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Erste Medaille für deutsche Para-Leichtathleten: Eine erfolgreiche Enttäuschung
Kugelstoßer Niko Kappel wird hinter dem Usbeken Bobirjon Omonov Zweiter in Paris. Nach der gewonnenen WM im Mai war die Hoffnung auf Gold groß.
Stand:
Er atmete ein letztes Mal tief durch und betrat den Kugelstoßring im Pariser Stade de France. Eineinhalb Drehungen und der Abwurf. Die Kugel flog weit, aber nicht weit genug. Enttäuscht trat Kappel auf den Balken des Kugelstoßringes und machte damit seinen letzten Versuch absichtlich ungültig. Die Silbermedaille wurde es trotzdem, gewünscht hatte sich der Sportler allerdings Gold.
Der amtierende Weltmeister und Weltrekordhalter ging am Montag mit einem klaren Ziel in den Wettkampf von Paris. Der kleinwüchsige Ausnahmesportler wollte nach acht Jahren seine zweite Goldmedaille bei den Paralympics in den Händen halten. In Rio 2016 bei seinem Paralympics Debüt überraschte Kappel und holte sich mit einem tollen Wettkampf den ersten Platz. In Tokio 2020 reichte es für die Bronzemedaille.
„Silber-Fluch“ für Kappel
Seine größte Konkurrenz in der französischen Hauptstadt kam aus Usbekistan. Bobirjon Omonov hatte Kappel bereits bei vergangenen Wettkämpfen immer wieder den ersten Platz weggeschnappt. Somit belegte Niko Kappel in den letzten internationalen Wettkämpfen stetig den zweiten Platz. Den „Silber-Fluch“ besiegte der 29-Jährige dieses Frühjahr jedoch im japanischen Kobe, als er zum ersten Mal die magische Fünfzehn-Meter-Grenze übertraf. 15,07 Meter – neuer Weltrekord. Und vielversprechend für die Paralympics in Paris.
Ganz hart gesagt habe ich heute das Gold verschenkt
Niko Kappel
Einen guten Einstieg in den Wettkampf fand Niko Kappel mit 13,74 Meter in seinem ersten Versuch. Dann der Schock: Der Konkurrent aus Usbekistan kam in seinem zweiten Versuch auf 14,32 Meter – ein neuer paralympischer Rekord. Und Kappel schien nicht in den Wettkampf reinzukommen. Nach seinem dritten Stoß verlor er das Gleichgewicht und fiel vorne über – ein ungültiger Versuch. Es kam zu einer längeren, intensiven Absprache mit seinem Trainer. Seine letzten beiden Versuche machte er absichtlich ungültig. Keiner der sechs Stöße überflog die Vierzehn-Meter-Marke. Somit blieb Kappel über einen ganzen Meter unter seiner Bestleistung aus dem Mai.
Blick nach Los Angeles
Mit seinem Silber in Paris habe er jetzt immerhin den Medaillensatz bei paralympischen Spielen komplett, lachte Kappel. Zufrieden war er mit seiner Leistung jedoch keineswegs. Weder ein ruhiger Moment in den Katakomben noch ein Gespräch mit seiner Freundin schafften es, ihn während des Wettkampfes in die richtige Spannung zu bringen.
„Ich habe die Stimmung im Stadion auch so gar nicht richtig aufsaugen können. Eigentlich liebe ich das sehr, vor so einer Kulisse an den Start zu gehen“, sagte Kappel. Er werde sich nach diesem Wettkampf erstmal der Analyse seiner Stöße widmen. Anschließend komme es dann womöglich doch zu einer Feier der Silbermedaille.
Dabei jetzt schon im Blick: die Paralympischen Spiele in Los Angeles 2028. Dort will er die Goldmedaille wiederholt in Angriff nehmen.
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