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Lea-Sophie Scholz, Josephine Schlörb und Josie Hofmann (von vorne) haben bei der WM-Teamverfolgung in diesem Jahr eine Medaille nur knapp verpasst.

© Imago/Christian Einecke

Eislauf-Trio bittet um finanzielle Unterstützung: Eine kleine Spende für den Traum von der Olympia-Medaille

2010 gab es in der Teamverfolgung den letzten deutschen Olympiasieg im Eisschnelllauf. In Mailand soll genau in dieser Disziplin die Negativserie reißen. Doch das Geld ist knapp.

Stand:

Beim letzten Mal, als es bei Olympischen Spielen aus deutscher Sicht so richtig etwas zu feiern hab, ging es dramatisch zu. In der Teamverfolgung der Frauen hatte sich das deutsche Trio überhaupt nur fürs Finale qualifiziert, weil Anni Friesinger-Postma nach einem Sturz derart geschickt über die Ziellinie rutschte, dass die US-Amerikanerinnen geschlagen waren.

Und dann folgte im Endlauf ein derart starker Schlussspurt, dass Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert, Friesinger-Postma sowie Ersatzläuferin Katrin Mattscherodt die Goldmedaille gewannen.

Seitdem ging die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) alle vier Jahre leer aus. Die deutschen Athletinnen und Athleten waren über viele Strecken abgehängt von der Weltspitze, die seit Jahren vom Team Niederlande dominiert wird.

Vor dem Start der neuen Weltcup-Saison in der US-Eislaufhochburg Salt Lake City ab Freitag besteht allerdings die berechtigte Hoffnung, dass es den einen oder anderen Lichtblick gibt. Und einmal mehr hat die Teamverfolgung der Frauen die besten Perspektiven für den Winter.

Der „Sachsen-Express“ holte 2024 bereits EM-Silber

Die Berlinerin Lea-Sophie Scholz, Josie Hofmann aus Gera sowie die Dresdnerin Josephine Schlörb haben den Anspruch, schnellstmöglich die Qualifikation für Mailand sicherzustellen, „um dann auch um eine Medaille mitzulaufen“, wie Scholz dem Tagesspiegel sagt.

Der sogenannte Sachsen-Express, weil alle drei für einen Verein aus dem Freistaat laufen, der aber vor allem in Berlin trainiert, sorgte 2024 für Furore mit einer Silbermedaille bei der Europameisterschaft. Im März dieses Jahres fehlten bei der WM 0,53 Sekunden zur Bronzemedaille.

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„Bei der WM 2025 lag die Differenz zwischen Platz 4 und Platz 3 bei 0,3 Prozent – zwischen Platz 4 und Platz 2 bei 1,5 Prozent. Diese minimalen Unterschiede entscheiden über Medaillen“, heißt es in einem Instagram-Aufruf des Trios.

Um diese vermeintlich kleine Lücke zu schließen, setzt das Trio auf eine Fundraising-Kampagne auf dem Portal „betterplace.org“ und bittet um finanzielle Unterstützung von Fans und Förderern.

Gemeinsam möchten wir um eure Unterstützung bitten. Nur so können wir eine optimale Vorbereitung ermöglichen.

Lea-Sophie Scholz, Josie Hofmann, Josephine Schlörb

„Wir haben alles in unsere Vorbereitung hineingelegt. Wir sind körperlich so fit wie nie in unserem Leben“, schreiben die Frauen in ihrem Beitrag. „Gemeinsam möchten wir um eure Unterstützung bitten. Nur so können wir eine optimale Vorbereitung ermöglichen.“ 2910 Euro wurden bislang gesammelt, das sind 19 Prozent der anvisierten 15.000 Euro.

Der Verband, der 2020 von der Insolvenz bedroht war, hat sich in den letzten Jahren zwar finanziell erholt. Die ausbleibenden Erfolge – die letzten WM-Medaillen liegen auch schon acht Jahre zurück – und vor allem Fehlkalkulationen in früheren Jahren sorgen aber schon länger dafür, dass bei Lehrgängen und anderen Trainingsmaßnahmen gespart werden muss.

500
Euro müssen die Sportlerinnen selbst zahlen, um ihre Fahrräder zu den Weltcups in Nordamerika mitzunehmen.

„Unsere Fahrräder sind für das Training und die Erholung essenziell wichtig“, sagt Scholz. Josie Hofmann dürfe durch eine Verletzung an der Hüfte zum Beispiel nicht joggen und brauche das Fahrrad auf den Reisen umso nötiger. „Das sind allein für die Weltcups in Nordamerika mehr als 500 Euro pro Sportlerin.“ Von Salt Lake City geht es direkt nach Calgary in Kanada weiter.

Zudem gibt es den Wunsch, vor Weihnachten noch ein Trainingslager auf Mallorca abzuhalten, „um die Batterie aufzuladen und noch mal ein bisschen Grundlagentraining zu machen, bevor es dann in die heiße Phase Richtung Spiele geht“, sagt Scholz. Dafür müssen die Sportlerinnen an ihr Erspartes ran. Wie schon für das Sommereis-Trainingslager, „das nicht vom Verband gedeckt“ wird.

Im Juniorenbereich dominiert Finn Sonnekalb

Dennoch herrscht das Gefühl vor, dass es in kleinen Schritten aufwärts geht für die deutschen Athletinnen und Athleten im Allgemeinen. „Man sieht, dass wir immer näher an die Spitze herankommen“, sagte Hofmann im ARD-Wintersportpodcast. „Ich bin sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir wieder ganz vorne mitlaufen und Podestplätze feiern können.“

Im Juniorenbereich ist das bereits der Fall. Finn Sonnekalb, der als Ausnahmetalent gilt, gewann bei der WM im Februar drei Titel. Bei den Deutschen Meisterschaften im Oktober ließ er mit Jugendrekorden die nationale Spitze hinter sich.

Alexander König, der 2022 vom Eiskunstlauf zum Eisschnelllauf wechselte und als Bundestrainer Wissenschaft sowie Aus- und Fortbildung bei der DESG verantwortet, sagt: „Wir haben eine gute Truppe, die im Juniorenbereich sehr erfolgreich ist – ganz voran ist unser Finn. Wenn wir die durchkriegen, werden wir nicht gleich an die ganz großen Erfolge von früher anknüpfen können. Aber den Blick nach oben können wir schon wagen.“

Damit es in Mailand nach 16 Jahren Pause bei Olympia wieder etwas zu feiern gibt, wird es vor allem auf das Trio in der Mannschaftsverfolgung ankommen.

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