zum Hauptinhalt
Ronwen Williams wurde bei der Klub-WM als erster Torhüter für einen Verstoß gegen die neue Acht-Sekunden-Regel bestraft.

© IMAGO/Sam Navarro

Endlich eine Maßnahme gegen Zeitspiel: Auf Nimmerwiedersehen, Sechs-Sekunden-Regel!

Torhüter durften den Ball bisher nur sechs Sekunden in der Hand halten. Sanktioniert wurden Verstöße allerdings nie – das machte Gegner sowie Fans wahnsinnig. Nun ist Schluss damit.

Julian Graeber
Ein Kommentar von Julian Graeber

Stand:

Für knapp 30 Jahre verhielt es sich im Strafraum unzähliger Fußballplätze auf der ganzen Welt wie im Berliner Alltag. Es gibt zwar Regeln und Gesetze, diese werden aufgrund mangelnder Kontrolle aber oft nicht befolgt. Das galt natürlich nicht für das Handspiel oder Fouls, aber für eine der nervigsten Erscheinungen dieser sonst so wunderbaren Sportart: die Sechs-Sekunden-Regel.

Diese wurde 1997 eingeführt und besagte, dass der Torhüter den Ball nur sechs Sekunden in der Hand halten darf. Bei Missachtung folgte ein indirekter Freistoß im Strafraum für den Gegner. So zumindest die Theorie.

In der Praxis wälzten sich Torhüter von der Kreisliga bis in die Champions League, sofern sie in Führung lagen, in aller Ruhe auf dem Rasen. Sie standen langsam auf, gingen ein paar Schritte, schauten nach vorne, dann nach links, nach rechts, bis sie den Ball nach einer halben Minute doch noch ins Spiel brachten.

Neue Regel gilt schon bei Klub-WM

Der Schiedsrichter sah sich das in 99,9 Prozent der Fälle teilnahmslos an, ein ungeduldiges Winken war meist das höchste der Gefühle. Als Spieler oder Spielerin der gegnerischen Mannschaft oder auch nur als Fan wurde man regelmäßig wahnsinnig.

Der 1. Juli 2025 ist daher ein freudiger Tag für all jene, denen der Fußball am Herzen liegt. Denn die Sechs-Sekunden-Regel ist nun offiziell Geschichte. Die internationalen Regelhüter vom Ifab haben endlich einen wichtigen Schritt gegen Zeitspiel gewagt.

Nun hat der Torwart zwar acht Sekunden Zeit, um den Ball wieder freizugeben, dies soll aber konsequent geahndet werden. Dafür zählt der Schiedsrichter die letzten fünf Sekunden mit den Fingern herunter. In anderen Sportarten wie im Basketball funktioniert diese Herangehensweise seit Jahren.

Ein entscheidendes Detail wird dafür sorgen, dass die Acht-Sekunden-Regel im Fußball schnell akzeptiert werden wird. Denn als Sanktion gibt es keinen indirekten Freistoß mehr, ohnehin eine viel zu harte Strafe für ein verhältnismäßig harmloses Vergehen. Ab sofort gibt es einen Eckball, wenn sich der Torwart zu viel Zeit lässt.

Bei der Klub-WM und der U-21-EM wurde die neue Regel bereits getestet. Ronwen Williams, Torwart des südafrikanischen Klubs Mamelodi Sundowns, sorgte für die internationale Premiere. Die nächsten Fälle wird es vielleicht schon bei der am Mittwoch beginnenden Europameisterschaft der Frauen geben.

Die Zeitschinderei wird damit natürlich nicht gänzlich eliminiert. Aber es ist ein Anfang – und vielleicht zählen die Schiedsrichter ja irgendwann auch bei Einwürfen oder anderen Verzögerungstaktiken mit den Fingern von fünf abwärts.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })