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Erste deutsche Medaille: Maurice Wetekam holt Bronze bei den Paralympics
Debütant, 18 Jahre und direkt Bronze: Maurice Wetekam schwimmt über 100 Meter Brust auf den dritten Platz und gewinnt die erste deutsche Medaille in Paris.
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Die Zuschauer mussten am Freitagabend kurz auf Para-Schwimmer Maurice Wetekam warten, der mit etwas Verzögerung die Halle betrat. Er hatte Kopfhörer auf, wartete auf ein Handzeichen eines Volunteers, dass er die Halle betreten könne. Doch das Zeichen kam nicht – und Wetekam fast zu spät zu seinem Rennen.
Mit Kopfhörern, das Lied seiner Wahl dabei „Deutschland“ von Rammstein, und einem konzentrierten Gesichtsausdruck steuerte der 18 Jahre alte Paralympics-Debütant dann aber doch auf die fünfte Bahn zu. Vor dem Start kniete er sich an den Beckenrand und spritzte sich Wasser auf seine Brust und ins Gesicht.
Über die 100 Meter Brust entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Bronzemedaille. Auf den letzten Metern überholte Wetekam den Russen Artem Isaev und schlug mit nur 25 Hundertsteln Vorsprung an. Es stand fest: Die erste Medaille bei den Paralympischen Spielen 2024 für Deutschland ging somit an den jungen Schwimmer aus dem Ruhrpott.
In der La Défense Arena hatte Wetekam, der mit einer Fehlbildung des linken Armes zur Welt kam, bereits im Vorlauf mit persönlicher Bestzeit 1:07.79 aufhorchen lassen. Und so waren keine zehn Stunden später am Freitagabend im Finale alle Augen auf Wetekam gerichtet.

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Als amtierender Vizeweltmeister über die 100 Meter Brust in der Startklasse SB9 galt er als Medaillenhoffnung für das deutsche Schwimmteam. Nur der unter neutraler Flagge antretende Russe schlug im Vorlauf noch schneller als der Deutsche an. Um zur Ruhe zu kommen, sei Wetekam nach dem Einschwimmen zu seiner Freundin gegangen. „Das hat mich dann nochmal ein bisschen runtergebracht“, sagte er: „Schlafen konnte ich vor Aufregung nicht mehr.“
Der Startschuss für Wetekams erstes paralympisches Finale fiel – und der 18-Jährige sprang etwas zu tief ins Wasser. Auf den ersten 50 Metern schwamm er einem Rückstand auf die Medaillenränge hinterher. Nach der Wende konnte er anziehen und es entwickelte sich ein spannendes Duell um Bronze. Auf den letzten Metern überholte der Deutsche Isaev.
Auf den Sieger Stefano Raimondi aus Italien fehlten dem Athleten des TSV Bayer Leverkusen 1,76 Sekunden. Silber holte Lokalmatador Hector Denayer.
„Das macht mich unglaublich stolz, ich habe sowas noch nie erlebt“, sagte Maurice Wetekam in der ARD nach seinem phänomenalen Schlussspurt. Bei der Siegerehrung konnte er sich das Lächeln nicht verkneifen und atmete mehrere Male tief durch, sobald die Bronzemedaille um seinen Hals hing.
„Das ist das Beste, was man sportlich erreichen kann.“ Natürlich gebe es noch Gold und Silber, „aber es ist einfach unbeschreiblich. Mein Ziel war nochmal Bestzeit zu schwimmen und das habe ich geschafft“, sagte Wetekam nach seinem Rennen beim Medaillenempfang im Deutschen Haus in Paris. Die nächste Möglichkeit auf Edelmetall bietet sich Wetekam am 5. September auf 200 Meter Lagen.
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