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Füchse-Sportdirektor Stefan Kretzschmar verabschiedete Spielmacher Simon Ernst.

© imago/contrast

Versöhnliches Saisonende bei den Füchsen: Ernst und Gojun verabschieden sich aus Berlin

Die Füchse gewinnen ihr letztes Saisonspiel. Nach Abpfiff wird das Ergebnis aber schnell zur Nebensache. Meister in der Handball-Bundesliga ist der THW Kiel.

Noch ein letztes Mal einlaufen, noch ein letztes Feuerwerk, noch ein letztes Mal von den immerhin 850 Zuschauern gefeiert werden. Für Simon Ernst und Jakov Gojun war der Gang in den Fuchsbau zum Abschluss der Saison kein leichter. Lange lagen sie sich mit ihren Teamkollegen in den Armen. Dass es emotional werden würde, stand schon vor dem Spiel gegen den Bergischen HC, das die Füchse mit 29:27(15:13) gewonnen haben, fest. Denn mit Ernst und Gojun wurden zwei Spieler verabschiedet, die den Verein auf besondere Weise geprägt haben.

Da ist zum einen Simon Ernst, dessen Karriere traurigerweise schon des Öfteren Tränen hervorrief. Als der gebürtige Rheinländer im Jahr 2018 aus Gummersbach in die Hauptstadt wechselte, laborierte er bereits an seinem zweiten Kreuzbandriss. Ernst kämpfte sich zurück, wollte endlich seine langerwartete Rolle als Spielmacher einnehmen. Doch nur zwei Monate nach seinem ersten Einsatz für die Füchse riss er sich erneut das Kreuzband und es schien, als ob die Laufbahn des 39-fachen Nationalspielers ihr Ende erreicht hatte. Doch Ernst überraschte alle.

Wieder ging er an seine Grenzen, wieder schaffte er den Weg zurück auf das Handballfeld. Zwar waren seine Einsätze unter Jaron Siewert nur sporadisch, hingegen betonten der Trainer und ebenso der Rest des Teams mehrfach, wie wichtig der 27-Jährige für die Füchse ist. Wenn nicht auf dem Feld, so doch auf und hinter der Bank. Seinen Kampfgeist konnte er stets auf die Mannschaft übertragen und hat trotz seines harten Schicksals Optimismus versprüht. „Du hast die Messlatte für Einsatzbereitschaft, Arbeitsethos und Moral bei uns ganz hochgelegt”, sagte Sportchef Stefan Kretzschmar.

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Die Corona-Pandemie ging indes auch an den Füchsen nicht spurlos vorbei. Der Etat für die kommende Saison musste gekürzt werden, nicht alle Spielerverträge konnten verlängert werden. Darunter jener von Ernst, der zukünftig das Trikot des SC DHfK Leipzig tragen wird. Der zweite Abgang ist nicht minder schmerzhaft.

Mit Jakov Gojun verlässt nach sechs Jahren nicht nur der Abwehrchef die Füchse, sondern gleichermaßen der emotionale Motor. Kaum einem anderen gelang es wie dem gebürtigen Kroaten seine Mannschaftskameraden anzutreiben und darüber hinaus die Zuschauer und die Halle anzuheizen. Diese mentale Komponente unterstrich der 2,04-Meter-Hüne durch seine unglaubliche körperliche Präsenz auf dem Feld. Wenn er zupackte, gab es für den Gegenspieler wenig zu lachen, war an ein Durchkommen kaum zu denken. Nicht wenige Trikots wurde dabei dem Härtetest unterzogen, nicht wenige mussten klein beigeben.

Nach vielen Jahren in ganz Europa zieht es Jakov Gojun zurück nach Kroatien, in seine Heimat.
Nach vielen Jahren in ganz Europa zieht es Jakov Gojun zurück nach Kroatien, in seine Heimat.

© imago/contrast

„Wir verabschieden einen unserer größten Kämpfer, die wir hier je im Fuchsbau hatten”, sagte Geschäftsführer Bob Hanning ehrfürchtig. Er weiß, welch großen Anteil der 35-Jährige am Aufschwung der Berliner zum Saisonende hin hatte, dass er mit seiner Erfahrung und Mentalität zur Stabilisierung der Defensive immens beigetragen hat.Doch auch ihn mussten die Füchse ziehen lassen. Gojun geht nach den Stationen Madrid, Paris und Berlin zurück zum RK Zagreb. „Ich bin traurig, aber auch sehr stolz auf meine Zeit hier. Ich werde Berlin immer in meinem Herzen tragen”, sagte Gojun zum Abschied wie gewohnt umjubelt von den Fans.

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Der Gerüchteküche zufolge, soll für ihn ein Ersatz verpflichtet werden. Dabei fielen die Namen des Schweden Max Darj von den Bergischen und Viran Morros, der Paris Saint-Germain verlassen wird.Ernst und Gojun – beiden wurde ein Titel zum Abschluss verwehrt. Nach dem Ausscheiden in der European League im Finale gegen Magdeburg, reichte es in der Bundesliga letztlich für Platz vier.

Den Ambitionen, den Abstand zur Spitze zu verkürzen, konnten sie mit ihrer Mannschaft nur bedingt standhalten. Dennoch war es tabellarisch eine Steigerung. Zumal, wer hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass es die Füchse aus eigener Kraft schaffen würden, sich für das internationale Geschäft in der nächsten Saison zu qualifizieren? Doch am Ende zeigten die Berliner noch einmal das, was Gojun und Ernst so eindrücklich verkörpern: Moral, Kampfgeist und ganz viel Emotion.

Meister in der Handball-Bundesliga wurde in einem dramatischen Finale am Sonntag der THW Kiel durch ein 25:25 gegen die Rhein-Neckar Löwen. Für die am Ende punktgleiche SG Flensburg-Handewitt blieb nur Platz zwei, was auch an den Füchsen lag. Die siegten nämlich vor ein paar Wochen in Flensburg und machten damit den Weg für Kiel frei.

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