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Bei einem Turnier hat Lydia Ko die Periodenbeschwerden thematisiert.

© AFP

Periode und Leistungssport: Ein Tabu, das keines sein sollte

Der Sport tut sich schwer im Umgang mit der Periode. Das birgt große Risiken für die Athletinnen. Dabei ginge es auch anders. Ein Kommentar.

Stand:

Es sind Monate und häufig Jahre, die Sportlerinnen auf einen wichtigen Wettkampf hintrainieren, bis er schließlich da ist: Der alles entscheidende Tag.

Und dann ausgerechnet macht die Periode ihnen einen Strich durch die Rechnung. Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen und Durchfall – die Liste an Beschwerden ist lang und trotzdem müssen sie voll abliefern.

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Genau dieses Problem hat die Profigolferin und Weltranglistendritte Lydia Ko nun bei einem Turnier in Kalifornien thematisiert.

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Im Interview antwortete sie auf die Frage, ob der „verspannte Rücken und die Hüfte“ noch zu einem Problem werden würden: „Es ist nun einmal diese Zeit des Monats. Wenn das passiert, habe ich einen steifen Rücken und alles ist verzogen.“

Der Leistungssport ist hängengeblieben

Für ihren offenen Umgang erhielt sie vor allem in den sozialen Medien viel Zuspruch. Zumal die unbeholfene Reaktion des Reporters verdeutlicht, dass es noch viel zu tun gibt beim Thema Zyklus.

Während Menstruationstassen und Periodenunterwäsche auf den Markt gebracht werden, scheint der Leistungssport irgendwo zwischen „Beim Skispringen kann die Gebärmutter platzen“ und „Sport macht unfruchtbar“ hängen geblieben zu sein.

Gerade noch so brachte der Reporter ein peinlich Berührtes „Ähm Danke sehr“ hervor, woraufhin Ko cool reagierte und lachend sagte: „Ich weiß, dass dir die Worte fehlen, Jerry. Aber das war nur ehrlich.“

Genau, es war nur ehrlich und diese Ehrlichkeit braucht der Profisport, wenn das Tabu Menstruation endlich gebrochen werden soll. Bisher wurde es Einzelnen überlassen, das Thema stückweise zu enttabuisieren.

So erlangte die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui bei den Olympischen Spielen in Rio weltweite Aufmerksamkeit, als sie öffentlich sagte: „Meine Periode hat gestern Nacht eingesetzt und ich fühle mich ziemlich schwach und wirklich müde.“

Viele trauen sich nicht, mit dem Coach zu sprechen

In einer Umfrage der BBC gaben 60 Prozent der befragten Athletinnen an, dass die Periode Einfluss auf ihre Leistung hat. 40 Prozent fühlten sich unwohl, mit ihren Coaches über das Thema zu sprechen. Einige von ihnen nahmen sogar die Pille, nur um ihren Zyklus kontrollieren zu können – ein Verhütungsmittel, das mit starken Nebenwirkungen einhergehen und das Thrombose-Risiko erhöhen kann.

Verbände, Vereine und Trainer*innen stehen deshalb in der Verantwortung, ihren Beitrag zu leisten, um das Tabu rund um die Periode endlich abzubauen. Viele Trainer wissen nicht einmal, dass die Verletzungsanfälligkeit nach dem Eisprung höher ist als außerhalb dieser Zyklusphase und dass zyklusbasiertes Training helfen kann.

Dabei könnten genau solche Aspekte bereits in der Ausbildung aufgegriffen werden, um zu mehr Sensibilisierung und Aufklärung beizutragen. Dafür benötigt es auch mehr Forschung, denn in vielen Studien sind menstruierende Personen nach wie vor unterrepräsentiert.

Was passiert, wenn Beschwerden nicht ernst genommen werden, zeigte sich im vergangenen Jahr als Tennisprofi Danielle Collins während eines Turniers zusammensackte und sich vor Schmerzen krümmte. Ihr sei geraten worden, dass schmerzhafte Perioden und die regelmäßige Einnahme von Entzündungshemmern normal seien, sagte sie.

Dabei steckte etwas ganz anderes dahinter: Endometriose – eine extrem schmerzhafte chronische Krankheit im Unterleib, zu der es an Aufklärung und Forschung mangelt. Es ist das nächste Thema, das es zu enttabuisieren gilt – und zwar nicht nur im Sport

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