zum Hauptinhalt

Sport: Ein Spiel, zwei Absteiger

Von Erik Eggers Köln. Als das Endergebnis aus Nürnberg herübergefunkt wurde, senkte sich eine lähmende Glocke der Superzeitlupe über Müngersdorf.

Von Erik Eggers

Köln. Als das Endergebnis aus Nürnberg herübergefunkt wurde, senkte sich eine lähmende Glocke der Superzeitlupe über Müngersdorf. Ein Schock war das für viele, denn alle Resultate waren aktuell durchgegeben worden nach Köln, nur der Führungstreffer Nürnbergs nicht. In diesem Moment wurde den Spielern bewusst, dass der 2:0-Sieg des 1. FC Köln über Freiburg gleichzeitig das Siegel auf den Abstieg aller bedeutete. Die Kölner versammelten sich am Anstoßkreis und ließen sich, einer nach dem anderen, zu Boden fallen. Wie zu Salzsäulen erstarrt waren auch die Freiburger. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis wieder Leben in sie kam.

Nur einer der Spieler brachte ein Wort heraus. Den Tränen nah, konnte der Kölner Alexander Voigt nur seinen Sarkasmus loswerden: „Die Leverkusener sind selber am Arsch jetzt.“ Von den Freiburgern sah sich keiner zu einem Statement in der Lage. Als Erster schlug ein völlig frustrierter Andreas Zeyer den Wunsch eines Interviews ab, auch seine Mitstreiter, die Augen auf den Boden gerichtet, den Kopf gesenkt, strebten so schnell wie möglich in den Spielertunnel. Nur dieser Depression entrinnen. Nur vergessen, was hinter ihnen lag. Nur verdrängen, welcher Chance sie gerade verlustig gegangen waren.

Mit dem traurigen Blick eines Seehundes, die Hände in den Taschen vergraben und ohne Worte, schritt der verletzte Torwart Richard Golz neben Ersatzmann Timo Reus die Treppe gen Umkleidekabine hinauf. So sieht es also aus, wenn alle gemeinsam absteigen. Eine Ikonographie des Jammers.

Eine große Leidenschaft sprach aus diesen Szenen, eine Leidenschaft, die beileibe nicht dem Charakter des Spiels entsprach. Es war kein Kampf, der sich den Zuschauern geboten hatte, eher eine freundschaftliche Begegnung. Natürlich hatten alle wie Alexander Voigt „damit gerechnet, dass Leverkusen gewinnt“, aber dennoch verwunderte die Mut- und Hoffnungslosigkeit vor allem der Freiburger in dieser Partie.

Hätte doch spätestens der 0:1-Rückstand in der 26. Minute durch den Kopfball von Carsten Cullmann nach einer Ecke von Lottner das Fanal für ein Aufbäumen sein müssen. Stattdessen: Lethargie, Entsetzen, Angst. Der Kopfball Stefan Müllers nach einer Flanke von Kobiaschwili sollte die größte Chance des Spiels bleiben. Danach hatte SC-Trainer Volker Finke lediglich ein „kurzes Aufflackern“ beobachtet, als nacheinander Hermel, Coulibaly, Bruns und Kobiaschwili gute Einschussmöglichkeiten besaßen. Aber auch Unsicherheiten des unsicheren FC-Keepers Pröll blieben ungenutzt vom kläglich spielenden Sturm. Auch Köln spielte schwach, obwohl Scherz fünf Minuten vor Schluss noch zum 2:0 einschob.

"Eine schwierige Saison“ sei nun beendet, meinte Finke, der aber den Nürnbergern fair gratulierte. Ihm gehe der Abstieg nahe, „weil das eben keine hingewichste Mannschaft ist“, sondern aus vielen jungen Spielern bestehe. Positiv sei immerhin, dass ein Leistungssportler erst in solchen Momenten der tiefen Niederlage wachsen könne. Und dennoch: „Wir werden viel Kraft brauchen in der nächsten Saison". So wie die Kölner. Gegen Gegner aus Burghausen, Lübeck und Fürth.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false