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Eishockey: Eisbären: Ein Hoch im Tief

Nach einer 3:0-Führung wurden die Berliner noch nervös. Nach drei Niederlagen in Folge gewinnen die Eisbären Berlin ein dramatisches Spiel 3:2 gegen Köln.

Von Katrin Schulze

Berlin - Auf der Spielerbank der Eisbären waren sie nervös. Stürmer Stefan Ustorf erhob sich bei einem desolaten Unterzahlspiel seiner Mannschaft von seinem Sitzplatz und schimpfte lauthals mit seinen Kollegen. Aber auch seinem Trainer Don Jackson war deutlich anzumerken, wie wichtig die gestrige Begegnung gegen die Kölner Haie für die Berliner war. Der großgewachsene US-Amerikaner, der sonst die Spiele seine Teams eher ruhig und gelassen verfolgt, sprintete hinter der Auswechselbank auf und ab, zupfte in regelmäßigen Abständen an seinem Jackett und redete unentwegt auf seine Spieler ein. Am „Tiefpunkt der Saison könnte man sich keine weitere Schwäche leisten“, sagte Jackson vor dem Spiel. „Wir werden gegen Köln gewinnen.“ Die Prognose des 51 Jahre alten Eisbären-Trainers sollte sich bewahrheiten, denn seine Mannschaft gewann in einem schnellen und etwas kuriosen Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Köln mit 3:2 (3:0, 0:1, 0:1).

Zuvor hatten die Eisbären die letzten drei Partien verloren und dabei ganze 20 Gegentore kassiert. Da kam es den Berlinern eher ungelegen, dass sie mit den Kölner Haien gestern gerade das Team empfingen, das bisher mit Abstand die wenigsten Gegentore in der laufenden Saison hinnehmen musste. Dieser Zustand ist vor allem auf die Torhüter der Haie zurückzuführen. Ihren Stammtorwart Travis Scott gaben sie zwar zu Saisonbeginn an den russischen Erstligisten Metallurg Magnitogorsk ab, holten sich jedoch als nicht minder schwachen Ersatz Robert Müller von den Füchsen Duisburg. Noch im November 2006 musste sich Müller einer schweren Tumoroperation im Gehirn unterziehen, spielt seit dieser Saison jedoch wieder regelmäßig im Klub und der Nationalmannschaft – und das sehr erfolgreich.

An dem 27 Jahre alten Torwart der Kölner hat es jedenfalls nicht gelegen, dass die Eisbären vor 5000 Zuschauern ausverkauften Sportforum schnell in Führung gingen: Nach nur 57 Sekunden erzielte Sven Felski das 1:0, nur sieben Minuten später baute Florian Busch den Vorsprung aus. In einer von beiden Mannschaften sehr offensiv geführten Begegnung überwand danach Richard Mueller den Kölner Goalie: Nach schöner Vorarbeit von Aushilfsstürmer Tobias Draxinger hob er den Puck elegant ins rechte Toreck. Don Jackson bot den nominellen Verteidiger Draxinger in seiner vierten Sturmreihe auf und reagierte damit auf die Müdigkeitserscheinungen in seinem Team – erstmals seit Wochen stellte er wieder vier komplette Sturmreihen auf. Und das zahlte sich aus, denn die Berliner spielten sich nach der desolaten 3:8-Niederlage in Nürnberg wieder in das von Trainer Jackson zuletzt vermisste „Wettkampfniveau“.

Die 3:0-Führung der Eisbären nach dem ersten Drittel war dennoch glücklicher, als es das Ergebnis vermuten lässt, denn die Haie spielten munter nach vorne, schafften es aber selbst in einigen Alleingängen nicht, an Eisbären-Torwart Rob Zepp vorbeizukommen. Erst gegen Ende des Mittelabschnitts gelang ihnen durch Daniel Rudslätt das 1:3. Dieser Treffer brachte die Berliner offensichtlich aus dem Konzept. Nach und nach wurden sie unkonzentrierter und ließen viele Chancen der Kölner zu, wovon Sebastian Furchner im dritten Drittel eine zum verdienten 2:3-Anschlusstreffer nutzte.

Doch für die Haie reichte es nicht mehr. Die Eisbären bestätigten mit diesem wichtigen Sieg nach den drei Niederlagen in Folge nicht nur ihre Tabellenführung in der DEL, sondern neben der Prognose Jacksons auch eine Voraussage des Kölner Sportdirektors Rodion Pauels. Der hatte nämlich vor dem Spiel befürchtet, dass sein Team der ideale Aufbaugegner für die Berliner sein würde. Die erneut schwache Defensivleistung der Eisbären lässt allerdings noch nicht den Schluss zu, dass sie ihr Tief überwunden haben. In den kommenden Spielen müssen die Berliner neben der Abwehrleistung vor allem ihr Unterzahlspiel verbessern.

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