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Hoch das Bein. So wenig entschlossen wie Gladbachs Neustädter (l.) gegen Wolfsburgs Jiracek agierten auch die übrigen Profis beim 0:0. Foto: dapd
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Sport: Ein Punkt zum Feiern

Beim 0:0 in Wolfsburg erreicht Mönchengladbach das erste Saisonziel, verdient sich aber nicht den Sieg.

Als die Spieler von Borussia Mönchengladbach nach dem Schlusspfiff in ihre Kurve gingen, wussten sie wahrscheinlich selbst nicht, was sie gerade erreicht hatten. Ihre Anhänger aber sorgten für Aufklärung. „Nie mehr Zweite Liga“, sangen die Fans der Gladbacher. 40 Punkte hat die Mannschaft von Trainer Lucien Favre nach dem 0:0 beim VfL Wolfsburg jetzt auf dem Konto, der Klassenerhalt ist geschafft, das erste Saisonziel erreicht. Ein Grund zu ausgelassener Freude? „Für unsere Leistung können wir nicht groß feiern gehen“, sagte Borussias Stürmer Mike Hanke. Immerhin war es nach sechs Niederlagen hintereinander in Wolfsburg mal wieder ein Punktgewinn für den Tabellenvierten der Bundesliga.

Fußballerisch ließ der Auftritt jedoch einiges zu wünschen übrig. „Die Wolfsburger haben es sehr gut gemacht“, sagte Hanke. „Sie haben taktisch sehr clever gespielt.“ Mit ihrer offensiven Verteidigung unterbanden sie das Aufbauspiel der Gladbacher höchst effektiv. So gab es vor der Pause nur wenige Chancen, dafür viele Fehler zu sehen. Die schönste Unzulänglichkeit leistete sich Christian Träsch. Nach einem Fehlpass der Gladbacher trudelte der Ball Richtung Auslinie, Wolfsburgs Kapitän leistete Geleitschutz, rutschte aus und lenkte den Ball mit der Hacke über die Linie. Es gab Einwurf für die Borussen.

Während Gladbachs Trainer Favre kurzfristig den grippekranken Innenverteidiger Martin Stranzl ersetzen musste, verzichtete Felix Magath freiwillig auf seinen besten Torschützen Mario Mandzukic, der zuletzt ein bisschen zu laut über einen Wechsel nachgedacht hatte. Solche kleinen Strafmaßnahmen kann sich der Trainer der Wolfsburger angesichts seiner personellen Möglichkeiten durchaus erlauben. Allein in diesem Winter hat Magath acht Spieler verpflichtet, vier davon standen gestern in der Startelf. Der erstmals eingesetzte Ivorer Ibrahim Sissoko war der 36. Profi, der in dieser Saison für den VfL gespielt hat. Das ist neuer Bundesliga-Rekord.

Das Spiel der Wolfsburger gegen Gladbach war auch ein Kampf der Kulturen: Das Prinzip Kaufrausch gegen den Willen zur Kontinuität. Bei den Gästen stand kein einziger Neuzugang in der Startelf. Favre setzt auf die Automatismen einer eingespielten Mannschaft. Doch auch die Kombinationen der Gladbacher surrten nicht so wie zuletzt. Und wenn der Ball doch einmal den Weg in die Spitze fand, stand der Adressat zumeist im Abseits – so wie zehn Minuten vor der Pause, als das vermeintliche 1:0 durch den früheren Wolfsburger Hanke zurückgepfiffen wurde. Eine äußerst knappe Entscheidung. „Es heißt immer im Zweifel für den Angreifer“, sagte Hanke. „Das hat der Linienrichter leider nicht gemacht.“

Nachdem Magath zur Pause Mandzukic für den Debütanten Sissoko gebracht hatte, nahm der Unterhaltungswert der Begegnung dramatisch zu, es wurde nun ein richtig rasantes Spiel, was vor allem an den Wolfsburgern lag. Die Gastgeber attackierten früh, eroberten dadurch viele Bälle und spielten entschlossen auf Sieg. „Wir haben uns sehr schwer getan“, sagte Borussias Nationalspieler Marco Reus. „Wolfsburg hat uns nicht den Fußball spielen lassen, den wir sonst spielen.“ Das traf auch auf ihn selbst zu, als er 20 Minuten vor Schluss allein auf Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio zulief. Solche Situationen verwertet Reus normalerweise mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit. Doch diesmal trat er den Ball mit dem Außenrist Richtung Eckfahne. Wer weiß, was die Gladbacher Anhänger sonst nach dem Schlusspfiff gesungen hätten.

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