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Gordon Herbert verlässt die Nationalmannschaft und trainiert künftig den FC Bayern.

© Imago/camera4+

Ende einer Basketball-Ära: Siegen für die Medaille – und Bundestrainer Herbert

Die Zeit zur Frustbewältigung ist kurz. Keine 48 Stunden haben die Basketballer, um noch einmal alle Kräfte zu bündeln. In Paris steht viel auf dem Spiel.

Von
  • Patrick Reichardt
  • Lars Reinefeld

Stand:

Den Rahmen für das Abschiedsspiel von Erfolgscoach Gordon Herbert haben sich die deutschen Basketballer anders gewünscht. Olympia-Finale gegen die US-Stars um LeBron James am Samstagabend – das war es, wofür die Weltmeister nach Paris gekommen waren.

Doch nach der ebenso unnötigen wie verdienten Halbfinal-Niederlage gegen Gastgeber Frankreich fällt das Ambiente bescheidener aus. Auf dem Spiel steht trotzdem noch Großes. „So riesig die Enttäuschung auch ist – wir können immer noch eine Medaille holen“, sagte der gegen die Franzosen unglücklich agierende Franz Wagner vor dem Spiel um Platz drei gegen Vizeweltmeister Serbien und Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic am Samstag (11 Uhr).

Es wäre das dritte Edelmetall in drei Jahren für die deutschen Basketballer und würde die erfolgreichste Phase in der Verbandsgeschichte krönen – wenn auch nicht in der Medaillenfarbe, von der Dennis Schröder und Co. geträumt hatten. „Es tut so weh“, schrieb der Kapitän nach dem geplatzten Gold-Traum bei Instagram. „Aber wir haben noch eine Chance, ne Medaille zu holen. Also weiterhin fokussiert bleiben“, forderte der Point Guard. Bei der Heim-EM vor zwei Jahren gelang dies nach dem Halbfinal-K.o. gegen Spanien. Das Spiel um Platz drei gegen Polen wurde in Berlin gewonnen.

Schröder selbst wird sich wie das gesamte Team noch einmal steigern müssen, soll die Ära Herbert nicht mit einer Enttäuschung zu Ende gehen. Den 65-jährigen Kanadier zieht es nach den Olympischen Spielen zum deutschen Double-Sieger Bayern München in die Bundesliga.

Es tut weh, dass er geht. Ich liebe es, für ihn zu spielen.

Franz Wagner über Gordon Herbert

Sehr zum Bedauern der Spieler, die unter Herbert zu einem großen Team wurden. „Es tut weh, dass er geht. Ich liebe es, für ihn zu spielen“, sagte Franz Wagner. „Er hat eine tolle Mischung aus Struktur geben und uns unsere Freiheiten lassen. Es ist vielleicht ein bisschen Extra-Motivation, dass er geht“, sagte der 22-Jährige von den Orlando Magic vor dem letzten Auftritt unter dem Weltmeister-Trainer.

Im Spiel um Bronze warten die Serben in einer Neuauflage des WM-Endspiels vom vergangenen Jahr. In Manila krönte sich Deutschland durch ein 83:77 mit Gold. Unter Trainer-Legende Pesic sinnen die Serben nun auf Revanche.

Die Serben schnupperten im Halbfinale an der Sensation

Fast wäre dem Team um NBA-Star Nikola Jokic im zweiten Halbfinale die große Überraschung gegen Topfavorit Serbien gelungen. Phasenweise führte Serbien mit 17 Punkten, ehe LeBron James und Stephen Curry das US-Starensemble mit einer imposanten Aufholjagd doch noch ins Finale führten.

Pesic war danach „sehr stolz“ auf sein Team. Für die unglückliche Niederlage wollte er aber nicht nur die Qualität der amerikanischen Mannschaft anführen. „Es sind einige Sachen passiert, die man nicht versteht“, sagte der 74-Jährige mit Blick auf Entscheidungen der Schiedsrichter und die geringe Anzahl der Freiwürfe seines Starspielers Jokic.

Es kommt im Bronze-Spiel zum Duell der Gefrusteten. „Beide Teams haben harte Niederlagen kassiert. Wir müssen bereit sein, sie zu schlagen“, sagte Herbert, der seine eigene Person vor dem letzten Spiel nicht in den Mittelpunkt stellen wollte. „Bronze ist speziell genug“, sagte Herbert auf die Frage, ob es ein besonderes Spiel für ihn sei.

Schröder ist zuversichtlich, dass das Team den Frust über den geplatzten Gold-Traum schnell wegstecken kann. „Ich glaube, wir haben schon oft genug gezeigt, dass uns das nichts wirklich ausmacht“, sagte der Kapitän zum Umgang mit den zumindest in jüngster Zeit kaum noch erlebten Rückschlägen. „Du kannst nicht alle Spiele gewinnen. Bei der WM sind wir 8:0 gegangen, hier bis zu diesem Zeitpunkt 4:0. Man muss den Kopf oben halten.“

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