
© Imago/Maximilian Koch
Elfte Meisterschaft der Eisbären: Die Familie steht eng zusammen wie nie
Der Verlust des Mitspielers Tobias Eder hat die Berliner als Team wachsen lassen. Wenn sie nicht ihre übliche Schaffenspause nach zwei Titeln in Serie einlegen, wird die Konkurrenz auch künftig kaum eine Chance haben.

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Die elfte Meisterschaft der Eisbären wird vermutlich als diejenige in die Geschichte eingehen, in der neue Maßstäbe gesetzt wurden, was den Zusammenhalt betrifft. Keine Mannschaft gewinnt einen großen Titel, ohne dass die Mitspieler einen Draht zueinander haben. Aber der mitunter zu häufig verwendete Begriff einer großen Familie ist bei diesem Berliner Team tatsächlich täglich zu erleben.
Den Tod eines Mitspielers verkraften und verarbeiten zu müssen, kann einer Mannschaft den Boden unter den Füßen wegziehen – was nur verständlich ist. Bei den Eisbären aber war – zumindest rein sportlich gesehen – das Gegenteil der Fall.
Ein ohnehin schon funktionierendes Ensemble hat sich nach dem Verlust von Tobias Eder noch intensiver einander zugewandt. Und mit der spürbaren Freude, gemeinsam dem geliebten Hobby und Beruf nachzugehen, haben sich die Eisbären in einer Art und Weise zum Titel gespielt, der bei der Konkurrenz zu einer Art Schockstarre führte.
Folgt nach dem zweiten Titel wieder ein ernüchterndes Jahr?
Viertelfinalgegner Straubing Tigers hatte dabei noch den größten Widerstand geleistet. Viel hätte nicht gefehlt, und es wäre in diesem Duell zum 2:2-Serienausgleich gekommen. Sowohl die Adler Mannheim als auch die Kölner Haie hatten anschließend aber keine Idee und somit auch keine Chance, diese eng verbundene Mannschaft ernsthaft herauszufordern. So gingen die Eisbären nach 14 Spielen nur zweimal als Verlierer vom Eis.
Für die Konkurrenz bleibt einzig die Hoffnung, dass die Berliner nach zwei Titeln in Serie eine Schaffenspause einlegen. Nach den beiden DEL-Meisterschaften unter Pierre Pagé 2005 und 2006, den ersten Triumphen mit Don Jackson 2008 und 2009 sowie den Titel unter Serge Aubin 2021 und 2022 folgte jeweils eine ernüchternde Saison. Und das ist auch dieses Mal nicht ganz ausgeschlossen.
Wenn man dieses Team zuletzt beobachtet hat, kann man sich eine derartige Wiederholung aber nur schwer vorstellen. Die Eisbären verfügen auf allen Positionen über eine herausragende Mischung aus Erfahrung und Draufgängertum nachrückender Spieler.
Eisbären müssen keine Führungsspiele abgeben
Im Gegensatz zu 2022, als man den Abgang von Mathias Niederberger, Kai Wissmann oder Frans Nielsen kompensieren musste, müssen die Eisbären keine Säulen des Teams ziehen lassen. Im Kader wird es nur zu kleineren Veränderungen kommen.
Und aktuell ist kein Gegner in Sicht, der diesem Team über eine ganze Saison hinweg das Wasser reichen kann. Die Kölner Haie haben im Finale gezeigt, dass sie noch jede Menge Nachholbedarf haben. Bei Red Bull München konnte selbst das Comeback von Don Jackson nicht kaschieren, dass mittlerweile ein erfolgreiches Gerüst früherer Jahre fehlt. Und die Adler Mannheim tauschen einmal mehr ihren halben Kader aus. Dabei zeigt sich schon länger, dass große Namen nicht automatisch für Erfolg stehen.
Und der größte Trumpf der Eisbären steht hinter der Bande. Serge Aubin ist die väterliche Führungsfigur, dem die Spieler jederzeit vertrauen. Der Kanadier hat den Plan, seine Mannschaft in den Play-offs zur Höchstleistung anzutreiben. So ziemlich jeder Spieler wird unter seiner Führung noch besser.
Aber gerade auch in schwierigen Zeiten hat er das Gespür, dass er es eben immer mit Menschen und ihren Gefühlen zu tun hat. Diese Meisterschaft lässt sich nicht so leicht feiern wie frühere Titel, weil mit Eder ein wichtiges Mitglied der Familie fehlt. Aber diese Familie steht so eng zusammen wie noch nie.
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