Sport: Einer für alle
Das 3:2-Drama hat es gezeigt: Claudio Pizarro ist für Bremen so wertvoll wie Lukas Podolski für Köln
Als Claudio Pizarro noch tanzte vor der Ostkurve im Weserstadion, schlich Lukas Podolski schon in die Kabine. Begleitet von den Gesängen der Bremer Fans, die so lange den Namen des dreifachen Werder-Torschützen Pizarro skandierten, bis sie heiser waren. Die Kölner Anhänger hatten das Singen längst eingestellt. Bis zur Halbzeit – aber nur bis dahin – hatten sie ihren Helden gefeiert. Da führte der 1. FC Podolski noch mit 2:0, am Ende stand es 3:2 für den SV Werder Pizarro.
Dieses dramatische Spiel hat es einmal mehr gezeigt: Werder Bremen ist im Bestreben, sich in der Spitzengruppe der Liga festzusetzen, von Claudio Pizarros Toren abhängig. Und der 1. FC Köln im Abstiegskampf noch mehr von den Geniestreichen eines Lukas Podolski.
„Das waren zwei verschiedene Halbzeiten, das waren Welten“, sagte Kölns Kapitän Sascha Riether. In der ersten Halbzeit war es Podolskis Welt. Er hatte das 1:0 mustergültig vorbereitet und das 2:0 selbst erzielt. Pizarro war eher so etwas wie der Einäugige unter den Blinden in einer „grausamen Halbzeit“, wie Werder-Trainer Thomas Schaaf fand.
Schaaf schärfte seinen Männern in der Halbzeit nur eines ein: dass sie spielen sollten, als würde es wieder bei 0:0 losgehen. Das taten sie. Und drehten dank Pizarro das Spiel. Köln spielte nach der Roten Karte gegen Henrique Sereno und der Verletzung von Ammar Jemal (kurz nachdem Trainer Stale Solbakken zum dritten Mal gewechselt hatte) nur noch mit acht Feldspielern. „Wir wollten konzentriert weiterspielen“, sagte Podolski. „Das ist uns nicht gelungen und wird bitter bestraft, wenn die anderen so einen Weltklassemann wie Claudio haben.“
Claudio, der dreifache Torschütze. Nach der Pause war Pizarro plötzlich überall mittendrin. Die Mitspieler suchten und fanden ihn – und er fand das Tor. „Vielleicht habe ich schon besser gespielt in meiner Karriere, aber ich mache heute viele Tore, die ich früher nicht gemacht habe“, sagte der 33-Jährige. Und Werder-Kapitän Clemens Fritz lobte: „Er steht immer an der richtigen Stelle, er ist der beste Stürmer der Bundesliga.“
In Köln ist das Spiel auf Podolski zugeschnitten. Doch der stand in der zweiten Hälfte oft einsam und verlassen von den Kollegen am Mittelkreis. Die Konter einzuleiten und sie selbst abzuschließen – das kriegt selbst er nicht hin. Später dann, als es immer enger wurde, wollte Podolski der Mannschaft hinten helfen. Das war ehrenwert, aber vorne fehlte er.
Pizarro dagegen glänzte auch nach dem Spiel – mit einer treffenden Analyse: „Unsere Mannschaft hat ein großes Herz, aber irgendwann wird uns auch einmal die Kraft fehlen.“ In neun von zwölf Ligaspielen geriet Werder in Rückstand, immerhin fünfmal reichte es noch zum Sieg – vor allem dank der elf Treffer von Pizarro. Doch irgendwann könnte selbst dem Peruaner die Kraft ausgehen.