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Schiedsrichter Tobias Welz hatte ohne VAR keinen guten Abend beim Spiel zwischen Köln und Bayern München.

© Imago/DeFodi Images

Die endlose Diskussion um den VAR: Wenn Schiedsrichter ohne technische Hilfe überfordert sind

Der Pokal schreibt seine eigenen Gesetze – in der zweiten Runde vor allem wegen des fehlenden Einsatzes der Videoschiedsrichter. Dabei wiederholen sich die Debatten Jahr für Jahr.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

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Es ist genau ein Jahr her, dass die Deutsche Presseagentur (dpa) einen Text zu den Fehlentscheidungen in der zweiten Runde des DFB-Pokals wie folgt einleitete: „Besser hätte die Werbung für den Video-Assistenten nicht ausfallen können. Kaum ist der „Kölner Keller“ mal nicht im Einsatz, sorgt eine Reihe an Fehlentscheidungen (...) für mächtig Ärger bei Spielern und Trainern. All die hitzigen Debatten über eine Abschaffung des VAR (...) wurden an zwei Pokal-Abenden quasi ad absurdum geführt.“

Diese drei Sätze passen auch haargenau auf das, was sich in der zweiten DFB-Pokalrunde 2025/26 zutrug. Am Mittwoch zum Beispiel in Köln, als Luis Diaz für den FC Bayern zum 1:1 ausglich (Endstand 1:4), dabei aber zuvor deutlich im Abseits gestanden hatte. „Das war ein halber Meter“, echauffierte sich Kölns Trainer Lukas Kwasniok später zurecht und legte mit einer interessanten Begründung für die falsche Wahrnehmung des Schiedsrichter-Assistenten an der Linie nach: „Wenn du immer mit Navi unterwegs bist, dann kennst du irgendwann diese Straßen nicht mehr.“

Mit Navi ist in dem Falle der Video-Schiedsrichter gemeint, auf den sich die Kollegen auf dem Fußballplatz im Zweifel verlassen können. Aber in den ersten beiden Runden ist im DFB-Pokal kein VAR zugelassen. Der DFB argumentiert damit, dass alle Spiele in einer Runde unter den gleichen Voraussetzungen absolviert werden müssen. Bei Amateurvereinen würde die Technik oft nicht eingesetzt werden können, weshalb eben auch bei den Profiteams keine Hilfe von außen vorgesehen ist.

Und so kam es am Dienstag und Mittwoch zu krassen Beispielen von – man muss es so hart sagen – Wettbewerbsverzerrung. In Frankfurt kam Borussia Dortmund durch ein Abseitstor zum 1:1-Ausgleich und gewann später im Elfmeterschießen gegen die Eintracht. In Heidenheim wiederum wurde in der Schlussphase der siegbringende Elfmeter für den HSV gepfiffen, der bei einer VAR-Überprüfung wohl in Rekordzeit zurückgenommen worden wäre. Ergebnis: Heidenheim schied deswegen aus.

Auch in Illertissen wurde ein Elfmeter verhängt, den der 1. FC Magdeburg zum zwischenzeitlichen 2:0 verwandelte und damit die Vorentscheidung erzielte. Der FC St. Pauli hatte wiederum mehr Glück. Trotz eines höchst strittigen Handelfmeters für Gegner Hoffenheim in der Verlängerung kamen die Hamburger am Ende doch noch eine Runde weiter.

Schuld sind bei Niederlagen ja sehr oft die Schiedsrichter, in der zweiten Runde dieses DFB-Pokals waren sie es in den genannten Fällen aber nicht nur gefühlt. Kein Wunder, dass sich die Unparteiischen selbst für einen VAR schon früher im Wettbewerb aussprechen.

Wobei alles immer auch eine Frage der Perspektive ist. Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann sprach nach dem Zweitrundensieg im Vorjahr von einem „wunderbaren“ Spiel so ganz ohne VAR und präzisierte. „Das hätte ich übrigens auch gesagt, wenn wir verloren hätten.“ Nach dem Aus der Eintracht in diesem Jahr meinte er mit Blick auf die Fehlentscheidung im Spiel gegen den BVB: „Die messbaren Entscheidungen müssen wir mit dem VAR hinbekommen.“

So oder so: Die Sache mit dem Videoassistenten bleibt ein Daueraufreger. Oder wie es im vergangenen Jahr so schön über dem Text der dpa hieß: „Kein VAR ist auch keine Lösung“.

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