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Sport: Elf Meter Unterschied

Argentinien besiegt Mexiko 7:6 nach Elfmeterschießen und trifft im Finale des Confed-Cups auf Brasilien

Arm in Arm standen die Mexikaner in ihren grünen Trikots vor der Ersatzbank und starrten schweigend zum Strafraum. Es war 20.42 Uhr im Fußballstadion zu Hannover, und plötzlich sah es nicht mehr sehr gut aus für sie an diesem Abend. Sekunden zuvor hatte ihr Kollege Ricardo Osorio den elften Schuss im Elfmeterschießen vergeben. Nun legte sich der Argentinier Esteban Cambiasso den Ball zurecht. Er lief an, schob ihn nach rechts – und damit ins Tor. An den Mexikanern in den grünen Hemden rannten nun jubelnd die argentinischen Spieler vorbei und fielen an der Eckfahne übereinander her. Die Mexikaner schwiegen weiter.

Nach dem 7:6-Sieg (1:1, 0:0) nach Elfmeterschießen tritt Argentinien nun im Finale des Confed-Cups am kommenden Mittwoch in Frankfurt am Main gegen Brasilien an (20.45 Uhr, live bei ARD und Premiere). Drei Stunden zuvor spielen die Mexikaner in Leipzig gegen die deutsche Nationalmannschaft um Platz drei. „Es war ein großartiges Halbfinale“, sagte Mexikos Nationaltrainer Ricardo La Volpe und strich sich verärgert durch den Schnauzer. „Wir haben guten Teamgeist gezeigt, aber uns haben irgendwann auch die Kräfte verlassen.“

In der Verlängerung war Mexiko durch Carlos Salcido 1:0 in Führung gegangen. Dessen Schuss wurde allerdings noch abgefälscht und flog so über Argentiniens Torhüter German Lux hinweg ins Tor. „Wir hätten sie dann nicht ins Spiel kommen lassen dürfen“, klagte La Volpe, „aber die Argentinier haben dann mehr und mehr Druck aufgebaut.“ Und so kam das Team von Trainerkollege José Pekerman in der 104. Minute zum Ausgleich. Luciano Figueroa hatte einen abgefälschten Ball vor die Füße bekommen und ihn unter Mexikos Torhüter Oswaldo Sanchez ins Tor gedrückt. „Es war kein hochklassiges Spiel, aber wir haben alles gegeben“, freute sich Trainer Pekerman. „Mein Team hat die Fähigkeit, auch Brasilien zu schlagen.“

Als das Halbfinale letztlich im Elfmeterschießen entschieden war, reagierten nicht nur die Mexikaner auf dem Platz enttäuscht, sondern auch die gut 40 000 Zuschauer. Sie hatten anfangs noch ein schwaches, von Taktik bestimmtes Spiel gesehen. Nach vier Minuten war Mexikos Jaime Lozano in den Strafraum eingedrungen, doch dessen Schuss konnte Argentiniens Torhüter German Lux zur Ecke abwehren. Und kurz vor der Halbzeit kratzte Mexikos Gonzalo Pineda einen Heber von Pablo Sorin von der Linie.

Nach einer Stunde ergriffen die bis dahin verhaltenen Zuschauer Partei für die Männer in den grünen Trikots. Ausschlaggebend war folgende Szene: Argentiniens Fabricio Coloccini stolperte unkoordiniert über den Platz, immer den Ball vor Augen. Zeitgleich rannte ihm der Mexikaner Ramon Morales entgegen, die beiden prallten mit voller Wucht gegeneinander – weil aber der blonde Argentinier unglücklich seine Arme hochgerissen hatte, schlug er Morales quasi nieder. Der Mexikaner musste benommen ausgewechselt werden. Es ging ihm zehn Minuten später zwar wieder besser, doch die Zuschauer pfiffen nun Coloccini gnadenlos aus. „Es war ein sehr aggressives Foul“, schimpfte La Volpe später und beklagte, dass der Schiedrichter nicht die Rote Karte gezeigt hatte.

Das tat der Italiener Roberto Rosetti in der 90. Minute: Nach einem Tritt von Javier Saviola in die Wade des Mexikaners Gonzalo Pineda wurde der Argentinier in die Kabine geschickt. Er wird somit im Finale gegen Brasilien nicht dabei sein. Und weil sich letztlich auch noch die Mexikaner von der nun giftigen Stimmung anstecken ließen, griff auch Rafael Marquez beherzt ins Spiel ein und sah nach einem Foul an Pablo Aimar die Gelb-Rote Karte. Er wird den Mexikanern gegen Deutschland fehlen.

André Görke[Hannover]

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