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Zverev jubelte mit Deutschland-Fahne über den Viertelfinalsieg gegen Argentinien.

© AP/dpa/Luca Bruno

Nach Doppel-Drama: Davis-Cup-Team um Zverev träumt vom Titel

Die deutschen Tennisspieler haben nach dem denkwürdigen Duell mit Argentinien weiter gute Chancen auf den ersten Titel im Davis Cup seit 32 Jahren − dank Alexander Zverev und dem nervenstarken Duo.

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Alexander Zverev wollte nur noch ins Bett. „Ob es mir jemand verbietet oder nicht: Ich werde ausschlafen. Wenn mich einer vor zwölf weckt, dann wird er ignoriert“, sagte der Tennisstar mit müden Augen und krächzender Stimme weit nach Mitternacht.

Die Strapazen des Viertelfinal-Krimis im Davis Cup gegen Argentinien mit dem hochdramatischen Doppel als emotionalem Schlussakt waren ihm deutlich anzusehen − und anzuhören. „Ich habe keine Stimme mehr. Es ist wie nach einer Party im Nachtclub“, scherzte der 28-Jährige.

Mit Anfeuerungen und Applaus hatte der Weltranglistendritte mit versucht, gegen die lautstarken argentinischen Fans auf der Tribüne anzukommen und seine Teamkollegen Kevin Krawietz und Tim Pütz im entscheidenden Doppel zu unterstützen. In der zu einem Tennisstadion umfunktionierten Halle 37 auf dem Messegelände BolognaFiere entwickelte sich eine denkwürdige Nervenschlacht, die erst um 1:03 Uhr und nach vielen Wendungen zugunsten des deutschen Teams beendet war.

Beim 4:6, 6:4, 7:6 (12:10) wehrten Krawietz/Pütz gegen Andrés Molteni/Horacio Zeballos drei Matchbälle ab und verwandelten ihren eigenen fünften zum 2:1-Sieg für Deutschland. „Ich habe am Ende gar nichts mehr verstanden und bin einfach nur glücklich, dass wir gewonnen haben“, sagte Zverev. Viel hatte nicht gefehlt und die Titel-Mission in Bologna wäre früh gescheitert. So aber lebt der Traum vom ersten deutschen Triumph im prestigeträchtigen Mannschafts-Wettbewerb seit 32 Jahren.

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„Es gibt nicht so viele Matches wie dieses in einer Karriere“, sagte Pütz. Und Krawietz meinte zur eigenen Nervenstärke: „Cool oder nicht cool − am Ende ist es ein bisschen Glück.“ Teamkapitän Michael Kohlmann wollte im Überschwang der Gefühle zunächst „ein bisschen Party feiern“, doch wenig später klang er schon wieder rationaler: „Jeder versucht jetzt schnell zu schlafen, sich zu erholen und morgen dann ein bisschen zu trainieren, um am Samstag wieder fit zu sein.“

Dann wartet im Halbfinale Spanien als Gegner. Da der Weltranglistenerste Carlos Alcaraz wegen Oberschenkelproblemen seinen Start kurzfristig absagen musste, geht Deutschland favorisiert in das Duell. Zumal das Happy End im Doppel-Drama viel Rückenwind gibt. „Wir sollten so ein Match ausnutzen später im Turnier“, meinte Zverev.

Zverev ist kein Fan des Davis-Cup-Formats

Er selbst hatte auch seinen Anteil an dem Erfolg. Der Hamburger sorgte mit seinem 6:3, 7:6 (7:3)-Sieg gegen Francisco Cerundolo für den 1:1-Ausgleich und ermöglichte damit überhaupt erst die Entscheidung im Doppel. Zum Auftakt hatte Jan-Lennard Struff gegen Tomás Martín Etcheverry knapp mit 6:7 (3:7), 6:7 (7:9) verloren. 

„Ich fand, dass ich heute ein sehr gutes Niveau gezeigt habe und bin darüber sehr glücklich“, sagte Zverev. Im zweiten Satz schlichen sich zwar etwas mehr Fehler in sein Spiel, er schmiss auch einmal aus Frust den Schläger auf den Boden. Doch im Tiebreak war auf den mit Abstand am höchsten eingestuften Einzelspieler des Turniers Verlass.

Gegen Spanien wird er sehr wahrscheinlich gegen Jaume Munar antreten, gegen den er zuletzt bei Olympia in Paris klar gewonnen hatte. „Ich glaube, dass er jetzt sehr viel besser spielt als damals“, sagte Zverev. Er sucht bei seinem Davis-Cup-Comeback nach drei Jahren Pause auch einen versöhnlichen Abschluss einer für ihn „unglaublich unbefriedigenden“ Saison.

Ein Fan des Davis Cups in der aktuellen Form ist Zverev aber nicht. Als „Showturnier“ hatte er ihn zuletzt bezeichnet, weil die besondere Atmosphäre von Heim- und Auswärtsspielen beim Endturnier an einem Ort fehlen würde. Dass am Donnerstag vor allem die argentinischen Fans auf der Tribüne mit Trommeln und südamerikanischen Gesängen für gute Stimmung sorgten, änderte seine Meinung nicht.

Es sei „ein bisschen schade“, dass beim Doppel nachts nur noch „maximal 1.000 Menschen im Stadion“ gewesen seien, so Zverev. „Wenn wir in Argentinien oder Deutschland gespielt hätten, wären da vielleicht 15.000 Menschen.“ (dpa)

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