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Voller Zuversicht. Der 1. FC Union fühlt sich stark genug, um die Hürde Ajax Amsterdam zu nehmen.

© IMAGO/Eibner

Erst Ajax Amsterdam, dann Bayern München: Ist Union reif genug für die ganz Großen?

Für die Köpenicker stehen in dieser Woche zwei entscheidende Spiele an. Sie geben Aufschluss darüber, wie gut die Mannschaft wirklich ist.

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Am Donnerstag, spätestens um 18 Uhr, wird es mit der Ruhe vor dem Sturm endlich vorbei sein. Drei Stunden vor Anpfiff sammelt sich die Fanszene des 1. FC Union am Bahnhof Köpenick, und ab dann dürfte es laut werden im Berliner Südosten. Schließlich ist das ein Europapokalabend, und an einem Europapokalabend singt man sich – wie zuletzt in Amsterdam – schon vorher in Europalaune.

Dabei gibt es kaum jemanden im Union-Kosmos, der nicht schon in Europalaune ist. Bei all den Höhepunkten der vergangenen Jahre gab es kaum ein Heimspiel, dem so gänsehäutig entgegengefiebert wurde wie dem Rückspiel des Europa-League-Play-Offs gegen den Ajax Amsterdam (21 Uhr, live bei RTL).

„Wir gehen in das Spiel mit einem guten Gefühl“, sagte Union-Verteidiger Danilho Doekhi vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Verein. „Wir haben im Hinspiel gut gespielt. Nun wollen wir vor unseren eigenen Fans gewinnen.“

Von Enttäuschung ob der am vergangenen Wochenende verspielten Chance auf Platz eins in der Fußball-Bundesliga war da keine Spur. Das düstere 0:0 gegen Schalke hat Union schnell abgehakt. Nun blickt man voller Selbstvertrauen auf Ajax. Und das auch zu Recht.

Denn für Union stehen die Chancen nicht schlecht, einen historischen Erfolg gegen die Niederländer zu feiern. Nach dem 0:0 im Hinspiel müssten die Köpenicker in ihrem eigenen Stadion verlieren, um nicht ins Achtelfinale zu kommen. Und das ist ihnen in der laufenden Saison nur einmal widerfahren.

Auch Urs Fischer blickte sachlich zuversichtlich auf das Spiel. „Wir werden versuchen, das gleiche Gesicht wie im Hinspiel zu zeigen“, sagte der Union-Trainer. Nur mehr Effizienz vor dem Tor müsse seine Mannschaft nach den verpassten Chancen in Amsterdam zeigen.

Jetzt kommen die Momente der Wahrheit

Dass es trotzdem nicht einfach wird, ist ihnen aber bewusst. Ajax ist immer noch Ajax, der sechsmalige Europapokalsieger und aktuelle Niederländische Meister. Für den 1. FC Union, der sich gegen einen solchen Gegner immer noch nicht als Favoriten sehen will, geht es nun auch um die Frage, ob und inwiefern man sich mit den Besten messen kann.

Mit dem Ajax-Spiel und der am Sonntag anstehenden Reise zum Bundesliga-Spitzenduell in München stehen jetzt Momente der Wahrheit an. In den kommenden Tagen könnte sich entscheiden, ob Unions aktueller Höhenflug nur ein Höhenflug bleibt oder tatsächlich zu einer historischen Himmelfahrt wird.

Noch steht die brillante Saison auf der Kippe zwischen dem Außergewöhnlichen und dem Wunderbaren. Noch fällt es für Außenstehende schwer zu beurteilen, in welche Richtung es am Ende gehen wird. Nach Leistungen wie jener in Amsterdam scheint für diese Mannschaft alles möglich zu sein. In Spielen wie gegen Schalke wirkt der Sprung zur Spitze plötzlich wieder unrealistisch.

So bleibt die Frage, wie belastbar der Erfolg ist. Zeugen die späten Siegtore, die Union zuletzt öfter erzielt hat, von Glück oder von Durchhaltewille? War das lustlose Spiel gegen Schalke wirklich ein Ausrutscher oder nur die kluge Belastungssteuerung eines Langstreckenläufers? Ist diese Mannschaft stilistisch zu begrenzt, um Titel zu gewinnen? Oder ist sie gerade deshalb erfolgreich, weil sie ständig an die eigenen Grenzen geht?

Wer von außen Antworten auf diese Fragen gesucht hat, hat sich oft geirrt. Rückschläge wurden in dieser Saison nicht selten überbewertet, der Zusammenbruch dieses großartigen Laufs wurde oft zu früh ausgerufen.

Die Mannschaft hingegen ließ sich davon nicht beeinflussen und konnte sich bisher immer wieder aufs Neue beweisen. Auch in dieser Woche hat Mittelfeldspieler Aissa Laidouni seine Zuversicht kundgetan, dass diese Truppe „Großes erreichen“ könne.

Angst muss Union an diesem Donnerstag jedenfalls nicht haben. Mit der Rückkehr des zuletzt erkrankten Diogo Leite kann sich Fischer wieder fast auf das volle Kontingent zurückgreifen. Die Alte Försterei wird auch für ihre Verhältnisse auf großer Flamme kochen. Und dass sie große, entscheidende Spiele gewinnen kann, das hat diese Mannschaft in den vergangenen Jahren schon öfter gezeigt.

Die Tage der Wahrheit kann Union also erhobenen Hauptes angehen. Und Anfang nächster Woche werden vermutlich alle eine bessere Idee davon haben, was dieser Mannschaft noch alles zuzutrauen ist.

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