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Bence Dardai bejubelt sein erstes Bundesligator, das er beim 3:1-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim für den VfL Wolfsburg erzielt hat.

© IMAGO/Eibner

Ein Talent nimmt Fahrt auf: Bence Dardai hat beim VfL Wolfsburg die ersten Schritte in der Bundesliga gemacht

Im vergangenen Sommer ist Bence Dardai von Hertha BSC nach Wolfsburg gewechselt. Nach holprigem Start hat er in den vergangenen Wochen bei den Profis auf sich aufmerksam gemacht.

Stand:

Rainer Widmayer hat mit dem VfL Wolfsburg einen erfolgreichen Herbst erlebt. Nach einem holprigen Saisonstart ist es für die Mannschaft, deren Co-Trainer er ist, peu à peu nach oben gegangen, zwischenzeitlich sogar hinauf bis auf Platz fünf.

Zu den schönen Seiten seiner Tätigkeit in Wolfsburg gehört auch, dass Widmayer seit dem Sommer wieder häufiger mit seinem ehemaligen Chef Pal Dardai zusammentrifft. Aus gutem Grund ist dieser in der laufenden Saison bei jedem Heimspiel des VfL zu Gast, weswegen er und Widmayer sich regelmäßig über den Weg laufen.

In den ersten Monaten beim VfL durfte Dardai kaum ran

Sie reden dann über Fußball im Allgemeinen oder über ihren früheren Arbeitgeber Hertha BSC, wo Widmayer von 2015 bis 2019 Dardais Co-Trainer war. „Schön“, sei das, „super“, erzählt Widmayer am Telefon, „schließlich haben wir erfolgreich zusammengearbeitet.“

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Pflichtspiele hat Bence Dardai in dieser Saison bisher für den VfL Wolfsburg bestritten.

Für das Wiedersehen ist in erster Linie der jüngste Sohn der Familie Dardai verantwortlich.

Seit dieser Saison steht Bence Dardai beim VfL unter Vertrag. Widmayer, 57, hat ihn nicht nur als Assistent von Wolfsburgs Cheftrainer Ralph Hasenhüttl unter seinen Fittichen, sondern theoretisch auch in seiner Funktion als Talentkoordinator beim VfL, der ausgewiesenen Begabungen den Weg zu den Profis ebnen soll.

Er spielt schon sehr reif. Der Junge hat Qualität.

Maximilian Arnold, Kapitän des VfL Wolfsburg, über seinen Teamkollegen Bence Dardai

Theoretisch. Denn Bence Dardai ist inzwischen schon einen Schritt weiter, auch wenn das vor wenigen Wochen so noch nicht absehbar schien.

Der deutsche U-19-Nationalspieler sah sich sogar schon mit der These konfrontiert, dass er sich mit seinem Wechsel von Hertha BSC zum VfL Wolfsburg verkalkuliert haben könnte. Denn während sein nahezu gleichaltriger Kollege Ibrahim Maza bei Hertha geblieben ist, dort längst Stammspieler und sogar zum Leistungsträger aufgestiegen ist, war Dardai in Wolfsburg anfänglich mehr oder weniger zum Zuschauen verdammt.

In den ersten vier Monaten beim VfL hat er nur je zehn Minuten in der ersten Runde des DFB-Pokals (gegen die TuS Koblenz) und am zweiten Spieltag in der Liga gegen Aufsteiger Holstein Kiel spielen dürfen.

Dabei hatte sich Trainer Hasenhüttl in der Saisonvorbereitung ausnehmend positiv über den Zugang aus Berlin geäußert: „Es ist schon beeindruckend, wie er in seinem Alter auftritt. Er hat eine gute Körpersprache und ist ein sehr interessanter Spieler für uns. Sehr interessant.“

Dardai erzielte ein Tor, eins bereitete er vor

Trotzdem hat sich Bence Dardai bis Ende Oktober gedulden müssen, ehe er erstmals für den VfL in der Startelf stand. Weil Mattias Svanberg verletzt fehlte, durfte er im Pokal gegen Borussia Dortmund von Anfang an spielen. „Es war extrem geil“, sagte Dardai nach dem Spiel, das die Wolfsburger nach Verlängerung mit 1:0 für sich entschieden hatten. „Auf diesen Moment habe ich meine gesamte Kindheit lang hingearbeitet.“

Und das war nur der Anfang. Im Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim erzielte Dardai im Alter von 18 Jahren, 9 Monaten und 16 Tagen sein erstes Bundesligator, gegen den 1. FC Union lieferte er den Assist zum 1:0-Siegtreffer.

Nach seinem Startelfdebüt stand der 18-Jährige in allen acht Pflichtspielen in der Anfangsformation. Allerdings könnte er seinen Platz an diesem Sonntag (17.30 Uhr, live bei Dazn), erneut gegen Borussia Dortmund, erstmals wieder an Svanberg verlieren.

