09.2005, 11:23 Uhr) - Mit seiner berauschenden Torgala beim 4:2-Sieg gegen Südafrika hat Lukas Podolski nicht nur die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder auf Kurs gebracht, sondern sich auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2006 praktisch unersetzlich gemacht. «Es ist schon wirklich beeindruckend, wie der Kerl auftritt in dem Alter. Es hat Spaß gemacht, ihm zuzuschauen», sagte Bundestrainer Klinsmann nach den drei Treffern des 20-jährigen vom 1. FC Köln am Mittwochabend in Bremen.

Der von den Fans frenetisch gefeierte Podolski strahlte über das ganze Gesicht, tat aber auch nach seinem ersten Dreierpack im Nationaltrikot so, als könne ihn der Wirbel um seine Person nicht erschüttern. «Na klar, wir haben 4:2 gewonnen, und mit meinen drei Toren bin ich auch zufrieden. Das erste Tor war schön, aber wichtig war, der Ball war drin. Das ganze Drumherum nehme ich gar nicht wahr», sagte er. Ausgerechnet der Jungstar dürfte sich nun vorzeitig als erster Spieler neben Kapitän Michael Ballack einen festen Platz in Klinsmanns WM-Team gesichert haben.

Bei aller Euphorie um das Supertalent übernahm gerade der Bundestrainer die Rolle des Mahners und schloss keineswegs aus, Podolski auch auf die Gefahr öffentlicher Proteste künftig wie zuletzt gegen die Niederlande eine Ruhepause zu verordnen. «Unsere Aufgabe ist es auch, den Lukas auf dem Boden zu behalten. Und das ist auch eine Bitte an die Medien, lasst den Kerl schnaufen, ein normales Leben führen, so gut es geht», forderte Klinsmann.

Ohne tatsächlichen Beleg machte er sogar die zwischenzeitliche Nicht-Nominierung Podolskis trotz der famosen Auftritten beim Confederations Cup für die erneute tolle Leistung verantwortlich. Es habe sich ausgezahlt, «ihn und auch Basti Schweinsteiger nach dem Confed-Cup pausieren zu lassen - auch mit dem Risiko, dass man vielleicht nicht ganz so torgefährlich ist», sagte Klinsmann.

Ein grandioser Lupfer zum 1:0 sowie zwei stramme Schüsse zu den Treffern drei und vier polierten Podolskis ohnehin schon großartige Bilanz weiter auf. Zehn Tore in seinen letzten elf Länderspielen stehen nun zu Buche. Seine ersten Treffer hatte er in seinem siebten Länderspiel im Dezember 2004 beim 5:1 in Thailand erzielt. «Er ist ohne Zweifel vor dem Tor eiskalt. Er weiß immer, wo das Tor steht», sagte Teammanager Bierhoff, mahnte aber auch wie Klinsmann: «Er muss Ruhe finden im Theater, dass um ihn wieder herrschen wird.»

Seine Zwangspause im DFB-Dress hat der als «Prinz Poldi» zum Liebling der Massen aufgestiegene Wunderknabe längst abgehakt. «Ja klar war ich enttäuscht. Ich will am liebsten jedes Länderspiel spielen. Aber ich habe mit Jürgen Klinsmann telefoniert, und er hat es mir erklärt, und ich habe das verstanden. Ich habe wieder Gas gegeben im Training, und jetzt bin ich ja wieder dabei», sagte er. Dass Podolski wieder spielte, freute auch Schiedsrichter Gregorz Gilewski. Der Unparteiische aus Podolskis Geburtsland Polen plauschte in der gemeinsamen Muttersprache mit dem Stürmer auf dem Platz und bekam prompt ein Souvenir. «Ich habe ihm mein Trikot gegeben», verriet Podolski. (tso)

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