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Eine Konstante in wilden Zeiten: Der älteste Fan-Podcast zu Hertha BSC feiert sein Zehnjähriges
Mit einer Live-Folge vor Publikum hat Hertha Base auf die eigene Vergangenheit zurückgeblickt. Der Podcast war der Chronist einer aufregenden Zeit für Hertha BSC.
Stand:
Es hat gerade erst angefangen, da muss Lukas Kloss schon mit den Tränen kämpfen. Er steht auf einer kleinen Bühne im Brlo. In dem durchaus geräumigen Pub in Charlottenburg sind so gut wie alle Stühle besetzt. Allein das ist bewegend genug.
Aber als Kloss dann auch noch erwähnt, „dass es Leute gibt, die bereit sind, Geld dafür zu bezahlen“, für seinen Podcast Hertha Base nämlich, da muss er schlucken und die Augen zusammenkneifen.
„Es ist Sonntag, ein neues Jahrzehnt, eine neue Folge des Hertha-Base-Podcasts“, so hat er kurz zuvor, das übliche Intro leicht abwandelnd, angefangen: ein neues Jahrzehnt statt einer neuen Woche. Der Podcast feiert Geburtstag, und weil es ein runder ist, gibt es zum zweiten Mal eine Live-Folge mit Publikum.
Als vor zehn Jahren alles angefangen hat, war Michael Preetz Manager von Hertha BSC, der Trainer hieß – zum ersten Mal – Pal Dardai, und in der Mannschaft spielten Sebastian Langkamp, Fabian Lustenberger und Mitchell Weiser. Seitdem hat der Klub wilde Zeiten mitgemacht. „Den Klickzahlen hat es manchmal geholfen“, sagt Kloss.

© Ole Kracht
Der Sportchef ist ein anderer, der Trainer, der Mehrheitseigner – sogar die Liga. Hertha Base hingegen ist geblieben. „Wir hatten die völlig verrückte Idee, dass das vielleicht klappen könnte“, berichtet Marc Schwitzky, der mit Kloss auf der Bühne steht. Er hat den Podcast vor zehn Jahren gegründet, weil er es verlockend fand, „zwei Stunden ungeschnitten über Dinge zu reden, die man cool findet“.
Inzwischen ist Hertha Base der älteste Fan-Podcast, der sich mit dem Geschehen rund um den Berliner Fußball-Zweitligisten beschäftigt. Anfangs hat er das alle zwei Wochen getan, seit fünf Jahren gibt es jeden Montag eine neue Folge. Würde man sich alle bisher erschienenen Ausgaben, fast 350, am Stück anhören, brauchte man dafür knapp vier Wochen.
Zehn Jahre sind eine bemerkenswert lange Zeit. Das wird einem an diesem Sonntag gleich doppelt bewusst. Denn eine halbe Stunde, bevor Hertha Base auf Sendung geht, verkündet der Exilherthaner-Podcast sein endgültiges Aus – nach sieben Jahren und 159 Folgen.
Man kann zwei Stunden ungeschnitten über Dinge reden, die man cool findet.
Hertha-Base-Gründer Marc Schwitzky
Als Hertha Base im September 2015 seine Premiere feierte, hatte Schwitzky gerade Abitur gemacht. Auch durch den Podcast hat er den Weg in den Journalismus gefunden: Inzwischen ist er 30 und als freier Journalist tätig.
Lukas Kloss kam etwas später hinzu. „Das war einfach ein krasses Match“, sagt der 37-Jährige, der im normalen Leben als Online-Marketing-Manager arbeitet, aber auch Stadionsprecher der Hertha-Frauen in der Regionalliga Nordost ist.
Kloss trägt einen Pullover mit der Aufschrift Ostkurve, Schwitzky einen hellgrauen Hoodie mit der Hertha-Fahne auf der Brust. Hertha Base ist ein Podcast von Fans für Fans, rund 15 sind es, die mit Kloss und Schwitzky mehr oder weniger regelmäßig über den Klub sprechen. Und trotzdem hat der Podcast, wenn man das so sagen kann, einen journalistischen Anspruch.
Das erkennt man auch daran, dass Hertha Base im Laufe der Jahre einige prominente Vertreter des Vereins als Interviewpartner zu Gast hatte: unter anderem die Präsidenten Werner Gegenbauer, Kay Bernstein und Fabian Drescher, der am Sonntag auch im Publikum ist. Bei der Jubiläumsfolge sitzt Udo Knierim, einer der beiden Stadionsprecher des Klubs, am Mikrofon.
Zwei Stunden dauert die Jubiläumsausgabe, die einen Blick in die eigene Werkstatt ermöglicht und sich weniger mit Herthas Gegenwart beschäftigt als mit der Vergangenheit des eigenen Postcasts. Zwei Stunden sind für Hertha-Base-Verhältnisse eher kurz. Die längste Ausgabe dauerte vier Stunden und sechsundfünfzig Minuten.
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