Familienbande. Bence Dardai (Mitte) in seiner Zeit bei Herthas Profis mit seinem ältsten Bruder Palko und seinem Vater Pal.

© IMAGO/Matthias Koch

Als Rainer Widmayer im Frühjahr erfahren hatte, dass Bence Dardai ablösefrei zum VfL kommen würde, da war er einerseits überrascht, andererseits sehr erfreut, „weil er einfach ein großes Talent ist“. Bei den Berlinern hingegen löste die Nachricht verständlicherweise die exakt gegenteilige Reaktion aus. „Natürlich sind wir sehr enttäuscht“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber.

Bence Dardai ist in Berlin geboren. Er hat schon in der Jugend für Hertha gespielt und dort am ersten Spieltag der Zweitligasaison 2023/24 mit gerade 17 sein Profidebüt gefeiert – an der Seite seiner beiden älteren Brüder Palko und Marton und mit seinem Vater Pal als Trainer. Trotzdem hat er sich für einen Wechsel entschieden. Auch gegen massiven Druck aus der eigenen Familie.

Beide Brüder hatten versucht, ihn von einer Vertragsverlängerung bei Hertha zu überzeugen, auch seine Mutter redete offenbar beharrlich auf ihn ein. „Aber Bence konnte man nicht überzeugen“, erzählte Pal Dardai, kurz nachdem im März der Wechsel seines Sohnes publik geworden war. „Und die Mama hat ein paar Tage geheult.“

Grundsätzlich freuen wir uns über alle Spieler, die über unsere Akademie den Weg in den Profifußball geschafft haben.

Benjamin Weber, Sportdirektor von Hertha BSC

Dass Bence Dardai eines Tages zu groß für Hertha werden könnte, das war angesichts seiner Begabung abzusehen; dass dieser Tag so schnell kommen würde, nicht unbedingt. Doch das müsse man akzeptieren, gehöre im Profifußball nun mal dazu, sagt Herthas Sportdirektor Weber.

Mit Lukas Ullrich gab es zuletzt einen ähnlichen Fall. Auch er hat Hertha, seinen Verein seit Jugendtagen, ablösefrei verlassen und auch er hat sich in diesem Herbst als Stammspieler in der Bundesliga, in seinem Fall bei Borussia Mönchengladbach, etabliert.

„Grundsätzlich freuen wir uns über alle Spieler, die über unsere Akademie den Weg in den Profifußball geschafft haben“, sagt Weber. Am meisten natürlich über die, die es bei Hertha selbst geschafft haben. Wie zuletzt Boris Mamuzah Lum, der mit 16 in der Zweiten Liga debütierte.

„Aber natürlich sind wir auch stolz über die vielen Spieler, die bei uns ausgebildet wurden und einen anderen Weg gegangen sind“, ergänzt Weber.

Muhammed Damar zum Beispiel, der mit Elversberg Tabellenführer der Zweiten Liga ist, Leon Jensen vom Karlsruher SC, Ransford Königsdörffer vom HSV oder jetzt Lukas Ullrich und Bence Dardai. Das sei einfach „der Beleg für die gute Arbeit, die unsere Akademie leistet“, findet Weber.

Dardai hat ein gutes Spielverständnis

Bei Dardai ging es ein bisschen schneller als bei Ullrich, der sich mehr als ein Jahr bis zu seinem Startelfdebüt gedulden musste. Die Anpassung sei Dardai relativ schnell gelungen, sagt Wolfsburgs Co-Trainer Widmayer. Als er zu Saisonbeginn nicht zum Einsatz kam, „hat er einfach weitergemacht. Er weiß, worauf es ankommt.“

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Dardai spielt beim VfL vornehmlich als Achter. Dabei, so Widmayer, komme ihm sein gutes Spielverständnis zugute. Dardai selbst zählt Übersicht und Passspiel zu seinen Stärken. „Er spielt schon sehr reif“, sagt Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold. „Der Junge hat Qualität.“

Von der Achterposition kann Dardai den Weg in die Tiefe suchen. Selbst wenn er nicht angespielt wird, schafft er damit Raum für seine Mitspieler. „Er spielt einfach simpel, hat klare Aktionen“, sagt Widmayer. Zudem habe Dardai in dem halben Jahr beim VfL auch körperlich extrem zugelegt, „durch seinen Fleiß im Training“.

Im Training lässt Bence Dardai seine Abschlussqualitäten vor dem Tor regelmäßig aufblitzen. Für Widmayers Geschmack könnte er davon auch im Spiel noch mehr Gebrauch machen.

Und trotzdem: „Den Einstieg hat er hervorragend gemeistert“, findet Wolfsburgs Co-Trainer. „Jetzt kommt es darauf an, dranzubleiben, sich zu wehren und sich dauerhaft durchzusetzen.“

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