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Sport: England deprimiert sich

Trainer Steve McClaren gerät nach dem 0:0 gegen Israel ins Abseits

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Die öffentliche Sicherheit genießt bei allen größeren Veranstaltungen in Israel höchste Priorität. Für den Besuch der englischen Nationalmannschaft wurden naturgemäß strenge Vorkehrungen getroffen, sogar an das spezielle Gefährdungspotenzial im Medienzelt vor dem klapprigen Ramat-Gan-Stadion hatten die zuständigen Behörden gedacht. Ein reichhaltiges Büffet sollte die angereisten Reporter von der Insel wohl satt und genügsam machen, damit es im Falle eines Misserfolgs nicht zu Handgreiflichkeiten gegen Nationaltrainer Steve McClaren kommen würde. Die Berichterstattung vor der Begegnung am Samstag war bereits sehr kritisch, in den kommenden Tagen dürfte es noch heftiger werden. Am Ende einer „in ihrer Vorhersehbarkeit zutiefst deprimierenden Partie“ (Observer) stand nämlich ein graues 0:0. „Ein Unentschieden, das sich wie eine Niederlage anfühlt“, sagte Steven Gerrard.

4000 englische Fans skandierten „what a load of rubbish“, was für ein Haufen Müll. Anders lässt sich Englands Form bei bestem Willen auch nicht beschreiben: Drei Qualifikationsspiele in Folge haben die Briten nun schon nicht gewonnen und dabei nicht ein Tor erzielt. Acht Punkte aus fünf Spielen lautet die beschämende Bilanz, Platz drei in der Gruppe, mit fünf Zählern Rückstand auf Kroatien. Derart unbefriedigende Leistungen waren schon unter McClarens Vorgänger Sven-Göran Eriksson mehr Regel als Ausnahme. Doch der Schwede bürgte zumindest für adäquate Resultate auf dem Weg zu internationalen Turnieren. Nun ist selbst die Qualifikation gefährdet. „Das Glück fehlte, die Qualität fehlte, und die Entscheidungen waren falsch“, sagte McClaren. Er meinte damit die Chancenverwertung, doch diese Analyse trifft auch auf ihn persönlich zu: Die schon vor seinem Amtsantritt bestehenden Zweifel an seiner Qualifikation für das schwierige Amt werden mit jeder Enttäuschung größer, sie verschlucken den Rest seiner Autorität.

Bei vielen besorgten Fans firmiert er bereits als „McClown“, und im Gästeblock machte man sich nach der Auswechslung des bemühten Aaron Lennon über ihn lustig: „You don’t know what you’re doing“, du hast doch keine Ahnung, schrien sie auf der Tribüne. Eklatante Personalfehler waren dem 45-Jährigen in Israel zwar nicht vorzuwerfen, aber er muss sich schon fragen lassen, warum weiter eine rätselhafte Apathie wie ein böser Voodoo-Fluch über seiner Truppe liegt. Uninspirierte Leistungsträger und ein verdutzter Coach – eine schlimme Kombination. Gegen Andorra sollte es am Mittwoch trotzdem reichen, doch selbst ein hoher Sieg über den Zwergenstaat wird an der grundsätzlichen Malaise wenig ändern.

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