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„Empfinde absolutes Glücksgefühl“: Erstes Team für trans Männer im spanischen Fußball anerkannt
Beim Fenix FC spielen ausschließlich trans Männer. Gründer Hugo Martínez spricht über Hürden im Sport, Emotionen bei den Spielen und Ambitionen des Vereins.
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Erstmals spielt ein Fußballteam, das ausschließlich aus trans Männern besteht, in einer offiziellen Liga. In der fünften Spielklasse der nordöstlichen Region Kataloniens tritt seit dieser Saison der Fenix FC an. Die Mannschaft wurde von Hugo Martínez in einem Vorort von Barcelona gegründet und läuft bei seinen Spielen in hellblau, rosa und weiß auf, den Farben der Transflagge.
Gegenüber dem Tagesspiegel berichtet Martínez, dass er sehr stolz auf das Team und jeden einzelnen Spieler sei. Für ihn geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um die Sichtbarkeit von trans Personen im Sport insgesamt.
„Es ist für mich sehr wichtig, an einem sicheren Ort spielen zu können, an dem ich mich akzeptiert und geschätzt fühle“, sagt Martínez. „In dieser Mannschaft kann ich nicht nur Fußball spielen. Ich kann auch ich selbst sein und mich mit anderen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.“
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Im ersten Ligaspiel Ende September kassierte der FC Fenix zwar eine deftige 0:19-Niederlage. Doch das Ergebnis war für Martínez und seine Teamkollegen ohnehin zweitrangig. Er erlebte in diesem Match „eine Mischung aus unterschiedlichen Gefühlen“.
„Einerseits war ich voller Aufregung und Glück, endlich im Fußball der Männer gegen andere Jungs spielen zu können. Andererseits war ich unsicher, weil es ein Neuanfang war und ich mir beweisen wollte, dass ich es kann.“
Im Jahr 2022 hatte das spanische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das es Menschen ab 16 Jahren ermöglicht, ihren offiziellen Geschlechtseintrag und Vornamen unkompliziert zu ändern. Gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ teilte der katalanische Fußballverband außerdem mit, dass mittlerweile alle Personen, die sich als männlich identifizieren, bei den Männern antreten dürfen.
Eine ähnliche Regelung gibt es im deutschen Fußball: Seit 2022 lässt der DFB trans und nicht-binäre Personen selbst entscheiden, in welcher Kategorie sie spielen wollen.
Martínez fing im Alter von fünf Jahren an
Für Hugo Martínez brachte das Selbstbestimmungsgesetz viel Erleichterung. „Vor dem Gesetz, musste man sich zwei Jahre lang einer Hormonbehandlung unterziehen, um den offiziellen Geschlechtseintrag in seinem Ausweis ändern zu lassen. Bis dahin konnte man nicht in der männlichen Kategorie spielen“, erklärt Martínez, der selbst eine Zeitlang vom Fußball der Männer ausgeschlossen wurde, weil er noch nicht den entsprechenden Geschlechtseintrag hatte.

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Ihm fiel es schwer, seiner großen Leidenschaft nicht nachgehen zu können. „Was ich am meisten am Fußball mag, ist, dass er mir ermöglicht, im Hier und Jetzt zu sein“, erzählt Martínez. Er fing im Alter von fünf Jahren an, spielte bis er 20 Jahre alt war und pausierte dann aufgrund seiner Transition. Drei Jahre später gründete er die Mannschaft beim Fenix FC, mit der er nun auf Wettkampfebene spielt.
„In diesen Momenten empfinde ich ein absolutes Glücksgefühl. Es gibt nichts anderes als den Ball, das Tor, meine Mitspieler, die Gegner und mich. Diese Konzentration auf das Spiel ist das Einzige, was zählt, und das erfüllt mich mit Freude. Ich fühle mich wie ein Kämpfer und der Aufgabe gewachsen.“
Für Martínez und seine Teamkollegen sind Räume wie der Fenix FC wichtig, denn in anderen Bereichen stoßen trans Personen häufig noch auf Hürden. So würden trans Personen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt häufig Vorurteile erleben und auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung sei erschwert, erklärt Martínez.
„Auch wenn sich die Gesetzgebung verbessert hat, kann das Verfahren zur Anerkennung der Geschlechtsidentität langwierig und bürokratisch sein. Und je nachdem, auf wem man trifft, kann man Transfeindlichkeit erleben.“
Gerade im internationalen Sport wird der Umgang mit trans Personen seit einigen Jahren teils heftig diskutiert. Im Leistungsbereich wurden trans Personen in einigen Sportarten gänzlich von Wettbewerben ausgeschlossen. Auch Martínez meint: „Trans Personen können auf Hindernisse stoßen, wenn sie an Wettkämpfen teilnehmen und in Mannschaften akzeptiert werden wollen, etwa weil es keine integrativen Maßnahmen gibt.“
Als er das Team gründete, erlebte er aber auch viel Solidarität und Unterstützung von Mannschaften aus Spanien und anderen Ländern. Vor allem der Football-Verein „Dracs de Barcelona“ habe ihnen immer zur Seite gestanden, so Martínez.
Künftig möchte Fenix FC sich nicht nur auf sportlicher Ebene weiterentwickeln, etwa mit Blick auf die Technik und Taktik. Darüber hinaus möchte er auch Inklusion vorantreiben – damit irgendwann noch mehr Teams in den Farben der Transflagge auflaufen.
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